Jost fordert Umdenken Amtlich: Gift-Eier auch im Saarland

Saarbrücken · Im Skandal um Gift-Eier appelliert Verbraucher-Minister Reinhold Jost an die Saarländer: Kauft regionale Produkte! Und er rügt die Discounter.

 Reinhold Jost (SPD)

Reinhold Jost (SPD)

Foto: Saarländisches Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz/Sebastian Bauer/Saarländisches Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

(dpa/lrs/SZ) Als vorletztes Bundesland hat das Saarland gestern offiziell bestätigt, dass mit dem Schädlingsbekämpfungsmittel Fipronil belastete Eier in den Handel im Land gelangt sind. Das Saar-Verbraucherschutzministerium hat nach eigenen Angaben Lieferketten von betroffenen Eier-Erzeugern in den Niederlanden bis zu Lebensmittel-Discountern im Saarland rekonstruiert. Darunter seien Filialen von Aldi und Lidl, sagte Ministeriumssprecherin Sabine Schorr.

Das Land prüfe noch weitere Vertriebswege und Lieferketten. Andere Discounter und Lebensmittelgeschäfte könnten betroffen sein, stellte sie klar. Es werde „tröpfchenweise“ anhand vieler Vertriebslisten aufgeklärt, wohin die mit dem Insektizid belasteten Eier genau gelangt sind, sagte sie. Aldi hatte schon zum Wochenende auch im Saarland alle Eier aus den Regalen geräumt. Bei Lidl sollten nur noch auf Fipronil getestete Eier angekauft werden.

Verbraucher-Minister Reinhold Jost (SPD) riet den Saarländern gestern, „derzeit nach Möglichkeit auf Eier und Eiprodukte aus regionaler Produktion zurückzugreifen“. Saarländische Lebensmittelkontrolleure hätten in den vergangenen Tagen gut drei Viertel der Eiererzeuger auf die Verwendung von fipronilhaltigen Desinfektionsmitteln untersucht: ohne Beanstandungen.

Ein Vorteil der Erzeuger im Saarland sei ihre kleine Betriebsgröße, sagte gestern Sieglinde Krämer,  Vorsitzende des Verbands der Geflügelhalter. Es gebe wenig Zusammenarbeit mit externen und größeren Dienstleistern. Die Eier-Produktion und Instandhaltung der Ställe bleibe meist in der eigenen Hand. Wegen des sinkenden Angebots erwartet sie aber steigende Preise.

 Minister Jost kritisierte die Informationspolitik der Verantwortlichen in Belgien und den Niederlanden, die viel zu spät und bisher auch unzureichend über den Einsatz des  Fipronil und die Vertriebswege informiert hätten. Er rügte aber auch fehlende Informationen von Seiten der Discounter, die teilweise früher und in eigener Verantwortung ihre Eier-Bestände hätten kontrollieren und ihre Kunden aufklären müssen. „Es waren bisher vor allem die Verbraucherinnen und Verbraucher selbst, die in den letzten Tagen versucht haben, sich über Listen im Internet und die Print-Nummern belasteter Eier ein Bild zu machen. Das fördert nicht gerade das Vertrauen der Bürger in den Handel und die Lebensmittelsicherheit“, sagte Jost,

Fipronil war zuerst in Eiern aus Belgien und den Niederlanden nachgewiesen worden. Mindestens zehn Millionen verseuchte Eier wurdern laut Bundeslandwirtschaftsministeriums nach Deutschland geliefert. Die Chemikalie gelangte offenbar als Zusatz in einem Desinfektionsmittel in Betriebe.  Beim Menschen kann sie in höheren Dosen zu Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen führen.

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