Amt: Schulsozialarbeit ist nicht in GefahrFamilienkrisen nehmen im Regionalverband dramatisch zu

Regionalverband. "Die Schulsozialarbeit wird weiterlaufen wie bisher." Mit dieser Aussage tritt Uschi Biedenkopf, Leiterin des Jugendamts im Regionalverband, Befürchtungen entgegen, die Verwaltung wolle in diesem Bereich sparen (die SZ berichtete)

Regionalverband. "Die Schulsozialarbeit wird weiterlaufen wie bisher." Mit dieser Aussage tritt Uschi Biedenkopf, Leiterin des Jugendamts im Regionalverband, Befürchtungen entgegen, die Verwaltung wolle in diesem Bereich sparen (die SZ berichtete). Es geht um zehn Erweiterte Realschulen und Gesamtschulen, an denen im Programm "School's in" seit 2001 Sozialarbeiter, Pädagogen und Erzieher eingesetzt werden. Ein Baustein von "School's in" sei seitdem auch die Finanzierung der Nachmittagsbetreuung für alle Schüler an den zehn Standorten gewesen.

Weil aber die Landesregierung mittlerweile die Freiwillige Ganztagsschule stark ausgebaut habe, schlägt Biedenkopf vor, bei der Nachmittagsbetreuung rund 57 000 Euro zu sparen (die SZ berichtete). Dieser Betrag ist die Differenz zwischen den Personalkosten der Nachmittagsbetreuung auf der einen Seite und den Zuschüssen des Landes und den Elternbeiträgen andererseits.

Kosten sehr unterschiedlich

Nach Ansicht Biedenkopfs ist im Gegensatz zur Schulsozialarbeit die Nachmittagsbetreuung nicht die Aufgabe des Jugendamts. Und: "Die Bürgermeister haben ein Recht darauf, dass wir alles durchforsten", meint Biedenkopf angesichts einer drohenden Umlagesteigerung für die zehn Kommunen um 34 Millionen Euro im Haushalt 2010. Die Amtsleiterin sieht auch die Kirchen und Wohlfahrtsverbände in der Pflicht, die die Nachmittagsbetreuung organisieren. So bräuchte die Gesamtschule Ludwigspark den größten Zuschuss vom Regionalverband, während die Gesamtschule Bellevue mehr Kinder betreue, aber weniger Geld ausgebe, als durch Landeszuschüsse und Elternbeiträge hereinkommen.

Armin Weppernig, Abteilungsleiter im Jugendamt, erklärt die unterschiedlichen Kosten damit, dass manche freien Träger der Jugendhilfe ältere Mitarbeiter der höchsten Gehaltsstufe einsetzen. Trotzdem sei die Nachmittagsbetreuung in der Gesamtschule Bellevue nicht schlechter. Er rechne durch die Einsparung nicht mit Personalkürzungen, sondern mit Veränderungen beim Einsatz des Personals.

Weppernig machte deutlich, dass die Schulsozialarbeit an den Grundschulen ausgebaut und auch an der Förderschule im Stadtteil Von-der-Heydt eingerichtet wird. Ganz aus dem Programm rausgefallen ist die Erweiterte Realschule Bruchwiese. Dort gebe es jetzt eine Ganztagsklasse, die auch nachmittags unterrichtet werde.

Im Jugendhilfeausschuss des Regionalverbandes hatten die Verteter von Kirchen und Wohlfahrtsverbänden die Sparpläne kritisiert. Sie befürchten einen Qualitätsverlust in der Schulsozialarbeit. Hansjürgen Stuppi vom Paritätischen Wohlfahrtsverband kündigte an, die Vertreter der freien Jugendhilfe wollten Ende Januar beraten und anschließend mit der Verwaltung und der CDU/SPD-Mehrheit in der Regionalversammlung reden. "School's in" habe verhindert, dass Schüler mit Problemen später vom Jugendamt betreut werden müssen, meint Stuppi. Regionalverband. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die das Jugendamt aus ihren Familien holen muss, ist 2009 dramatisch gestiegen: 219 Inobhutnahmen waren es im vergangenen Jahr, 125-mal musste das Amt 2008 zu dieser Maßnahme greifen. Dagegen ist die Zahl der Heranwachsenden, die ins Heim mussten, 2009 von 894 auf 861 gesunken. Weil die Heimunterbringung sehr teuer ist, prüft das Amt gemeinsam mit den Eltern in Gesprächen regelmäßig, ob ihre Kinder nicht wieder in die Familie zurückkehren können, teilt Amtsleiterin Uschi Biedenkopf mit. Das Ziel sei, nur solange es wirklich nötig ist, die Kinder zu betreuen, ergänzt Abteilungsleiter Armin Weppernig. Die Heimunterbringung von Minderjährigen kostet 2010 voraussichtlich 24 Millionen Euro. sm

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