Bescherung Armes Kind wünscht sich ein Unterhemd

Alt-Saarbrücken · Am Weihnachtsbaum des Kinderschutzbundes hängen 900 Kärtchen mit Weihnachtswünschen von Kindern in Not.

 Adventsaktion: Plätzchenbacken beim Kinderschutzbund.  

Adventsaktion: Plätzchenbacken beim Kinderschutzbund.  

Foto: Heiko Lehmann

„Vera, acht Jahre – ich wünsche mir vom Christkind ein neues Unterhemd“, steht auf einem kleinen Schild – das hängt an einem großen Weihnachtsbaum beim Kinderschutzbund. Das Unterhemd ist nur einer von rund 900 Wünschen, die der Kinderschutzbund in diesem Jahr erfüllen will. Sie alle hängen an dem Baum. Und alle stammen von Kindern, die sozial benachteiligt sind und in Heimen oder Frauenhäusern aufwachsen. Viele dieser Kinder haben keine Familie mehr.

„Wenn man sich die Wünsche ansieht, kann man Tränen in die Augen bekommen. Man spürt förmlich, dass die Kinder so gut wie nichts haben“, sagt Gerda Scheel. Sie ist seit neun Jahren die Vorsitzende des Ortsverbandes Saarbrücken im Deutschen Kinderschutzbund.

Unterwäsche, Handschuhe, Strümpfe oder einen Badeanzug, um am Schwimmunterricht in der Schule teilnehmen zu können, wünschen sich viele Kinder. Karin Backes vom Kinderschutzbund, der in diesem Jahr in Saarbrücken sein 35jähriges Bestehen feiert, hat alle Wünsche entgegengenommen, in den Computer eingegeben, ausgedruckt, laminiert und an den Weihnachtsbaum gehängt.

Die Geschäftsräume des Kinderschutzbundes sind in der Straße „Am Schlossberg 3“. Dort war während des Weihnachtsmarktes am Schloss auch wieder die große Wunschbaumaktion. Besucher konnten sich die Schilder vom Baum nehmen und die Wünsche erfüllen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Bundes kaufen die Geschenke, packen sie ein und bringen sie an Weihnachten zu den Kindern.

„Es sind so viele Menschen gekommen und haben Wünsche erfüllt. Es war einfach toll. Firmen rufen an und fragen, ob sie 50 oder 100 Wünsche mit ihren Mitarbeitern erfüllen können“, sagt Gerda Scheel.

Neben der Wunschbaumaktion macht der Kinderschutzbund in Saarbrücken noch sehr viel mehr für arme Kinder und Jugendliche. 570 Mitglieder hat der Verein. 215 packen ehrenamtlich mit an. Seit 25 Jahren gibt es in Saarbrücken bereits das Kinder- und Jugendtelefon, die Nummer gegen Kummer, wie die Aktion heißt. Unter der Tel. 0800 111 0 333 können Kinder- und Jugendliche bei Problemen anrufen und werden von ausgebildeten Ehrenamtlern beraten. Etwa 1400 Anrufe gehen pro Jahr ein. Etwa die Hälfte braucht sofort Hilfe in oft schwierigen Situationen.

„Viele wollen beim ersten Anruf auch nur das Vertrauen spüren, bevor sie von ihren Problemen erzählen. Das folgt dann oft beim zweiten Anruf“, weiß Gerda Scheel, die vor 17 Jahren selber als Beraterin bei der Nummer gegen Kummer anfing.

Jeden Samstag von 14 bis 20 Uhr läuft die Telefonaktion „Jugend berät Jugend“. Unter Tel. 0800 116 111 können die Kinder und Jugendlichen ihre Probleme anderen Jugendlichen anvertrauen. Es sind oft keine einfachen Telefonate, denn die Probleme des Nachwuchses sind zum Teil erschütternd.

Hinzu kommt, dass die Anzahl der Jugendlichen, die an Berater-Ausbildungskursen teilnehmen wollen, zurückgeht. „Früher waren die Kurse fast immer ausgebucht. Das hat sich geändert als G12 (Abitur nach der zwölften Jahrgangsstufe) eingeführt wurde. Die Jugendlichen haben kaum noch Zeit für andere Dinge und sind fast nur noch im Stress. Es ist sehr schade“, kritisiert Gerda Scheel.

Auf alle Fälle wird sich die achtjährige Vera an Weihnachten freuen können. Denn eine Frau aus Saarbrücken hat sich das Wunschbaum-Schild der Achtjährigen geschnappt, um den Weihnachtswunsch für Vera zu erfüllen.

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