Tag des Waldes am 21. März Experten streiten um Zukunft des Waldes

Saarbrücken/Siersburg · Der Ex-Chef des Saarforst-Landesbetriebs, Michael Klein, wehrt sich gegen den Vorwurf, der Saarforst verramsche alte Buchen nach China.

 Ein verwunschen wirkender Wald dieser Tage am Litermont nahe Nalbach. Vor allem um Fichten und Buchen machen sich Forstexperten Sorgen.

Ein verwunschen wirkender Wald dieser Tage am Litermont nahe Nalbach. Vor allem um Fichten und Buchen machen sich Forstexperten Sorgen.

Foto: Ruppenthal

Wenn heute der Internationale Tag des Waldes gefeiert wird, der 1971 von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ausgerufen wurde, steht es um den saarländischen Wald nicht gut. Der Borkenkäfer hat bereits nach der Trockenperiode im vergangenen Jahr die Fichtenbestände massiv attackiert und beim Landesbetrieb Saarforst eine Mindereinnahme von einer Million Euro wegen des Preisverfalls für das Fichtenholz bewirkt.

„2019 wird es noch schlimmer als 2018“, sagte der Vorsitzende des Saarländischen Waldbesitzerverbandes, Michael Klein, der SZ. Klein, selbst großer Privatwaldbesitzer aus Siersburg und Ex-Chef des Saarforst-Landesbetriebs, erklärte zudem, dass die Buchen ihm Sorgen bereiteten. „Wegen der Trockenheit. Es war ein vergleichsweise niederschlagsarmer Winter“, sagte Klein.

Klein widersprach dem Saar-Grünen-Vize und Chef der Forstbetriebsgemeinschaft Saar-Hochwald, Klaus Borger, der kritisiert hatte, der Saarforst „verramsche“ alte Buchen nach China. „Die Buchen werden nicht verramscht, sondern zu Massivholzmöbeln in China verarbeitet“, betonte Klein. Zudem bringe Buchenholz 200 Euro pro Festmeter ein. Das sei im Vergleich zum Fichtenpreis von derzeit 50 Euro je Festmeter ein fairer Preis. „Was wollen Sie machen, wenn keiner in Europa die Buchen kauft? Dann gehen Sie eben nach China. Ich kann die Buchen ja nicht verrecken lassen“, betonte Klein. Zudem mache den Marktpreis „der liebe Gott, da habe ich keinen Einfluss darauf“.

Zertifizierungen nach PEFC, FSC oder Naturland brächten keine höheren Erträge mehr, weil inzwischen fast jeder Waldbesitzer – ob Privat, Land oder Kommunen – über eine Zertifizierung der Anbauart verfüge. „In China ist die Zertifizierung den Einkäufern egal. Man hat kein Alleinstellungsmerkmal mehr“, sagte Klein. Zudem verstehe er Borgers Forderung nach einer Novellierung von Jagd- und Naturschutzgesetzen nicht. „Im Jagdgesetz steht der Schutz des Waldes schon drin“, betonte Klein. Im Saarland gebe es 40 000 Waldeigentümer, etwa 800 Betriebe seien im Waldbesitzerverband organisiert.

Borger und Max Victor Limbacher, Ortsvorsteher von Kirkel-Limbach, die beide die Bürger-Initiative „Pro-Saar-Wald“ vertreten, betonten, dass gerade der öffentliche Wald  gefordert sei, endlich seiner Vorbildfunktion gerecht zu werden. Wald-Zertifikate schienen leider ihre erhoffte Steuerungsfunktion in der Fläche verfehlt zu haben, stellte demnach auch die Bundesbürgerinitiative Waldschutz fest. „Da liegt doch nahe zu sagen, besser nicht bewirtschaften, als waldschädlich“, sagte der Limbacher Limbacher. Ein „Paradigmenwechsel“ müsse die besondere Bedeutung der heimischen  Wälder garantieren. Limbacher plädiert deshalb für einen konsequenten Funktionswandel der Wälder in Kommunal- und Staatsbesitz: „Gerade der Wald im öffentlichen Eigentum sollte als Wald der Bürgerinnen und Bürger nicht weiter vorrangig als Einnahmequelle des Landes betrachtet werden“, so Limbacher. Die weitere Schwächung der Ökosphäre Wald komme für unser Leben und das kommender Generationen erheblich teurer zu stehen, als kurzfristig durch den Holzeinschlag erlöst werden kann.

„Notwendige konsequente Korrekturen in der Jagdpolitik, die eine naturschonende Regeneration der geschädigten Wälder über eine artenreiche Naturverjüngung ermöglichen würde, sind das Gebot der Stunde“, betonte Borger. Heute ermöglichten auf weiten Teilen des Saarlandes nur teure Waldschutz­zäune das, was sich bei einer verantwortlichen Waldschutzjagd erübrigen würde. Die Jagd müsse sich den waldbaulichen Zielen unterordnen und dürfe nicht mehr als Mittel zum Zweck sein. „Wald vor falsch verstandener Wildhege (Wildzucht) muss der Leitgedanke für eine Novelle des Jagdgesetzes werden“, so Borger.

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