Am Stausee-Konzept scheiden sich die Geister Beide seit vielen Jahren in der Kommunalpolitik engagiert Die Personen:

Am 17. Januar wählen die Losheimer Bürger in Direktwahl den Bürgermeister für die nächste Amtsperiode. Seit 1994 hat Amtsinhaber Lothar Christ (SPD) im Losheimer Rathaus das Sagen und tritt erneut als Kandidat an. Sein Herausforderer Erhard Müller (CDU) wurde erst Anfang November nominiert und bemüht sich, in der kurzen, noch verbleibenden Wahlkampfphase Profil zu schärfen

Am 17. Januar wählen die Losheimer Bürger in Direktwahl den Bürgermeister für die nächste Amtsperiode. Seit 1994 hat Amtsinhaber Lothar Christ (SPD) im Losheimer Rathaus das Sagen und tritt erneut als Kandidat an. Sein Herausforderer Erhard Müller (CDU) wurde erst Anfang November nominiert und bemüht sich, in der kurzen, noch verbleibenden Wahlkampfphase Profil zu schärfen. Bislang fand der Wahlkampf in der Seegemeinde eher leise statt. Deshalb konnten die Wähler gespannt sein, was es an Gemeinsamem und Kontroversem zu erörtern gab. Am Donnerstagabend stellten sich beide Kandidaten in der restlos gefüllten Eisenbahnhalle in Losheim vor aufmerksamem Publikum anlässlich der traditionellen Podiumsdiskussion den kritischen Fragen der Moderatoren Wolf Porz (Saarbrücker Zeitung) und Thomas Gerber (Saarländischer Rundfunk). Die Themen "Was hat Lothar Christ falsch gemacht, dass er als Bürgermeister abgewählt werden soll?". Mit dieser Frage eröffnete Wolf Porz die Diskussion zu den politischen Themen. Erhard Müller ist sich sicher, dass sein Kontrahent während der letzten Jahre die Ortsteile stark vernachlässigt und sich überwiegend für die Belange des Kernortes stark macht. "Man muss nur in die Ortsteile hineingehen, um zu sehen, dass man hier viel mehr investieren muss", so Müller. Des Weiteren kritisiere er, dass Lothar Christ sich zu sehr als Einzelkämpfer gebe und die erforderliche Teamarbeit im Gemeinderat vermissen ließe. "In den 15 Jahren meiner Amtszeit gab es für mich stets nur eine Maxime - es geht nur miteinander", erwiderte Christ. Seine Politik sei immer darauf gerichtet, zwischen den Belangen der Ortsteile und des Kernortes den erforderlichen Ausgleich zu finden. Über Investitionen habe es stets einen breiten Konsens gegeben, aber wenn kein Geld da sei, könne man auch keines verteilen. Im übrigem habe die CDU mit ihrer zeitweisen absoluten Mehrheit im Rat jederzeit die Möglichkeit gehabt, die Dinge, die man jetzt kritisiere, kraft ihrer Stimmen anzugehen. Die Verkehrsproblematik ist Müller seit langem ein Dorn im Auge. "Man redet vom Drei-Plätze-Konzept", so Müller. Man brauche dringend Fahrradwege, Fußgängerüberwege und Ruhezonen. Das Herausnehmen des Durchgangsverkehrs sei eine dringliche Maßnahme. Man rede viel, tue jedoch wenig. Christ kann sich dieser Meinung keinesfalls anschließen: "Die Aufträge zum Verkehrskonzept werden vorangetrieben". "Wer sagt, es sei nichts gemacht worden, geht mit geschlossenen Augen durch Losheim". Die Finanzierung erreiche man jedoch nur über städtebauliche Gelder, und diese fließen leider nicht im gewünschten Tempo, erklärte Christ. Zur Thematik "Flächennutzungsplan" ist Müller entschlossen, alles zu tun, damit junge Familien mit ihrem Bauvorhaben nicht auf die "Grüne Wiese" abwandern, sondern in den Ortskernen bleiben. Hier besteht zwischen den Kandidaten Einigkeit. Auch Christ schließt sich dieser Meinung an und ergänzte: "Wir gewähren jungen Familien einen Zuschuss in Höhe von 8000 Euro bei Sanierung einer innerörtlichen Baumaßnahme". Aber in ländlichen Regionen sei es traditionell schwierig, neue Baugrundstücke im Ortskern zu gewinnen. Der jetzige Amtsinhaber empfindet sich als professioneller und erfahrener Leiter seiner Kommune und konnte mit vielen Beispielen auf Fortschritte auf dem für Losheim so wichtigen Feld des Tourismus hinweisen. Ein Streitthema ergibt sich jedoch beim Blick auf die kostenintensive Ausbaumaßnahme "Stausee". Während Müller nicht glaubt, dass sich das Objekt ohne erhebliche Verluste realisieren ließe, argumentiert Christ, dass der Tourismus erhebliche Einnahmen in den Finanztopf der Hochwald-Gemeinde spüle. "Die Leute geben Geld aus, wir rechnen mit einer Million zusätzlicher Steuereinnahmen und schaffen mit diesen Mitteln neue Arbeitsplätze". Müller sieht diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen: "Das Konzept Stausee ist völlig unausgegoren und führt zu weiteren Defiziten". Etwas schwerfällig bekannte sich Christ auf intensives Nachhaken der Moderatoren zum aktuellen Schuldenstand der Gemeinde. In Addition aller Posten ergebe sich ein Gesamtbetrag von zirka 16 Millionen Euro. Christ verwies mit Stolz darauf, aufgelaufene Defizite in den vergangenen Jahren sukzessiv abgebaut zu haben. Müller glaubt, durch Umschichtung der Verschuldung nachhaltig entgegenwirken zu können. "Wie will Müller das bezahlen, wo bekommt er Geld her", war die Frage. Die Antwort blieb der Herausforderer an diesem Abend schuldig. Fazit Während Lothar Christ sehr selbstbewusst diesen kaum merklichen Wahlkampf führt, hofft Müller, in der verbleibenden Zeit bis zum Wahltermin genügend seiner Wähler zu mobilisieren. Leider stehe ihm nicht die "Gratis-Wahlkampfbroschüre Amtsblatt", von der sein politischer Gegner reichlich Gebrauch mache, zur Verfügung, meinte Müller und gibt sich dennoch optimistisch: "Über alles Weitere reden wir, wenn ich gewonnen habe". Menschlich schätzen sich beide Kandidaten. Schade sei nur, dass jeder einem anderen politischen Lager angehört. Lothar Christ kann davon ausgehen, dass er den meisten Wählern bekannt ist. Seit 21 Jahren ist Christ in der Kommunalpolitik tätig, hatte allerdings zuvor bereits annähernd fünf Jahre in politischen Gremien und Verbänden seiner Heimatgemeinde kommunalpolitische Erfahrungen gesammelt. Christ ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter, pflegt in seiner knapp bemessenen Freizeit gerne sein Familienleben, liest entspannende Literatur und hält sich durch regelmäßiges Laufen fit. An der Saar-Uni studierte er Soziologie und startete seinen beruflichen Werdegang beim Diakonischen Werk als Leiter des Diakonischen Zentrums. Vor seiner ersten Wahl zum Bürgermeister wirkte er hauptamtlich als Beigeordneter über einen Zeitraum von sechs Monaten. Aus sozialer Grundüberzeugung ist Christ seit 1993 Mitglieder der SPD und sieht sich bis heute in der Pflicht, neben der Wirtschaftsförderung und Arbeitsplatzsicherung sozial Schwächeren politische Unterstützung zu gewähren. Erhard Müller wurde 1963 als Sonntagskind geboren, besuchte die Volksschule Scheiden und absolvierte die Hauptschule. Beruflich orientierte sich der bodenständige Herausforderer zu handwerklich-technischen Berufen. Als Dreher ließ er sich an der Technischen Hochschule zum Maschinenbau-Techniker ausbilden. Seit 2002 ist Müller am Technisch-gewerblichen Berufsbildungszentrum Neunkirchen als Lehrwerksmeister tätig. Ergänzend nimmt er an der gleichen Schule das Amt des Bildungskoordinators wahr. Müller ist verheiratet, hat eine 18-jährige Tochter und einen drei Jahre jüngeren Sohn. Er schätzt die zuverlässige Unterstützung seiner Ehefrau, ohne die ein etwaiger Beruf des Bürgermeisters nicht auszuüben sei. Neben seinem beruflichen Engagement nimmt sich Müller gerne Zeit für die Zusammenarbeit mit Vereinen und ortsansässigen Organisationen. Seit seinem 21. Lebensjahr ist der Kandidat Mitglied der CDU und kommunalpolitisch tätig. Er habe die Kommunalpolitik von der Pike auf gelernt, argumentiert Müller, der seit nunmehr 15 Jahren das Amt des Ortsvorstehers wahrnimmt. owa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort