Am Niger-Delta fehlt der Schnee

Kreis Neunkirchen/ Port Harcourt. Sie vermisst das Uchtelfanger Schwimmbad. Aber sie hat auch beeindruckenden Ersatz an Wasser gefunden: Seit 1972 genießt es Hannelore Amachree, jederzeit eine Bootsfahrt durch die Mangrovenwälder am Niger-Delta unternehmen zu können. Die 67-Jährige ist nach Nigeria ausgewandert, dort lebt und arbeitet sie seither in der Millionenstadt Port Harcourt

 Hannelore Amachree aus Uchtelfangen (Bildmitte) lebt gern in Port Harcourt in Nigeria - unter anderem engagiert sie sich in der Organisation "Nigerwives", das sind Frauen aus aller Herren Länder, die mit Nigerianern verheiratet sind. Foto: Amachree

Hannelore Amachree aus Uchtelfangen (Bildmitte) lebt gern in Port Harcourt in Nigeria - unter anderem engagiert sie sich in der Organisation "Nigerwives", das sind Frauen aus aller Herren Länder, die mit Nigerianern verheiratet sind. Foto: Amachree

Kreis Neunkirchen/ Port Harcourt. Sie vermisst das Uchtelfanger Schwimmbad. Aber sie hat auch beeindruckenden Ersatz an Wasser gefunden: Seit 1972 genießt es Hannelore Amachree, jederzeit eine Bootsfahrt durch die Mangrovenwälder am Niger-Delta unternehmen zu können. Die 67-Jährige ist nach Nigeria ausgewandert, dort lebt und arbeitet sie seither in der Millionenstadt Port Harcourt. Und sie fühlt sich auf dem schwarzen Kontinent sehr wohl.Nach Westafrika - rund sechs Flugstunden entfernt von Deutschland - zog es die Saarländerin vor 40 Jahren der Liebe wegen. "Ich habe meinen Mann in Saarbrücken kennengelernt", erzählt Hannelore Amachree, die beim Bundesvermögensamt arbeitete, sich in den Studenten der Ingenieurwissenschaft aus Nigeria verliebte und ihm in seine Heimat folgte.

Es sei natürlich nicht einfach gewesen, Heimat und Familie zu verlassen. Aber: "Ich habe mich schnell eingewöhnt und im Laufe der Zeit gelernt, auf viele Sachen zu verzichten, die nicht unbedingt zum Leben oder Überleben notwendig sind." Denn am Niger-Delta geht es teils ursprünglicher zu, langsamer, natürlicher. "Den Wohnort meines Mannes konnte man zum Beispiel früher nur mit dem Schnellboot erreichen. Durch den Bau von Verbindungsbrücken braucht man heutzutage mit dem Auto nur noch 20 Minuten. Ich ziehe jedoch weiterhin eine Bootsfahrt durch Mangrovenwälder vor." In der größten Stadt des Deltas - Port Harcourt - arbeitet Hannelore Amachree "mit Begeisterung in einem privaten Kindergarten mit Vorschule" als Bibliothekarin. Sie ist längst integriert in das Land der kulturellen Vielfalt. "In Nigeria gibt es rund 230 eigenständige Stämme und Sprachen. Die Bevölkerung im Norden ist vorwiegend islamisch, während der Süden christlich ist. Aber egal, wo man sich befindet, die Leute sind sehr gastfreundlich und hilfsbereit."

Anschluss fand Hannelore Amachree auch unter Freundinnen, in der privaten Organisation "Nigerwives". Darin engagieren sich Frauen aus aller Herren Länder, die mit Nigerianern verheiratet sind. "Wir treffen uns einmal im Monat zum Essen, Trinken und Diskutieren. Aber wir unterstützen auch Organisationen, die auf Hilfe angewiesen sind." Auch der Naturschutz liegt ihr in einer Region am Herzen, die zu den größten Ölproduzenten der Welt gehört. An die Kapriolen der beeindruckenden Natur, die es zu schützen gelte, habe sie sich dabei längst gewöhnt, berichtet die Auswanderin.

Die Hitze lasse sich mit Klimaanlage ertragen, auch die Regenzeit, der Wüstenwind Harmattan aus der Sahara oder ungebetene Hausgäste wie die grüne Mamba bringen Hannelore Amachree nicht mehr aus der Ruhe. Heimweh habe sie manchmal immer noch, am Niger-Delta fehlen ihr "Saarländische Lyoner, Erdbeerkuchen, das Uchtelfanger Schwimmbad und Weihnachten im Schnee". Auch deswegen kommt Hannelore Amachree einmal im Jahr nach Hause, besucht Familie und Freunde in Uchtelfangen und ihre beiden Kinder, die ebenfalls in Deutschland leben. Bezüge zur Heimat finden sich bei Amachrees zuweilen aber auch in Port Harcourt. Ein Haustier der Familie - Graupapagei Dolly - konnte sprechen, und zwar echt saarländisch, berichtet seine Besitzerin amüsiert. "Er konnte auch gut singen, zum Beispiel Mei Hud, der hat drei Ecke".

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