Am Bahnhof geht's auch zur Bundeswehr

Saarbrücken. Bereit für den Sturz in die Tiefe: Voll ausgerüstet, trägt der Fallschirmspringer den Hauptschirm auf dem Rücken, den Reserveschirm vor der Brust. Im Gefechtsrucksack am Bein ist das Einsatzgepäck verstaut: ein Sturmgewehr, Reserveunterwäsche und ein zweiter Gefechtsanzug. Insgesamt stürzen mit dem Soldaten 40 Kilo Gepäck in die Tiefe

Saarbrücken. Bereit für den Sturz in die Tiefe: Voll ausgerüstet, trägt der Fallschirmspringer den Hauptschirm auf dem Rücken, den Reserveschirm vor der Brust. Im Gefechtsrucksack am Bein ist das Einsatzgepäck verstaut: ein Sturmgewehr, Reserveunterwäsche und ein zweiter Gefechtsanzug. Insgesamt stürzen mit dem Soldaten 40 Kilo Gepäck in die Tiefe. Die Fallschirmspringer lassen sich in Höhen zwischen 1000 und 4500 Metern aus dem Flugzeug fallen. Bis sich der Fallschirm öffnet, rasen sie mit bis zu 320 km/h der Erde entgegen.

Mit allem, was ein Fallschirmspringer zum Überleben braucht, ist mitten in Saarbrücken eine Schaufensterpuppe ausstaffiert. Sie steht im Wehrdienstberatungsbüro der Bundeswehr am Hauptbahnhof. "Neben diesem Informationszentrum gibt es zwei weitere Büros in Saarlouis und St. Wendel", erläutert Mario Schmidt.

Der Leutnant ist Wehrdienstberatungsoffizier am Zentrum für Nachwuchsgewinnung West beim Kreiswehrersatzamt in Saarlouis. "Wer Soldat werden möchte und aus dem Regionalverband Saarbrücken oder dem Saarpfalzkreis kommt, ist bei uns richtig", sagt Schmidt. Und wirbt natürlich für die Bundeswehr. "Soldat zu sein bedeutet Abwechslung: neben der Wehrausbildung bieten wir eine berufliche Ausbildung oder ein akademisches Studium." Für die Karriere entscheidend seien die Voraussetzungen, die jeder Interessent mitbringe, aber natürlich auch der Bedarf der Bundeswehr. Die Armee präsentiert sich in der Region nicht nur am Bahnhof, sondern auch auf ihren Stützpunkten. Wer zu den Fallschirmjägern möchte, kann sich in Merzig und Zweibrücken angucken, wie der Bataillonsalltag aussieht. Und er kann spüren, was in einem vorgeht, der von einem elf Meter hohen Sprungturm hinabschaut. Mut ist nicht die einzige Voraussetzung für den Dienst.

Genauso wichtig sei Flexibilität: "Es heißt ja Bundeswehr und nicht Saarlandwehr, die Leute denken viel zu oft, dass sie hier bleiben." Jeder müsse auch zum Auslandseinsatz bereit sein. Denn: "Die Bundeswehr ist eine Einsatzarmee." Insgesamt seien in der Regel zwischen 7300 und 7800 Soldaten in Auslandseinsätzen.

Hauptmann Terry Daniel Meincke berichtet über seinen Einsatz am Horn von Afrika: "Ich war als Abteilungsleiter bei den Feldjägern, also der Militärpolizei, in Dschibuti eingesetzt." Meincke ist einer von rund 100 so genannten Jugendoffizieren der Bundeswehr. Das heißt, er spricht an Schulen und Universitäten über die Bundeswehr und über Sicherheits- und Verteidigungspolitik.

"Ich habe mich sehr gut vorbereitet gefühlt. Wir haben neben einsatztaktischen Dingen und Schießtraining besonders landeskundliche und kulturelle Einweisungen erhalten", erinnert sich Hauptmann Meincke an die zwei Monate Vorbereitung auf Afrika.

Er und seine Kollegen hätten sich respektvoll mit dem Islam auseinandergesetzt - und zum Beispiel beachtet, dass gerade im Einsatzgebiet der Fastenmonat Ramadan war: "Während dieser Fastenzeit ist den Gläubigen zwischen Sonnenauf- und -untergang das Essen und Trinken nicht gestattet", erinnert sich Terry Daniel Meincke.

Wer sich für den Ausbilder oder Arbeitgeber Bundeswehr entscheidet, hat eine große Auswahl. Ob in Verwaltung, Fahrzeug- oder Flugzeugtechnik, ob in den Werkstätten oder in der strategischen Planung: Jedes Jahr besetzt die Bundeswehr bis zu 20 000 Stellen in Deutschland. Davon rund 2000 im gehobenen Dienst, der Offizierslaufbahn.

"Im Moment herrscht ein höherer Bedarf an Rettungsassistenten und im IT-Bereich", sagt Schmidt. Die Berufsausbildungen sind mit ihren Abschlüssen zivil anerkannt. Wer sich für ein akademisches Studium interessiert, den erwarten 20 Studiengänge, beispielsweise Politik, Ingenieurwesen oder Medizin an den Hochschulen der Bundeswehr in München und Hamburg. "Im vergangenen Jahr hatten wir einen Bewerberzuwachs von 11 Prozent bundesweit." Das Eintrittsalter liege zwischen 17 bis 31 Jahren für den so genannten mittleren Dienst, also die nichtakademische Ausbildung. Was nicht heißt, dass Älteren die Bundeswehr zwangsläufig verschlossen bleibt. Bei Bedarf kann der - oder die - Neue auch älter sein.

Auf einen Blick

Das Zentrum für Nachwuchsgewinnung West öffnet sein Saarbrücker Büro, Am Hauptbahnhof 4, Tel. 0681-37 43 62 zu folgenden Zeiten: montags bis freitags 8.30 Uhr bis 17.30 Uhr und samstags 8.30 Uhr bis 13 Uhr.

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