Am Abend nur noch "tote Hose"?

Neunkirchen. Abendliche Kulturangebote für Jugendliche sind in der Stadt Mangelware - so könnte man das Fazit des zweistündigen Neunkircher Kulturforums vom Montagabend beschreiben. Im Zuge des im März 2010 verabschiedeten Kulturentwicklungsplans hatten Stadt und Kulturgesellschaft in die Stummsche Reithalle zur nunmehr dritten Gesprächsrunde geladen

Neunkirchen. Abendliche Kulturangebote für Jugendliche sind in der Stadt Mangelware - so könnte man das Fazit des zweistündigen Neunkircher Kulturforums vom Montagabend beschreiben. Im Zuge des im März 2010 verabschiedeten Kulturentwicklungsplans hatten Stadt und Kulturgesellschaft in die Stummsche Reithalle zur nunmehr dritten Gesprächsrunde geladen. Im Fokus des aktuellen Diskussionsforums stand das kulturelle Angebot für Jugendliche im Stadtgebiet. Unter Moderation von Peter Bierbrauer, Geschäftsführer der Neunkircher Kulturgesellschaft, fanden sich Vertreter aus Stadtrat und Verwaltung, Ehrenamtliche, Kunstschaffende sowie Schüler des Gymnasiums am Steinwald zum Kulturforum ein.Mit einer Bestandsaufnahme des Kulturangebots leitete der städtische Beigeordnete Sören Meng die Gesprächsrunde ein. Positiv wertete er, dass in den letzten Jahren eine "entscheidende Aufwertung" der Freizeitangebote seitens der öffentlichen Träger gelungen sei: "Wir haben sehr gute Jugendtreffs, wie das Haus am See in Wiebelskirchen, das Jugendcafé in der Innenstadt und das Jugend- und Kulturzentrum in der Süduferstraße." Durch Modernisierungsarbeiten habe sich die Attraktivität der Zentren gesteigert, im Haus am See sei überdies demnächst die Einrichtung einer Skater- und Multifunktionshalle geplant, wie Tanja van Essen vom Wiebelskircher Jugendtreff berichtete.

In Bezug auf die Sportinfrastruktur berichtete Sören Meng ebenfalls von einer starken Verbesserung. Im Musik- und Theaterbereich habe man mit der Kulturgesellschaft viel erreicht und sich für Auftritte von lokalen Jungbands eingesetzt. "Hier setzen wir künftig auch Hoffnung auf das Großprojekt Gebläsehalle", so Peter Bierbrauer. Auf dem umgebenden Außengelände könne man sich auch die Ausrichtung größerer Open-Air Konzerte - ähnlich dem in diesem Jahr erfolgreichen Rockem-Festival - vorstellen.

Defizite sahen die Beteiligten am Montagabend vorrangig beim fehlenden abendlichen Freizeitangebot für Jugendliche im Stadtgebiet. Eine sogenannte Kneipenszene - auch mit kleineren Klubs - fehle in Neunkirchen völlig. Dies verursache eine Abwanderung der Jugendlichen, wie Uwe Rosar vom Kulturverein bemängelte. "Wir müssen darauf hoffen, dass sich mehr private Gastro-Betriebe ansiedeln", erklärte Sören Meng.

Seitens der Jugendlichen wurde Kritik laut, dass zu wenig für die städtischen kulturellen Angebote geworben würde: "Die Angebote sollte man beispielsweise an Schulen aushängen", forderte die 16-jährige Nora Raber. Nachteilig für die Stadt zeichne sich laut Peter Bierbrauer weiterhin der Trend ab, dass seitens vieler Jugendlicher keine Nachfrage nach Kulturprogrammen wie Theater- oder Kunstfilmvorstellungen bestehe. "Daher muss es eine Aufgabe sein, Kultur schon in Kindertagen zu vermitteln und Anregungen für die eigene Kreativität zu liefern. Da muss die Kommune Aufbauarbeit leisten", forderte Sörgen Meng.

Resümierend hielt Moderator Peter Bierbrauer fest, dass eine entscheidende Ausweitung des sogenannten kulturellen Basisangebots von Nöten sei, was die Gastro-Szene betreffe. Zudem wolle man künftig die "aufsuchende Jugendarbeit" verstärken und an Schulvertretungen herantreten, um für die bestehenden Kulturangebote zu werben. Foto: Archiv

Foto: Maurer

"Kommt das aktuelle Kulturangebot bei Jugendlichen überhaupt an?"

Karl Albert, Vorsitzender

des CDU-Stadtverbandes

"Die fehlende Kulturerziehung

ist das Problem."

Uwe Rosar, Kulturverein

"In Neunkirchen steckt viel künstlerisches Potenzial."

Frank Ebener, NKRC-Records

"Neunkirchen braucht Kneipen, in denen mehrmals pro Woche Bands auftreten können."

Franz Walter Freudenberger, Theater Überzwerg

"Abends ist zu wenig los. Es fehlen Discos."

 Die Jugendlichen meldeten sich zu Wort, als es um ihr Anliegen ging: In der Stummschen Reithalle wurde das kulturelle Angebot für junge Leute in Neunkirchen diskutiert. Foto: Björn Heib

Die Jugendlichen meldeten sich zu Wort, als es um ihr Anliegen ging: In der Stummschen Reithalle wurde das kulturelle Angebot für junge Leute in Neunkirchen diskutiert. Foto: Björn Heib

Tanja van Essen, Jugendtreff Wiebelskirchen

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