Start der Aktionswoche zum Welt-Alzheimertag Wenn die Mutter ihr Kind nicht mehr erkennt: Demenz trifft Zehntausende Menschen im Saarland – Wo es Hilfe gibt

Saarbrücken · Viele Saarländer pflegen ihre an Demenz erkrankten Angehörigen zuhause. Die Belastung ist groß. Doch wo gibt es professionelle Unterstützung? Heute startet eine Aktionswoche – auch um die oft im Verborgenen gehaltene Krankheit aus dem Schattendasein zu holen.

Alzheimer: Aktionswoche im Saarland - Tausende Menschen leiden an Demenz
Foto: dpa/Jens Büttner

Mit 100 großflächigen Plakaten will das Saar-Gesundheitsministerium landesweit auf Demenz aufmerksam machen. Dabei streben die Verantwortlichen eine Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Bereiche an, weil die Krankheit sich auf alle Lebensbereiche auswirke. Dazu hat die Landesregierung auch einen Demenzplan aufgestellt.

Die ergänzende Plakataktion diene zudem dazu, auf die Hilfsangebote verschiedener Institutionen hinzuweisen, die längst nicht allen bekannt seien, hatte Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) bereits  Anfang September mitgeteilt.

Auch die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft (DAlzG) weist auf die Folgen für Familien hin, die von der Krankheit betroffen sind. Insbesondere die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig Unterstützung ist. „Das Leid, das Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in dieser Zeit durch Kontaktverbote in Heimen und den Wegfall der Unterstützungsangebote erfahren haben, wollen wir nicht noch einmal erleben“, wird DAlzG-Vorsitzende Monika Kaus in einer Pressemitteilung zitiert. Angehörige trügen die Hauptlast bei Betreuung und Pflege. Darum fordert Kaus: „Sie benötigen hierfür auch konkrete Unterstützung. So müssen zum Beispiel zeitnah die Empfehlungen des Beirats zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf mit der Forderung einer Lohnersatzleistung umgesetzt und Eigenanteile begrenzt werden.“

Es gebe Fortschritte bei der Behandlung Demenzkranker aus medizinischer Sicht. Therapie und Arznei bei ambulanter und stationärer Behandlung seien besser als noch vor Jahren, heißt es dazu in der Presseerklärung, in der Professor Michael Rapp, Präsident der Deutschen Alterspsychiater, auch zitiert wird. Aber er kritisiert demzufolge:  „In Frühstadien der Erkrankung fehlen oft rehabilitative Ansätze, die den Verlauf der Erkrankung verzögern können. In fortgeschrittenen Stadien fehlen aufsuchende multiprofessionelle Behandlungsangebote, und in den Pflegeheimen können therapeutische Ansätze oft nur unzureichend umgesetzt werden.“ Deshalb müsste die Behandlung für Patienten über 65 Jahre  aufgenommen werden. Bislang setze die Rehabilitation zu spät ein.

Nach Angaben der Alzheimer-Gesellschaft leben in Deutschland an die 1,7 Millionen Menschen mit der Erkrankung. Wegen der höheren Lebenserwartung rechneten Experten damit, dass diese Zahl bis 2050 auf drei Millionen steigt. Im Saarland seien aktuell 23 600 Menschen betroffen, teilt ein Sprecher des Gesundheitsministeriums mit.

Die jetzige Kampagne geht mit dem Welt-Alzheimertag einher. Er findet seit 1994 immer am 21. September statt. Er soll auf die Situation der Menschen aufmerksam machen, die von Demenz betroffen sind. Aber auch die Angehörigen stehen im Mittelpunkt des Interesses. In diesem Zusammenhang steht die Aktionswoche, die am Montag, 20. September, startet. Daran beteiligen sich viele Organisationen bundesweit. 

Informationen zur Hilfe bei Demenz stehen auch auf der Internetseite des saarländischen Gesundheitsministeriums.

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