Alte Medikamente nicht in die Tonne werfen"Arzneimittel müssen fachgerecht entsorgt werden"

St. Ingbert/Bliestal. Die meisten Apotheker in unserer Region bieten weiter den Service, alte Medikamente entgegenzunehmen. Man habe sich so sehr daran gewöhnt, abgelaufene oder nicht mehr benötigte Medikamente zur Entsorgung in seiner Hausapotheke abgeben zu können, dass man die Annahme nicht aus Kostengründen einfach stoppen wolle

St. Ingbert/Bliestal. Die meisten Apotheker in unserer Region bieten weiter den Service, alte Medikamente entgegenzunehmen. Man habe sich so sehr daran gewöhnt, abgelaufene oder nicht mehr benötigte Medikamente zur Entsorgung in seiner Hausapotheke abgeben zu können, dass man die Annahme nicht aus Kostengründen einfach stoppen wolle. Und schließlich gehörten Arzneimittel einfach nicht in den regulären Hausmüll. Das ist der Tenor aller befragten Apotheken.

Manuel Schmidt, der in St. Ingbert die Hirsch- und die Rosenapotheke betreibt, sagt: "Ich nehme weiterhin alles zurück, was meine Kunden bringen. Und dann muss ich eben zusehen, wie ich die Sachen loswerde." Lässt er über spezielle Apotheken-Dienstleister die angesammelte Altarznei abholen, gehe das ordentlich ins Geld. Eine bessere Möglichkeit sieht Schmidt in der Empfehlung der Apothekerkammer, sich mit anderen zusammenzuschließen und die Medikamente selbst zur Müllverbrennung zu bringen.

Werner Eisenlauer von der St. Ingberter Luitpold/Doc-Morris-Apotheke: "Auch wir nehmen natürlich noch alte Medikamente an. Zum Teil haben wir die Möglichkeit, die Sachen an den Großhandel zurückzugeben. Alles andere muss dann über Entsorgungsbetriebe laufen - und das kostet entsprechend. Normalerweise sammeln wir kräftig und entsorgen dann ein Mal im Jahr. Wir haben das Glück, genügend Lagerplatz zu haben. Aber die Entsorgung steht in den nächsten drei oder vier Wochen an." Wie und über welchen Anbieter Eisenlauer entsorgen wird, weiß er noch nicht genau. Doch über den Vorschlag der Apothekerkammer denkt er nach: "Vielleicht fahre ich selbst ins Heizkraftwerk."

Ana Dzambasovic, Filialleiterin der Mandelbachtal-Apotheke, hält nicht viel davon, Medikamente über den Hausmüll zu entsorgen, "auch, wenn das rechtlich gesehen in Ordnung ist. Ob das der Umwelt gut tut, sei dahin gestellt. Ich halte das für eine eher schlechte Lösung." Auch in der Mandelbachtal-Apotheke werden Arzneien nach wie vor zurückgenommen. "Wir haben zur Zeit den Keller voll." Ana Dzambasovic möchte nämlich noch ein wenig abwarten, ob sich nicht vielleicht doch eine einheitliche Regelung abzeichnet. "Aber langsam geht uns die Luft, sprich der Platz aus. Allerdings hoffen wir, nicht auf die Entsorgungsfirmen zurückgreifen zu müssen. Angebote haben wir aber schon eingeholt."

Von einer Schweinerei sprechen die meisten Apotheker. Wie Apothekerkammer und Gesundheitsministerium sehen sie die Pharmafirmen in der Pflicht. Denn auf Dauer können sich die wenigsten vorstellen, mit den Notlösungen weiterzumachen.St. Ingbert/Bliestal. Winterzeit ist Erkältungszeit. Kaum meldet sich ein erstes Kratzen im Hals, läuft die Nase, schmerzt der Kopf, begibt man sich auf die Suche nach dem entsprechenden Mittelchen aus der Hausapotheke, das schnelle Linderung verspricht. Doch oftmals sind die Fundstücke im heimischen Giftschrank abgelaufen, haben gar Altertumswert. Neue Arznei muss her. Doch wohin mit den Altlasten?

In die graue Hausmülltonne möchte man sie nicht werfen. Auch in den Gelben Sack gehören sie irgendwie nicht. Medikamente sind genau genommen als Sondermüll zu betrachten, wenn es auch im Saarland erlaubt ist, sie über den normalen Hausmüll zu entsorgen.

Auf Nachfrage erläutert Carsten Wohlfeil, Geschäftsführer der Apothekerkammer des Saarlandes, dass es bis zum 31. Mai 2009 eine sogenannte Branchenlösung gegeben habe. Die Apotheken nahmen den Abfall kostenlos zurück und eine in Köln ansässige Spezialfirma, die das Verpackungsmaterial verwertete, holte diesen bundesweit bei den Apotheken ab. Doch nach der "5. Novelle der Verpackungsordnung" konnte dieses System nicht mehr fortgeführt werden. Seitdem liegt es an den Apotheken selbst, ob sie ihren Kunden den Service der kostenlosen Rücknahme weiterhin anbieten oder nicht. Denn nun müssen die die Entsorgung selbst finanzieren.

Gesundheits-Staatssekretär Sebastian Pini (Foto: SZ/rup) fordert auch zukünftig die fachgerechte Entsorgung durch die Pharmaindustrie: "Arzneimittel sind ein sensibles Produkt und müssen fachgerecht entsorgt werden." Die Pharmaindustrie müsse hier zu ihrer Verantwortung stehen. In unserer Region bieten etliche Apotheken weiterhin die Rücknahme von Altarznei an.

Da auf absehbare Zeit keine flächendeckende Lösung zu erwarten sei, rät die Apothekerkammer, eingesammelte Medikamente selbst zur Vernichtung im Abfallheizkraftwerk Neunkirchen oder der Abfallverwertungsanlage Velsen abzuliefern. Voraussetzung sei die Vorlage eines Entsorgungsnachweises. Dieser kann im Internet auf der Seite des Entsorgungsverbandes Saar (www.evs.de) heruntergeladen und ausgefüllt werden, wie die Apothekerkammer weiter erklärt. mal

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