Als wär's ein Stück französisches Kino

Saarbrücken. Irgendwann wird ein Schiff vorbeikommen. Vorerst: Meereswellen. Damit fängt es an, unten am Eingang zum Museum Gosz. Im zweiten Stock hat Nina Jäger in Tischvitrinen Bilder und Texte ausgelegt. Nina Jäger war Schülerin von Wolfgang Nestler in dessen Bildhaueratelier in der Dependance der Kunsthochschule in der Handwerkergasse im Weltkulturerbe Völklingen

Saarbrücken. Irgendwann wird ein Schiff vorbeikommen. Vorerst: Meereswellen. Damit fängt es an, unten am Eingang zum Museum Gosz. Im zweiten Stock hat Nina Jäger in Tischvitrinen Bilder und Texte ausgelegt. Nina Jäger war Schülerin von Wolfgang Nestler in dessen Bildhaueratelier in der Dependance der Kunsthochschule in der Handwerkergasse im Weltkulturerbe Völklingen. Doch war dort die Arbeit mit Stahl und Stein längst keine notwendige Bedingung, um Raum zu schaffen. "Ich kann den Raum nicht ignorieren", sagt sie daher und baut ihn aus Bildern und Texten. So ist ihr Gastspiel im Museum ihrer ehemaligen Studienkollegen Malgorzata Sztremer und Andreas Golczewski weniger eine Ausstellung als eine Rauminstallation. Wobei das Fundament ihrer Räume Bilder und Worte sind. Nina Jäger hat aus ihren Lektüren, vorzugsweise von Texten zur Theorie und Struktur der Sprache und des Erzählens, Historienromane und Lyrik, Worte und Sätze herausgenommen und mit Szenenfotos aus Filmen verbunden. Doch alles hier ist Bildende Kunst, nicht Literatur. So wie das Protokoll der Lektüre eines Romans des Schriftstellers und Künstlers Marcel Broodthaers, das die Dauer des Lesens in dichten Schraffuren erfasst. Hier geht es um die hinter den Worten und Bildern sich öffnenden Räume eines durch die Zeit führenden Korridors. Hatte Broodthauers nicht in einer Wohnung ein Museum gegründet, ganz so wie es beim Museum Gosz als einer Art Produzentengalerie auch der Fall ist? "Sans Fin/nächstens mehr" ist eine Installation, aus deren Worten und Bildern im Kopf des Betrachters Zwischenräume entstehen. Dieser Weg ist nicht beliebig, sondern sanft, aber zugleich sehr bestimmt von Nina Jäger in Bildern vom Meer und geschlossenen Räumen zum begehbaren Essay über die Zeit gelenkt: Als wär's ein Stück aus der "Nouvelle Vague", der "Neuen Welle" des französischen Kinos der fünfziger und sechziger Jahre. Wieder zurück im Erdgeschoss. Wieder nur Wellen, also "nächstens mehr" von Raum und Zeit. Die Ausstellung im Museum Gosz, Raum für Kunst und Kommunikation, Eisenbahnstraße 22, dauert bis 18. Dezember. Öffnungszeiten: Donnerstag, 12 bis 15 Uhr. Freitag/Samstag, 18 bis 21 Uhr.

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