"Als Schiedsrichter hat man eine Menge Spaß"

Saarbrücken. Ein schriller Pfiff jagt über den Fußballplatz und lässt die 44 Spielerbeine urplötzlich stoppen. Der Ton kommt aus der Pfeife von Tobias Hauer. Der 18-Jährige ist Schiedsrichter für den SV 09 Bübingen. "Wenn man wie ich seit dem vierten Lebensjahr Fußball spielt, dann ist die Prüfung eigentlich nicht schwer", sagt er

Saarbrücken. Ein schriller Pfiff jagt über den Fußballplatz und lässt die 44 Spielerbeine urplötzlich stoppen. Der Ton kommt aus der Pfeife von Tobias Hauer. Der 18-Jährige ist Schiedsrichter für den SV 09 Bübingen. "Wenn man wie ich seit dem vierten Lebensjahr Fußball spielt, dann ist die Prüfung eigentlich nicht schwer", sagt er. "Als Schiedsrichter hat man eine Menge Spaß - gerade im Gespann mit Schiedsrichtern, die bereits in höheren Klassen Spiele leiten. Außerdem hat man mehr zu sagen als die Spieler", schmunzelt er.An diesem und dem kommenden Wochenende veranstaltet der Kreisschiedsrichterausschuss Südsaar zwei Schiedsrichter-Anwärterlehrgänge an der Saarbrücker Landessportschule. Bereits 14-Jährige können an der mehrtägigen Ausbildung teilnehmen, so wie Kim-Thomas Offermanns, der im Oktober 2010 am zentralen Lehrgang an der Sportschule in Saarbrücken teilgenommen hat. Auch für ihn war die Prüfung ein Klacks gewesen: "Ich hatte die Regeln schon vorher drauf und musste vielleicht eine halbe Stunde für die Prüfung lernen", erzählt der Jungschiedsrichter. Die Ausbildung umfasst 20 Unterrichtsstunden und wird neuerdings in einem Kompaktlehrgang an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden absolviert. Den Abschluss bilden eine theoretische Prüfung mit Regelfragen sowie auch ein körperlicher Leistungstest. So einfach die Theorie für viele junge Anwärter auch sein mag, so schwer sind oft die ersten Spiele. Erfahrung ist für die Herren in Schwarz ausschlaggebend.

Deshalb bekommen die Nachwuchsschiris für die ersten Spiele Paten gestellt. Sie stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite und greifen beim Anfertigen der Formalien unter die Arme. Oftmals erkennen die neuen Schiedsrichter, dass die Emotionen bei den Zuschauern schnell hochkochen. Jeder Fan sieht sich gleichzeitig als Beobachter, Trainer und Schiedsrichter in einer Person.

Da braucht auch der 17-jährige Jan-Kevin Müller vom SC Bliesransbach oft starke Nerven, der häufig als Schiedsrichterassistent unterwegs ist: "Es ärgert mich schon, wenn alle schreien 'Abseits, Abseits!' und ich habe es ganz anders gesehen. Aber schließlich weiß ich selbst, wie das ist. Als Spieler schreie ich oftmals genauso. Aber solche Taktiken gehören zum Spiel und ein Schiedsrichter darf sich davon nicht beeinflussen lassen." Das hat auch schon Kai-Jens Rosenkränzer vom SV 09 Bübingen bei seinen Spielen festgestellt: "Bei Kritik darf man gar nicht so hinhören, denn die, die draußen stehen, müssen es ja auch nicht entscheiden." Dass viele Entscheidungen dennoch oft sehr schwierig sind, erlebt jeder Jungschiedsrichter. Dann heißt es in heiklen Situationen: Ruhig bleiben und Rückgrat beweisen.

"Als ich meinen Freunden erzählt habe, wie viel Geld ich allein durch das Pfeifen verdiene, haben sie schon neidisch geschaut", erzählt Thomas Weidmann vom SV Auersmacher. Er bekommt knapp 20 Euro pro Spiel - die Fahrtkosten werden ersetzt. Die Ausrüstung inklusive Fußballschuhe zahlt in der Regel der Verein. "Oft bin ich mehrmals am Wochenende unterwegs", erzählt er, "mal als Schiedsrichter, mal als Assistent. Im Monat habe ich zwischen sechs und acht Einsätze. Da kommt schon was zusammen". Darüber hinaus hat das Pfeifen weitere angenehme Seiten: "Man bekommt einen Schiedsrichterausweis, mit dem man in jedem Stadion freien Eintritt hat", so Philippe Maus. In der Theorie hat er recht, in der Praxis nur bedingt: Denn zu Spitzenspielen wollen viele Schiedsrichter und die Freiplätze sind meist sehr begrenzt. red

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