Als in Helsinki plötzlich die Fahne fehlte

St. Wendel · Über die Olympischen Sommerspiele 1952 legen bundesdeutsche Athleten gerne den Mantel des Schweigens. Ohne Goldmedaille kehrte das Team wieder heim. An der Saar erinnert man sich aber heute noch an die Spiele von Helsinki - schließlich war es als Land dabei.

St. Wendel. Genau 60 Jahre ist es her, da schickte das Olympische Komitee des Saarlandes eine eigene saarländische Mannschaft zu den 15. Sommerspielen der Neuzeit. 37 Sportlerinnen und Sportler reisten per Bus und Flugzeug nach Helsinki, um dort das Saarland als autonome Region zu vertreten. In den sechs folgenden Jahrzehnten von 1952 bis 2011 haben dann auch weiterhin mehr als 100 saarländische Athleten bei den Olympischen und Paralympischen Spielen Deutschland vertreten.Das nahm das Saarland zum Anlass, um am vergangenen Wochenende im St. Wendeler Golf-Hotel gemeinsam mit rund 30 ehemaligen Olympia- und Paralympicsteilnehmern sowie weiteren Persönlichkeiten aus der Geschichte des Sports die sportliche Entwicklung des Saarlandes nachzuzeichnen, die olympische Idee zu beleuchten und auch einen Blick in die Zukunft zu werfen. Dabei fanden sich unter den vielen Anwesenden sogar einige Vertreter der einstigen saarländischen Olympiamannschaft. Zu ihnen gehörte Helmut Hoffmann. Der mittlerweile 87-Jährige war als Boxer in Helsinki mit von der Partie und erinnert sich bis heute noch an den Einmarsch in die Arena. "Ergreifend" nennt er den Moment, setzt aber gleich in Relation: "Für uns war aber eigentlich alles spannend, sogar die Abfahrt." Dass er wegen einer Verletzung im Ring nur eine Runde bestehen konnte, ist für den Boxer zur Nebensache geworden. Und auch die anderen Mitglieder der saarländischen Olympiamannschaft, wie zum Beispiel Walter Müller oder Hilde Peters, erinnern sich mehr an das Drumherum, als an die Wettkämpfe selbst. Sie erzählen von der Grubenlampe, die die Saarländer als Gastgeschenk nach Helsinki mitbrachten und die dann völlig unerwartet dazu benutzt wurde, das olympische Feuer von Athen nach Finnland zu transportieren. Und sie berichten von der Flagge des Saarlandes, die von einem Athleten der Bundesrepublik entwendet wurde, dann aber doch noch rechtzeitig zum Einmarsch ins Stadion auftauchte. "Die Wettkämpfe", so einer der Athleten, "sind eigentlich dieselben wie woanders auch."

Dennoch, eine Medaille zu erringen, bedeutet, in die Geschichte des Sports einzugehen und ist eine Große Ehre. Von 1952 bis 2008 schaffte es das Saarland, neun Mal Gold, neun Mal Silber und zwölf Mal Bronze bei den Olympischen Spielen für sich und später für Deutschland zu gewinnen. Bei den Paralympischen Spielen war es sogar 16-mal Gold, fünf Mal Silber und drei Mal Bronze. Eine beachtenswerte Leistung. Auch in den Augen von Monika Bachmann, Ministerin für Sport und Inneres: "Das Saarland kann stolz auf seine Sportler sein." Und das, so Bachmann, nicht nur wegen ihrer schon erbrachten Siege, sondern auch, weil sie Vorbilder für so viele Kinder und Jugendliche seien, die auch in Zukunft an der Spitze des deutschen Sports stehen werden.

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