Als die Köhlerei noch alltäglich war

Höchen · Höchen. Lothar Wagner, Vorsitzender des Turn- und Sportvereins Höchen, Guilio Pupo und einige weitere Helfer haben sich in diesen Tagen einer uralten Tradition verschrieben: der Köhlerei. Lange bevor die Steinkohle ihren Siegeszug antrat, war es Holzkohle, die die Feuer in den Eisenwerken und Glashütten befeuerten

Höchen. Lothar Wagner, Vorsitzender des Turn- und Sportvereins Höchen, Guilio Pupo und einige weitere Helfer haben sich in diesen Tagen einer uralten Tradition verschrieben: der Köhlerei. Lange bevor die Steinkohle ihren Siegeszug antrat, war es Holzkohle, die die Feuer in den Eisenwerken und Glashütten befeuerten. Und auch in den Wäldern Bexbachs gehörte das Handwerk der Köhlerei durchaus zum Alltäglichen. Mit der Steinkohle verschwand aber die Holzkohle als "Antrieb" vieler Herstellungsprozesse - und mit ihr auch die Köhlerei.Nun, zum 750. Dorfjubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung Höchens in diesem Jahr, hat sich die Jagdgenossenschaft Höchen etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Die Rückkehr der Köhlerei an den Höcherberg - auf dem Platz hinter dem Vereinsheim des Tus. Und diese Idee brachte Lothar Wagner als "Hausherrn" des neuen Meilers, und Guilio Pupo als erfahrenen Köhler zusammen.

Seit dem Samstag wird an der Attraktion gearbeitet. Holz von Saarforst wurde angeliefert, zersägt und in einem weiten Kreis ausgelegt. Von da an geht es Schritt um Schritt und Schicht um Schicht hin zum eigentlichen Meiler. Ihn zu bauen und zu betreiben, ist mehr als ein Handwerk, es ist schon fast eine Kunst. Und auf die versteht sich der in Kalabrien geborene Pupo aufs Beste.

Im Grundsatz ist ein solcher Kohlemeiler per Definition ein "mit Erde, Gras und Moos luftdicht bedeckter Holz-Haufen, der von einem Köhler in Brand gesetzt wird, um Holzkohle zu erzeugen". Doch hinter dieser einfachen Beschreibung steckt ein aufwendiges Verfahren, bei dem um einen Schacht herum rund einen Meter lange Holzstücke aufgeschichtet werden. Dieser überdimensionale Holzhaufen wird dann mit Stroh oder Heu bedeckt und zum Schluss mit Erde, Gras und Moos luftdicht verschlossen. Die Kunst eines Köhlers wie Guilio Pupo besteht dann darin, nach Zündung des Meilers diesen in den folgenden Tagen oder Wochen weder erlöschen noch ihn durch zu viel Luft abbrennen zu lassen. Und genau das ist Guilio Pupos Metier, er entstammt einer alten Köhler-Familie. Sein Handwerk hat er bei einer Vielzahl von Meilerbauten im ganzen Saarland bewiesen, unter anderem in Europäischen Kulturpark in Reinheim. Und nun eben auch in Höchen.

Das Team Wagner und Pupo hat sich verständigt, wo der Meiler am Besten gebaut werden kann, "wir verstehen uns und wir haben die gleiche Meinung darüber, was richtig ist und was verkehrt", ist sich Wagner sicher. Er ist es auch, der den Bau des Meilers begleitet und alle Fortschritte in einer kleinen Ausstellung seit Montag in der Filiale der Kreissparkasse in Höchen dokumentiert. "Dort steht auch ein Schaumodell eines Kohle-Meilers. Zusätzlich gibt es Stellwände, auf denen Bilder vom Bau unseres Meilers und von anderen Aktionen drumherum zu sehen sind."

Das Wiederaufleben der alten Tradition soll aber nicht nur Höchen und seinem Jubiläum zur Ehre sein, die Macher verfolgen auch einen pädagogischen Zweck. Wagner: "Ich habe zum Beispiel alle Schulen angeschrieben." Die sollen und können sich während des Baus des Kohlemeilers ein Bild dieses alten Handwerks machen.

Am 17. März um 15 Uhr soll der Meiler feierlich entzündet werden, bis nach Ostern wird Köhler Guilio Pupo dann sein handwerkliches Können demonstrieren und bis zum Ablöschen des "Holzhaufens" aus Holz Kohle machen. Die soll dann als echte Höcher Holzkohle verkauft werden.

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