Als die Berichte noch "zu Fuß" geschrieben wurden

Püttlingen. Günther Bläs, Püttlinger vom Jahrgang 1942, hat in seinem aktiven Berufsleben seine Brötchen zunächst als Industriekaufmann bei Saarberg und später als Beamter im Püttlinger Rathaus verdient

Püttlingen. Günther Bläs, Püttlinger vom Jahrgang 1942, hat in seinem aktiven Berufsleben seine Brötchen zunächst als Industriekaufmann bei Saarberg und später als Beamter im Püttlinger Rathaus verdient. Es war der damalige Püttlinger Hauptamtsleiter Willi Goertz gewesen, der früh die schreiberische Begabung des jungen Bläs erkannte und ihn zum "Hilfsschriftführer" im Gemeinderat ernannte. Bläs: "Geschrieben habe ich schon immer gerne, beispielsweise für Bierzeitungen bei der Bundeswehr und in der Berufs- und Verwaltungsschule." Seinerzeit mussten die Schriftführer in den Sitzungen noch ordentlich die Finger rundgehen lassen, waren doch nicht, wie heute, reine Beschluss-, sondern Wortniederschriften gefordert. Gut für Bläs, dass er bereits in seinen ersten Lehrjahren die Gabelsberger Kurzschrift (Stenografie) und das Maschineschreiben erlernt hatte.

"Dann war Schluss mit lustig" schaut Bläs (schmunzelnd) auf das Jahr 1968 zurück. Auf Vorschlag des damaligen Püttlinger Bürgermeisters Hans Koch ließ er sich darauf ein, als freier Mitarbeiter der Saarbrücker Zeitung zu schreiben, neben seinem Beruf auf Honorarbasis. Fast ein Vierteljahrhundert eilte Bläs von einer Generalversammlung zur anderen, zu Konzertabenden, Fastnachtsbällen, Radrennen, diamantenen Hochzeiten, kurz gesagt, zu allen Veranstaltungen von öffentlicher Relevanz, um darüber zu berichten.

Im Vergleich zu den heute üblichen digitalen Übertragungswegen muten die Bedingungen von damals fast antik an: Bläs benutzte für seine Texte eine zwölf Kilogramm schwere Mercedes-Schreibmaschine, hergestellt von den Büromaschinenwerken Zella-Mehlis in Thüringen, die er bereits 1962 den Saarbergwerken abgekauft hatte. Er besuchte, meist flotten Fußes, einen Termin nach dem anderen, hämmerte, oft mitten in der Nacht, seine Texte in die Mercedes.

Nicht selten sah er sich gezwungen, mit dem Frühzug morgens um sechs Uhr eilige Texte nach Saarbrücken zu bringen, um danach noch rechtzeitig zu seinem Arbeitsplatz zu gelangen: "Es gab ja noch kein Fax und keine E-Mail."

Und Bläs hat alles gesammelt - jedes der von ihm geschriebenen Manuskripte und die dazu passenden Zeitungsausschnitte. 40 Büro-Ordner ("Natürlich bereits ausgemusterte") sind auf diese Weise zusammengekommen, die Günther Bläs nun seinem früheren Arbeitgeber, der Stadt Püttlingen, vermachte - für deren Archiv. Bürgermeister Martin Speicher stellte bei der Übergabe fest: "Es hat einen gewissen Reiz, in diesen alten Aufzeichnungen zu blättern. Man kommt dabei zu aufschlussreichen Erkenntnissen."

Auf einen Blick

Stadtarchiv: Die von Günther Bläs gesammelten Zeitungsausschnitte aus drei Jahrzehnten journalistischer Tätigkeit in der Region werden bereits genutzt, schilderte Michael Müller, der bei der Stadt Püttlingen unter anderem für das Archiv zuständig ist. Müller: "Gestern Mittag hat schon einer eifrig Ergebnisse aus seiner aktiven Zeit als Sportler nachgeblättert." Das städtische Archiv kann von jedem Bürger, nach vorheriger Terminabsprache, genutzt werden. Infos unter Tel. (0 68 98) 69 11 56. et

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