Als die Barockzeit vergessen war
Blieskastel. Während die Vorträge des Blieskasteler Historischen Vereins ansonsten eher durchschnittlich besucht sind, gab es diesmal geradezu einen Ansturm. Immer wieder mussten Stühle beigebracht werden. Katharina Billert, Vorstandsmitglied im Historischen Verein, erzählte als Zeitzeugin über die Orangerie in Blieskastel in Privatbesitz
Blieskastel. Während die Vorträge des Blieskasteler Historischen Vereins ansonsten eher durchschnittlich besucht sind, gab es diesmal geradezu einen Ansturm. Immer wieder mussten Stühle beigebracht werden. Katharina Billert, Vorstandsmitglied im Historischen Verein, erzählte als Zeitzeugin über die Orangerie in Blieskastel in Privatbesitz. Gäste und sicher auch viele Einheimische sehen die Orangerie wohl immer als sozusagen öffentliches Gebäude an, im Besitz der Stadt befindlich. Dabei war das Gebäude lange Jahre, bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg, in Privatbesitz. Einst zu der großen Schlossanlage derer von der Leyen gehörend, hatte das Gebäude die Wirren der Französischen Revolution relativ unbeschadet überstanden. Aber ohne seine alte Funktion im Rahmen des höfischen Lebens versank das Gebäude in einen Dornröschenschlaf, da kein größeres Interesse an dem kunsthistorisch herausragenden Objekt bestand. Dabei wurde immer wieder diskutiert, welche Funktion das Gebäude denn nun eigentlich hatte. Bisher galt als gesichert, dass die "so genannte" Orangerie nie die Funktion eines Gewächshauses hatte. Sie galt als architektonische Abgrenzung der Gartenanlage des Schlosses. Exotische FrüchteWie nun aber Professor Heinz Quasten aus neueren Forschungen seiner Kollegen darlegte, diente das Gebäude zumindest zeitweilig tatsächlich als Gewächshaus zur Züchtung exotischer Früchte. Das mag der Wittersheimer Lehrerin Martina Schäfer, einer längst verstorbenen Großtante von Katharina Billert, ziemlich egal gewesen sein, als sie das Gebäude kaufte. Sie hatte zunächst im Sinn, hier eine Pensionseinrichtung für Lehrerinnen im Ruhestand einzurichten. Zuvor waren wohl Nonnen im Besitz des Gebäudes. Im Jahre 1927 jedenfalls kauften die Großeltern von Katharina Billert die Orangerie, und die Referentin verbrachte später viele Jahre ihrer Kindheit in den historischen Mauern. Aber ihrerzeit war wohl nur den wenigsten Mitbürgern die baugeschichtliche und historische Bedeutung des Hauses bewusst. "Wir wohnten einfach nur in der Schlossbergstraße 45", erinnerte sich die Referentin. Sie wusste viele Geschichten und Anekdötchen vom Leben in der Orangerie zu berichten, schließlich sei es ein sehr "dichtes und enges Wohnen" gewesen, wo einer den anderen kannte und über jede Eigenheit Bescheid wusste. So erläuterte sie, welche Funktion die jeweiligen Gebäudeteile hatten: "Sie sitzen hier gerade in der ehemaligen Waschküche", erklärte sie zum Beispiel den Gästen. Die vielen Fakten und Anekdoten hatte die Referentin mit zahlreichen Bildern und zeitgeschichtlichen Dokumenten illustriert. Bleibt noch anzumerken, dass die Orangerie erst wieder in den 1980er Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit rückte. Das Gebäude wurde 1973 vom Saarland gekauft, stand dann allerdings bis 1982 wieder leer. Dann begann die Renovierung, und im Jahre 2005 ging das Gebäude in den Besitz der Stadt Blieskastel über. ers