Alles nur vertane Liebesmüh'

Damit der Weihnachtseinkauf nicht in Stress ausartet, verlangt meine beste Freundin Thea Wunschzettel. Jetzt! Oder es gibt nichts. Bitte um Bedenkzeit? Zwecklos. Ich finde ihre Idee genial. Ausnahmsweise. Schließe mich ihrer Anregung an, fordere das Gleiche. Und zwar plötzlich! Bis Sonnabend. Dieser Woche. Ich will endlich mal was von besinnlicher Adventszeit haben

Damit der Weihnachtseinkauf nicht in Stress ausartet, verlangt meine beste Freundin Thea Wunschzettel. Jetzt! Oder es gibt nichts. Bitte um Bedenkzeit? Zwecklos. Ich finde ihre Idee genial. Ausnahmsweise. Schließe mich ihrer Anregung an, fordere das Gleiche. Und zwar plötzlich! Bis Sonnabend. Dieser Woche. Ich will endlich mal was von besinnlicher Adventszeit haben. Nicht mich planlos durch Läden und wütend dreinblickende Menschenmassen quälen.Einige in meinem Umfeld haben sich gesputet. Drum liegen ein paar Überraschungen bereits bei mir in der Wohnung. Vor neugierigen Blicken sicher verstaut. Ich bin ja so was von gewitzt! Beispielsweise für meinen Kumpel Tobi die CD-Box der Band, von der ich (zum Glück) noch nie hörte. Perfekt getarnt im Fach fürs TV-Heft. Kaum hat Tobi einen Fuß in meine Bude gesetzt, hält er wie üblich die Fernbedienung - und nach kurzem Durchwühlen des zerzausten Zeitungsständers statt der Programmzeitschrift sein unverpacktes Päckchen in Händen.

Dann platzt mein Vater rein. Ihn fröstelt's. Wie immer. Kaum vorstellbar, läuft die Heizung trotz frühlingshafter Temperaturen extra für ihn auf Hochtouren. Aber mit seinen 85 Jahren ist jeder noch so kleine Luftzug tödlich für ihn. Sagt er. Deshalb beschließt er, das bis auf einen klitzekleinen Spalt für die auch im Herbst notwendige Sauerstoffzufuhr geöffnete Fenster zu schließen. Papa schiebt dafür den bis auf den Boden reichenden Vorhang bei Seite. Und erspäht einen Pyjama - zugegeben wenig origineller Einfall meinerseits -, den er zum Fest kriegen soll. "Du, hör mal, warum liegt denn da was auf dem Boden?" Damit's zustaubt, Vater, nur deswegen, damit's zustaubt.

Wenig später klingelt es abermals an der Wohnungstür. Thea steht da. Niest mir schauerhaft entgegen. Stolpert schnurstracks an die blaue Kommode im Flur, reißt die oberste Schublade auf. Dort, wo ihres Wissens Papiertaschentücher lagern. Und neuerdings der Gutschein für Theas Wellness-Wochenende. Statt des Nasen-Zellstoffs betrachtet sie nun das bedruckte Papier. "Für wen is'n das?", tut sie ahnungslos. Einen Moment lang spiele ich mit dem Gedanken der Erdrosselung.

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