Alle wollen Opa Juppi retten"Die Situation hat sich dramatisch verschlechtert"

Mechern. "Alle Mecherner Vereine ziehen heute an einem Strang, nicht einer fehlt", sagte Christoph Geier, Löschbezirksführer der Freiwilligen Feuerwehr Mechern. An diesem Tag war er als Organisationsleiter an allen Ecken gefragt. "Ich bin sehr stolz, dass auch Mitglieder benachbarter Ortsvereine spontan ihre Hilfe angeboten haben", betonte Geier

 An drei Tischen wurden die Blutproben entnommen. Hier lässt sich Silvia Müller (rechts) von Blutentnehmer Horst Kruchten pieksen. Fotos: Norbert Wagner

An drei Tischen wurden die Blutproben entnommen. Hier lässt sich Silvia Müller (rechts) von Blutentnehmer Horst Kruchten pieksen. Fotos: Norbert Wagner

Mechern. "Alle Mecherner Vereine ziehen heute an einem Strang, nicht einer fehlt", sagte Christoph Geier, Löschbezirksführer der Freiwilligen Feuerwehr Mechern. An diesem Tag war er als Organisationsleiter an allen Ecken gefragt. "Ich bin sehr stolz, dass auch Mitglieder benachbarter Ortsvereine spontan ihre Hilfe angeboten haben", betonte Geier. Jeder im Alter zwischen 18 und 55 Jahren konnte an der Typisierung teilnehmen.

Ein kleiner Piekser, bei dem fünf Milliliter Blut entnommen wurden, könnte für Opa Juppi, wie er in Mechern genannt wird, das Weiterleben bedeuten. "Wir sind sehr dankbar, dass es auch mit Hilfe der Medien gelungen ist, am heutigen Tag so viele Menschen zu mobilisieren", bekräftigte der Organisationschef. Wie man wisse, läge die Wahrscheinlichkeit, einen geeigneten Spender zu finden, bei 1:20 000. Es müssten acht Merkmale im Blut übereinstimmen, um als "genetischer Zwilling" zu gelten. "Nur wenn man diesen Spender findet, hat der schwerkranke Heinrich-Josef Ehm eine Chance", sagte Geier.

Bereits am Eingang des Vereinshauses wurden die Spendenwilligen von Helfern der Freiwilligen Feuerwehr empfangen. Wartende konnten sich bei Dauerschneefall am Kaffee- und Glühweinstand erwärmen. Unterdessen ging es im Gemeindehaus zunächst zur Registrierung, danach zur Blutentnahme und schließlich zur Endkontrolle. Für wartende Kinder stand eine Kinderbetreuung, initiiert vom Kindergarten Mechern, bereit. Die Ortsgruppe des Roten Kreuzes unter Leitung von Ortsvorsteherin Hedwig Groß leistete unermüdliche Dienste bei der Versorgung der Menschen mit Kaffee, Kuchen und sonstigen Stärkungen.

Sehr beeindruckend war nicht nur die Bereitschaft, als potentieller Stammzellenspender Hilfe zu leisten, sondern auch mit Geldspenden zur Finanzierung beizutragen. Neben den zahlreichen Einzelbeträgen brachten die Messdiener aus Silvingen sich mit 400 Euro ein. 350 Euro spendeten die Kindergartenmütter aus dem Erlös des Adventsbasars, eine Spende von 5000 Euro überbrachte der DRK-Ortsverband Mechern. Das Geld wird benötigt, um die eigentliche Typisierung zu ermöglichen. Jede Blutbestimmung kostet 50 Euro. Seit wann wissen Sie, wie es um Ihren Vater bestellt ist?

Jennifer Lüth: Seit Mitte Oktober haben wir Gewissheit über die Krankheit meines Vaters. In dieser Zeit wurde die Diagnose MDS (Myelodysplastisches Syndrom) gestellt.

Wie hat Ihre Familie diese Nachricht aufgenommen?

Lüth: Mein Vater hatte bis dahin schon eine längere Leidensgeschichte hinter sich. In vielen Tests musste erst ermittelt werden, welche Krankheit überhaupt vorliegt. Aufgrund dieser Prozeduren hatten wir eigentlich kein gutes Ergebnis mehr erwartet. Für uns alle war es dennoch ein Schock.

Wie ist es zurzeit um den Gesundheitszustand Ihres Vaters bestellt?

Lüth: Die Situation hat sich in den vergangenen Wochen dramatisch verschlechtert. Ein Treppengang zwischen zwei Etagen ist für meinen Vater mittlerweile wie ein 1000-Meter-Lauf. Aktuell muss er mit ständigen Bluttransfusionen leben. Die Einnahme von Medikamenten ist ihm völlig untersagt, weil sein Körper kaum noch über ein Immunsystem verfügt.

Die große Hilfsbereitschaft hier ist beeindruckend. Wie lässt sich das emotional verarbeiten?

Lüth: Ich bin ganz einfach überwältigt. Jetzt, da ich mitten im Treiben bin, geht es einigermaßen. Wenn heute Abend der ganze Stress von mir abfällt, wird es ganz anders aussehen. Als der Fall hier im Dorf bekannt wurde, waren die Reaktionen sehr spontan. Gemeinsam mit dem Roten Kreuz und der Feuerwehr wurde seitens der Vereine ohne Zögern alles Nötige in die Wege geleitet. Ich bin allen unendlich dankbar dafür.

Alle Menschen, die sich heute typisieren lassen, hoffen mit Ihnen auf einen Erfolg. Wie lange müssen Sie noch auf Gewissheit warten?

Lüth: Es wird jetzt noch etwa sieben Wochen dauern, bis das Ergebnis dieser Typisierung bekannt ist. Die an der Aktion beteiligten Menschen werden in dieser Zeit darüber unterrichtet. Wir alle geben die Hoffnung nicht auf, dass man einen Spender innerhalb der erforderlichen Blutlinie findet. "Alle Mecherner Vereine ziehen heute an einem Strang, nicht einer fehlt."

Löschbezirksführer Christoph Geier

Auf einen Blick

Der 61-jährige Heinrich-Josef Ehm aus Mechern leidet an einer lebensbedrohlichen Krankheit des blutbildenden Systems. Helfen kann nur ein Spender, dessen Gewebemerkmale mit denen des Schwerkranken übereinstimmen. Bereits mehr als 2,2 Millionen Menschen haben sich bei der DKMS registrieren lassen. Diese weltweit größte Datei vermittelt täglich mindestens zehn Stammzellenspender.

 Eine Station führte durch die Endkontrolle mit Thomas Klein (von rechts) und Andrea Paulus.

Eine Station führte durch die Endkontrolle mit Thomas Klein (von rechts) und Andrea Paulus.

 Jennifer Lüth

Jennifer Lüth

Eine Übereinstimmung konnte für "Opa Juppi" aber bis jetzt noch nicht gefunden werden. Wer bereits typisiert ist, muss an keiner weiteren Registrierung mehr teilnehmen. owa

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