„Alla Turca“: Bachs „Air“ in orientalischem Gewand

Saarbrücken · Das „Alla Turca Festival“ am Wochenende erfreute sich großen Zuspruchs. Zum Abschluss brillierte das „Alla Turca Kollektiv“ in der Johanneskirche. Dazu erklangen neben originell arrangierten Werken von Bach auch spannende Kompositionen nahöstlicher Komponisten.

. Istanbul und Bach, diese beiden Namen zusammen auf einem Konzertplakat, da stutzt der Leser zunächst. Wer sich für diese Verknüpfung näher interessierte, der tat richtig daran, das Konzert am Sonntag mit der Alte-Musik-Gruppe "Alla Turca Kollektif" in der Saarbrücker Johanneskirche zu besuchen. Unter anderen wurde hier die berühmte "Air" aus der 3. Orchestersuite von J. S. Bach, dessen Bruder Johann Jakob vier Jahre in Istanbul verbrachte, in ein osmanisches Gewand gehüllt. Sie klang exotisch, aber keineswegs weniger berührend. Mit barocken Instrumenten entführten die Musiker das Publikum mit einem schön ausgewählten Programm in die farbenfrohe Welt des alten Istanbul. Bekanntere Namen wie Jean-Philippe Rameau, dessen galante "Air des Amants" den Künstlern besonders gut gelang, mischten sich mit denen nahöstlicher Komponisten, wie Dimitrie Camtemir oder Hafiz Post. In Posts Werk "Vakti seherde açila perde" spürte wohl jeder Besucher die belebende, zum aufmerksamen Zuhören einladende Wirkung des ungewöhnlichen Klangspektrums dieses Ensembles. Mit gespitzten Ohren konnte man so nach und nach die Klänge der einzelnen Instrumente erkunden und lernte, etwa die sonore Viola da Gamba oder die Basstöne des langhalsigen Tamburs wiederzuerkennen. In dem mit "Traumwelten" überschriebenen Abschnitt beeindruckten Ali Ugur Altinoks kunstvolle Kantilenen, die an den Gesang türkischer Imame erinnerten. Sandra Sinsch, die aus Saarbrücken stammende und nun in Istanbul lebende Leiterin des Ensembles, machte zu Beginn des zweiten Teils deutlich, wie froh sie über den ungemeinen Zuspruch sei, den das "Alla Turca Festival" am Wochenende erfahren hatte. Neue Projekte können dank der Unterstützung durch die in jahrelanger Mitarbeit verbundenen Förderer, unter ihnen der Verein "Ramesch" und das Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes, bereits in Angriff genommen werden.

Nach wogenden Zitherklängen in Auszügen von John Playfords Werk "The English Dancing Master" ertönte zum Ende hin das furiose Stück "Hisarbuselik Sark{inodot}" von Tanburi Mustafa Çavus. Gerade Sinschs dunkelweicher Barock-Oboenton bestach hier besonders auf Grund seiner Klangfülle und Variabilität.

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