Albert Schweitzers Botschafter

Saarbrücken · Der Diakon Hartmut König aus Saarbrücken-Jägersfreude hatte Gelegenheit, den weltberühmten Urwald-Doktor und Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer ein Jahr lang bis zu dessen Tod im Jahr 1965 in Afrika zu erleben. Er kümmert sich heute um Schweitzers Erbe.

 Hartmut König hält ein Porträt seines Vorbilds Albert Schweitzer, mit dem er in Afrika Menschen half. Foto: Manfred Voltmer

Hartmut König hält ein Porträt seines Vorbilds Albert Schweitzer, mit dem er in Afrika Menschen half. Foto: Manfred Voltmer

Foto: Manfred Voltmer

Dass er zu den noch wenigen lebenden Zeitzeugen zählt, die Albert Schweitzer selbst erleben konnten, hat Hartmut König seiner Kindheit in der Schwarzwaldgemeinde Königsfeld zu verdanken. Er war gerade zehn, als ihn sein Großvater mütterlicherseits, ein naher Verwandter Schweitzers, mit dem Urwald-Doktor bekannt machte. Ein Jahr zuvor - 1953 - war der Elsässer mit dem Friedensnobelpreis geehrt worden.

Schweitzers Frau Helene und seine Tochter Rena organisierten in ihrem kleinen Haus in Königsfeld die vielen Europatermine für den weltberühmten Arzt, Musiker, Theologen und Friedensaktivisten, wenn er sich zwei oder drei Wochen lang von seiner Arbeit in der Urwald-Klinik in Gabun erholte. Der kleine Hartmut war mächtig stolz, als ihn Schweitzer zu sich auf die Orgelbank in der Dorfkirche von Königsfeld setzte und er zuhören durfte, wie er besonders Johann Sebastian Bach, seinen Lieblings-Komponisten, auf unnachahmliche Weise zum Klingen brachte. Starke Eindrücke hat Hartmut König auch an seine Spaziergänge mit dem Naturfreund Schweitzer in den Wäldern und Wiesen bei Königsfeld.

Er wisse noch wie gestern, wie sein berühmter Großonkel ihn auf das "wunderbare Zusammenspiel von Tieren und Pflanzen in der Natur" aufmerksam machte, sagte König der SZ. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, eher humorvoll, einfach und verständlich sei das geschehen.

"Hab' Achtung vor dem Leben, auch vor der kleinsten Kreatur!" - Schweitzers populären Spruch bekam damals auch der kleine Hartmut zu hören, als die beiden aufmerksam die wuseligen Ameisen, die emsigen Bienen, aber auch nicht so beliebte Fliegen- und Käferarten beobachteten.

Das vernetzte Denken Schweitzers, aber auch seine ständigen Warnungen vor dem Raubbau an der Natur und vor den Gefahren durch die Atomenergie haben den Saarbrücker bis heute geprägt.

König hatte sich damals fest vorgenommen, ebenso wie sein großes Vorbild beruflich etwas Sinnvolles für die Gesellschaft zu leisten.

Bereits mit 20 ließ er sich zum Diakon ausbilden. Sein direktes Ziel nach Abschluss des Examens war es, nach Afrika zu seinem Großonkel Albert Schweitzer zu fliegen und ihn in Lambarene zu unterstützen.

Dort erlebte er ihn nicht nur als umtriebigen und manchmal auch unbequemen Chef der Busch-Klinik, sondern auch als großen Menschenfreund. Er half nicht nur medizinisch, sondern auch als einfühlsamer Psychotherapeut. König kann sich noch gut daran erinnern, wie er Klinikpersonal und Patienten auch musikalisch "aufmunterte": Ein gespendetes Harmonium war für ihn in Lambarene Orgel-Ersatz.

Eines Tages funktionierten die Pedale des Instruments nicht mehr. Doch auch hier erwies sich Schweitzer einmal mehr als "Universal-Genie": Ohne lange zu zögern, baute er - mit fast 90 - höchstpersönlich das Harmonium auseinander und reparierte es fachgerecht. Am nächsten Tag schlüpfte Albert Schweitzer in die Rolle des Gärtners und Landwirts.

Einheimischen in Lambarene zeigte er auch den sogenannten "Mischfrucht"-Anbau. Schweitzer überzeugte sie, dass ein höherer Ertrag und gesündere Lebensmittel durch eine Abkehr von der Monokultur und durch weitgehenden Verzicht auf Spritzmittel zu erzielen seien - auch durch den Einsatz biologischer Schädlingsbekämpfungs-Methoden.

Mit diesen reichen Erfahrungen kehrte Hartmut König nach dem Tod Albert Schweitzers am 4. September 1965 wieder nach Deutschland zurück. Seither engagiert er sich in unterschiedlichen Projekten. Stolz ist er auf seine Initiative in einer Sozialstation im rumänischen Temesvar.

Sammlung von Handys

Mittlerweile ist König offiziell im Ruhestand. Aber sein Terminkalender ist nach wie vor ziemlich voll. Er hält Predigten in Kirchen, Vorträge in Schulen oder bei Landwirten, organisiert Fahrten ins elsässische Kaysersberg, Schweitzers Geburtsort, oder er ist in seiner Funktion als offizieller Botschafter des "Albert-Schweitzer-Zentrums" in Frankfurt tätig. Unermüdlich sammelt er Spenden für die Albert-Schweitzer-Klinik in Lambarene. Aktuell sammelt er gebrauchte Handys und Druckerpatronen, deren Verwertungs-Erlöse zu 100 Prozent nach Afrika flössen.

Näheres unter: www.albert-schweitzer-zentrum.de/recycler

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