Aktive Jugendarbeit hat viele Gesichter

Saarlouis · Alkoholmissbrauch, Mobbing in der Schule, Integration und Drogenprävention: Dauerthemen, mit denen sich der Arbeitskreis gegen Gewalt und Ausgrenzung im Landkreis Saarlouis beschäftigt.

Saarlouis. Seit 20 Jahren gibt es den Arbeitskreis gegen Gewalt und Ausgrenzung im Landkreis Saarlouis. Ursprünglich im Jahr 1992 im Zusammenhang mit dem Projekt "Mobile Jugendarbeit" gegen rechtsextreme Jugendliche gegründet, erweiterte der Arbeitskreis sein Aufgabengebiet im Laufe der Jahre: Die verschiedenen Formen von Gewalt, insbesondere soziale Konflikte, sind sein Thema, aber auch gegenseitige Toleranz. Denn Gewalt und Ausgrenzung sind eng gekoppelt, betonen Jürgen Stanka und Michael Mansion, die beiden Sprecher des Arbeitskreises.Heute gehören dem Gremium noch immer 32 Mitglieder an, die in unterschiedlichen Projekten und Institutionen im Landkreis arbeiten. Ihre Gemeinsamkeit: Alle haben beruflich mit Jugendlichen zu tun. Mitglieder sind unter anderem die Arbeitsstelle Migration und Fremdenfeindlichkeit Dillingen, die CJD Schoolworker, die Jugendpfleger der einzelnen Gemeinden, Juz united (Verband saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung), das Kreisjugendamt, die Polizeiinspektion Saarlouis sowie engagierte Einzelpersonen. Parteipolitische Vertreter sind nicht zugelassen.

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In den 20 Jahren hat der Arbeitskreis gegen Gewalt und Ausgrenzung manches auf die Beine gestellt: Unter anderem mehrere groß angelegte Aktionstage mit Themen wie "Gewalt hat viele Gesichter", "Handy - Gewalt und Pornografie", "Gewalt in der Jugendsprache", auch die Fachtagung "Integration - wir schaffen das!" und 2010 das Interkulturelle Fest in Saarlouis. Im vergangenen Jahr organisierten etwa die Schoolworkerinnen eine Fortbildung zum "Mobbing an Schulen". Zuletzt hat der Arbeitskreis an alle lokalen Veranstalter von Fastnachtsumzügen, Kappensitzungen oder Bällen Broschüren zum Thema Jugendschutz verschickt.

Dauerthema Alkohol

Denn Stanka ist selbst als Streetworker im Landkreis unterwegs und sagt: "Ich habe das über Jahre hinweg verfolgt, dass Veranstalter den Jugendschutz nicht so im Blickfeld haben, wie sie das sollten." Der Arbeitskreis versucht deshalb auf das Problem verstärkt aufmerksam zu machen - gerade an der Fastnacht, aber auch im Rest vom Jahr. "Es gibt einige sehr vorbildliche Aktionen wie etwa das Oktoberfest in Bous oder der Greesentag in Saarwellingen", sagt Stanka. Doch bei vielen läuft einiges schief. Die Folge: Jugendliche Alkoholleichen, die meist deutlich unter 18 Jahre alt sind.

Gegen den übermäßigen Konsum von Alkohol geht der Arbeitskreis schon lange vor. "Vom Staat erhalten wir dabei leider nicht die erhoffte Unterstützung", bedauert Mansion. Er glaubt, eine Tendenz zu beobachten: "Der Staat zieht sich immer weiter aus seiner Verantwortung zurück". Das sehe man zum Beispiel daran, dass sozialen Einrichtungen immer weniger finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.

Dauerthemen für den Arbeitskreis sind Alkoholmissbrauch, Mobbing in der Schule und durch neue Medien oder Drogenprävention; der Fokus liegt immer darauf, was hier vor Ort angegangen werden kann. Regelmäßig kommen die Mitglieder des Arbeitskreises zusammen, zu aktuellen Themen gibt es Sondersitzungen. "Wir können schnell reagieren, weil wir uns eine Stellungnahme nicht absegnen lassen müssen", erklärt Mansion.

Kontakt zum Arbeitskreis gegen Gewalt und Ausgrenzung im Landkreis Saarlouis: Tel. (0 68 31) 48 73 21; E-Mail: streetwork-sls@dwsaar.de oder akgegengewalt@web.de.

Meinung

Immer wieder kritisch fragen

Von SZ-RedakteurinNicole Bastong

Themen für den Arbeitskreis gegen Gewalt und Ausgrenzung gibt es noch genug, und Anlässe, auf diese aufmerksam zu machen, ebenso. Beispiel Alkoholmissbrauch: Man muss Alkohol weder verteufeln noch verbieten, man muss aber einen maßvollen Umgang damit fördern und vorleben - ein Thema, für das der Aktionskreis immer wieder sensibilisiert. So ist es heute selbstverständlich, dass etwa in Schulen und auf Spielplätzen nicht mehr geraucht werden darf. Ebenso sollte auch überall, wo Kinder und Jugendliche sind, Alkoholgenuss kritisch hinterfragt werden: Müssen beim Fastnachtsumzug die Schnapsflaschen kreisen? Gehört der Fassanstich wirklich auf jeder Kirmes dazu? Muss auf dem Kindergarten- oder Schulfest ein Bierstand stehen? Denn Jugendschutz beginnt genau dort.

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