Hilfsprojekt in Simbabwe Aids, Hunger - und jetzt noch Cholera

St. Luke's · St. Luke's. "Wir rechnen mit 300000 Toten", sagt Dr. Hans Schales bevor die Telefonverbindung abreißt. Bei uns bereiten sich die Leute auf Weihnachten vor. In Simbabwe, wo Schales arbeitet, bereiten sich Hilfsorganisationen auf eine Welle des Todes vor.

 Dr. Hans Schales hilft Menschen im St. Luke's Hospital. Foto: SZ

Dr. Hans Schales hilft Menschen im St. Luke's Hospital. Foto: SZ

Wir planen Besuche bei Verwandten, überlegen, was wir schenken. Auch in Simbabwe besuchen Menschen zu Weihnachten ihre Lieben. Ungewollt haben sie den Tod im Gepäck.

Das bettelarme Land, dessen zwölf Millionen Einwohner auf Grund der katastrophalen Bedingungen nur eine Lebenserwartung von 33 bis 35 Jahren haben, steht am Abgrund. Und nun droht eine Cholera-Epidemie. Dabei ist die bakterielle Infektionskrankheit, die Brechdurchfall verursacht, einfach zu behandeln. Bei uns. In einem Land wie Simbabwe aber verläuft sie oft tödlich.

"Bei uns gab es erst zwei Fälle von Cholera. Beide Personen konnten wieder entlassen werden", berichtet Schales am Telefon. Der ehemalige Chefarzt am Dudweiler St.-Josef-Krankenhaus leitet seit 2001 das St. Luke's Hospital in Simbabwe - die einzige funktionstüchtige Klinik im Umkreis von 400 Kilometern von Harare bis Bulawayo und Victoria Falls, in dem 500000 Menschen leben.

In St. Luke's geht nun die Angst um, dass die Cholera-Welle das Gebiet erfasst. "In Städten und an den Grenzen ist die Situation schlimm", sagt Schales. Denn Simbabwes Diktator Robert Mugabe tut nichts für seine Landsleute. Er lässt sie hungern, an Aids zu Grunde gehen. Die Weltöffentlichkeit ignorierte die katastrophale Lage in Simbabwe lange, schaute tatenlos zu. Und Mugabe versucht zu verharmlosen "Es gibt keine Cholera mehr. Alles ist vorbei", verkündete er, nachdem er zuvor den Notstand ausgerufen hatte.

Dabei steht die Epidemie erst am Anfang. Sie forderte bereits geschätzte 1000 Tote. Reiseverkehr zu Weihnachten plus Regenzeit werden die Lage wohl verschlimmern. Zudem haben die meisten Simbabwer keine Ahnung von der Krankheit und ihren Symptomen. Deshalb sind Mugabes Aussagen umso fataler.

Von Fatalismus ist in Schales Stimme am Telefon aber nichts zu hören. Er will weiter helfen. Seine Arbeit wird vom Förderverein Afrikaprojekt unterstützt. Der finanziert die Klinik zu 99 Prozent. "Wir sind auf einen Ansturm vorbereitet, haben Medikamente, Infusionen und können Kranke isolieren", sagt Schales zur Seuche. Die Klinik könne 50 Cholera-Fälle aufnehmen. Und hat eigentlich andere Probleme.

Strom fällt immer öfter aus. Wasser ist rar. Die staatliche Versorgung mit Medikamenten gegen Tuberkulose, die mit Aids einhergeht, ist erloschen. Essen ist, wenn überhaupt, nur mit ausländischer Währung zu haben. Schales und seine Helfer müssen nach Botswana, Sambia oder Südafrika fahren, um das Nötigste zu bekommen - mit der nahenden Cholera-Epidemie im Nacken.

Auf einen Blick

Zum 4. Mal findet in Ensheim, Industriegebiet Zum Gerlen, an diesem Samstag, 13. Dezember, 10 bis 18 Uhr, das Afrika-Fest des Fördervereins Afrikaprojekt statt. Bei dem saarländisch-afrikanischen Weihnachtsmarkt gibt's Leckereien, Utensilien, Kunst, Musik und Tannenbäume. Zudem kommt ein Nikolaus aus Simbabwe. mak

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort