Streit um Pavianhaltung in Neunkirchen Affen-Schützer fordern Neubau des Pavian-Geheges

Neunkirchen/Train · Das von internationalen Wissenschaftlern betriebene Great Ape Project hat jetzt einen Neubau des Paviangeheges im Neunkircher Zoo gefordert.

 Ein Pavian im Neunkircher Zoo.

Ein Pavian im Neunkircher Zoo.

Foto: Marc Prams

„Wenn man heute in Neunkirchen beschließt, das zu wollen, geht das sehr schnell“, sagte der Sprecher des Great Ape Projects in Deutschland, der Psychologe Colin Goldner aus Train/Niederbayern. Goldner erklärte, dass die Bestallung eines Gutachters durch das Saar-Umweltministerium, der die Haltungsbedingungen der 100 Paviane im Neunkircher Zoo unter die Lupe nehmen soll, überflüssig sei. „Es dürfen im Neunkircher Zoo unter den gegenwärtigen Bedingungen allenfalls acht Paviane gehalten werden, tatsächlich sind es unverantwortlicherweise 100“, sagte Goldner. Der Einbau von verschiedenen Etagen im Innenbunker vergrößerte im Übrigen die vorgegebene Grundfläche nicht, die für 100 Tiere wenigstens 325 Quadratmeter umfassen müsse.

„Es steht doch fest, dass die Pavian-Haltung in Neunkirchen ganz klar die Vorgaben der Bundesregierung missachtet“, sagte Goldner. Die Angaben des Vorsitzenden der Tierschutzstiftung Saar, Andreas Schneiderlöchner, es würden mit Blick auf die Neunkirchener Paviane die von der Bundesregierung vorgegebenen „Mindeststandards für artgerechte Haltung“ eingehalten, seien „schlichtweg falsch“, betonte Goldner. Ein Blick in das Säugetiergutachten des Bundesministeriums für Ernährrung und Landwirtschaft von 2014, das die Haltung von Säugetieren in Zoos regelt, zeige, dass diesen Standards zufolge für die 100 Paviane ein Innengehege von wenigstens 325 Quadratmeter zur Verfügung stehen müsste (40 Quadratmeter pro fünfköpfiger Gruppe plus drei Quadratmeter für jedes weitere Tier). „Tatsächlich weist der öffentlich nicht einsehbare Innenbunker der Neunkircher Paviane allenfalls 50 Quadratmeter auf, gemäß Säugetiergutachten ausreichend für nicht mehr als acht Tiere“, erklärte Goldner. Ein Zusammenzählen der Grundfläche der Außenanlage (600 Quadratmeter) und die des Innenbunkers (50 Quadratmeter) sei nicht statthaft. Pavianen müsse laut Säugetiergutachten sowohl draußen als auch drinnen jeweils eine Fläche von 40 Quadratmeter pro fünfköpfiger Gruppe plus drei Quadratmeter für jedes weitere Tier zur Verfügung gestellt werden. „Selbst wenn die Freifläche 1000 Quadratmeter groß wäre, das Innengehege aber nur 50 Quadratmeter aufweist, dürften nur acht Tiere darauf gehalten werden“, betonte Goldner. Auch der Landestierschutzbeauftragte des Saarlandes, der Tierarzt Hans-Friedrich Willimzik, hatte von einer „Überbevölkerung“ im Neunkircher Paviangehege gesprochen. Schneiderlöchner hatte angeregt, das Platzangebot für die Paviane im Innengehege durch Einbauten zu verbessern. Goldner wies darauf hin, dass die Zooleitung dringend Maßnahmen zur Geburtenkontrolle bei den Pavianen einleiten müsse. Er habe im Zoo jetzt noch Pavian-Babys gesehen. „Derart beengte Platzverhältnisse für Paviane habe ich noch in keinem anderen deutschen Zoo beobachtet“, betonte er. Die Raumnot für die Paviane sei in Neunkirchen „besonders eklatant.“

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