Saar-AfD-Chef Dörr im Kreuzverhör beim Bundesvorstand AfD-Chef Dörr guten Mutes aus Berlin zurück

Berlin/Saarbrücken · Der AfD-Bundesvorstand hat die Demokratie-Tauglichkeit des Saar-AfD-Chefs Josef Dörr getestet. Er beschloss danach keine Ordnungsmaßnahme.

  Saar-AfD-Chef Dörr musste sich in Berlin verantworten.

Saar-AfD-Chef Dörr musste sich in Berlin verantworten.

Foto: BeckerBredel

Der Gang nach Canossa ist für den Saar-AfD-Vorsitzenden nach dessen Meinung gut ausgegangen. Vor dem AfD-Bundesvorstand musste sich Dörr am Freitag wegen eines Gutachtens des Berliner Rechtsanwalts Christoph Basedow verantworten, das Dörr Wahlmanipulationen, großzügigen Umgang mit Parteigeldern beim Ankauf eines amerikanischen Autos zu Werbezwecken und Verstöße gegen das Parteiengesetz vorwirft. „Ich denke, dass es uns gut geht. Wir haben tapfer drei Stunden lang Rede und Antwort gestanden“, sagte Dörr der SZ telefonisch am späten Freitagnachmittag auf der Rückfahrt nach Saarbrücken im BMW 740, dem Dienstwagen, der ihm als AfD-Landtags-Fraktionschef zur Verfügung steht. „Wir haben uns nichts vorzuwerfen“ betonte der Quierschieder Ex-Förderschulrektor. In den Medien hatte es geheißen, die Vorwürfe, die Anwalt Basedow zusammengetragen habe, seien ausreichend, Dörr und seinen Landesvorstand abzusetzen.

Dörr erklärte dagegen, dass er nicht mehr mit einer Entscheidung des jetzigen Bundesvorstands, dem Jörg Meuthen vorsitzt, rechne. Das sollte sich auch später bewahrheiten. Der Bundesvorstand der AfD teilte der SZ mit, dass er „keine Ordnungsmaßnahme“ gegen die Saar-AfD beschlossen habe. „Nur die Landessatzung Saarland soll komplett auf ihre Rechtmäßigkeit geprüft werden“, hieß es in der Stellungnahme aus Berlin. Außerdem würden die Ergebnisse der Befragung noch einmal zusammengefasst.

Neben Dörr und dem ehrenamtlichen Saar-AfD-Geschäftsführer Christoph Schaufert war zuvor auch der saarländische AfD-Bundestagsabgeordnete Christian Wirth vom AfD-Bundesvorstand zu den Vorgängen im Saar-Landesverband gehört worden. Wirth gilt als schärfster Kritiker des Führungsstils von Dörr. Der 81-jährige Saar-AfD-Boss wirft Wirth im Gegenzug „üble Machenschaften“ vor. Dabei sei der AfD-Landesvorstand im Saarland „hoch motiviert und erfolgreich“. Schließlich müsse sich die AfD im kleinen Saarland mit Bundespolitikern auseinandersetzen wie dem Linksparteigründer Oskar Lafontaine und dessen Frau Sahra Wagenknecht, der  Saar-CDU mit den Bundesministern Annegret Kramp-Karrenbauer und Peter Altmaier sowie der Saar-SPD, die mit Heiko Maas den Außenminister stelle. „Wir schlagen uns da ganz ordentlich“, betonte Dörr.

Seine Gegenspieler im Saarland versuchten, Mitglieder in die AfD zu schleusen, die „keine reinrassigen Demokraten“ seien, sagte Dörr. Das sei jedoch mit ihm nicht zu machen. Vor zwei Jahren musste sich Dörr noch selbst vor dem AfD-Bundesvorstand verantworten, weil er angeblich Kontakte zu einer Rechtsradikalen in Kaiserslautern aufgenommen hatte. „Wir wollen in keine Ecke geschoben werden“, erklärte der AfD-Landeschef.

Wirth sagte, dass er ein „gutes Gefühl“ habe, dass der Bundesvorstand doch noch vor dem Bundesparteitag ab 30. November in Braunschweig Dörr ablösen werde, wenn auch die Zwei-Drittel-Mehrheit dafür eine hohe Hürde  und der Bundesvorstand bereits einmal im Saarland gescheitert sei.

Dörr sagte, es sei ein „Armutszeugnis“, dass VW den Schriftzug des Autokonzerns an der Halle in Braunschweig, wo der AfD-Bundesparteitag stattfindet, habe abhängen lassen. Er wolle aber trotzdem seinen Skoda, der einen VW-Motor habe, deswegen nicht verkaufen. „Den habe ich 16 Jahre lang und bin damit mehr als 200 000 Kilometer gefahren“, betonte Dörr.

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