Ästhetisches aus Holzabfällen

Beckingen. "Genau hinsehen!" - so lautete die Aufforderung, fast schon ein Mantra, von Oskar Holweck an der Staatlichen Werkkunstschule in Saarbrücken

 Eines der "Baumart"-Objekte, die Naudorf aus Holzabfällen einer Schreinerei gestaltet. Fotos: SZ

Eines der "Baumart"-Objekte, die Naudorf aus Holzabfällen einer Schreinerei gestaltet. Fotos: SZ

 Künstler Gerd Naudorf.

Künstler Gerd Naudorf.

Beckingen. "Genau hinsehen!" - so lautete die Aufforderung, fast schon ein Mantra, von Oskar Holweck an der Staatlichen Werkkunstschule in Saarbrücken. Gerd Naudorf machte sich diesen bewussten Blick während seines Studiums zu Eigen, als es bei Materialstudien darum ging, Textilien, Metall oder Holz auf unkonventionelle Weise zu bearbeiten und inne liegende, aber neue Formen abzugewinnen, ohne die alte Erscheinung unkenntlich zu machen. Vor allem Holz hatte es dem Gresaubacher schon damals angetan, und so zog es ihn auch während seiner späteren Arbeit als Grafik-Designer immer wieder in die Schreinerei in seinem Dorf. "Mich faszinierten immer wieder die Holzstücke, die wegen irgendwelcher Mängel für die Produktion nicht in Frage kamen. Endstücke, Stücke mit Ästen, gerissene oder gebrochene Stücke und welche mit Spuren von Insektenbefall oder Witterungseinflüssen offenbaren einen unerschöpflichen Reichtum an Formen, Farben, Strukturen und Helligkeiten", erklärt der Künstler, den diese Formenvielfalt zum Gestalten anregte. 1999 stellte er seine ersten "Baumart" - Holzobjekte vor, die seit dem in zahlreichen Ausstellungen zu sehen sind. Aufgeschnittene Holzreste mit herausgerissenen Spänen, Knoten und Faserungen voll ursprünglicher Naturbelassenheit setzt der 65-Jährige in enge, ordentliche Rahmen aus dem gleichen Holz und macht sie damit zu einem Kunstobjekt. "Ich stelle bewusst den Kontrast zwischen dem rechtwinklig geschnittenen, glatt gehobelten, angewandten Material des Rahmens und seinen wilden Strukturen her", sagt Gerd Naudorf, "zudem ist der Rahmen ein Element, das ruft: Guck' mich an!" Und so betrachten Menschen plötzlich Schönheiten, die sonst in einer Schreinerei in die Ecke gekehrt werden. "Die größte Entdeckung dürfte der bei Oskar Holweck ausgebildete Senior Gerd Naudorf sein. Ein optisches Fest", schrieb Cathrin Elss-Seringhaus in ihrer Rezension für die Saarbrücker Zeitung zur Landeskunstausstellung in Merzig. Das gilt auch für die Skulptura in Beckingen. red

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