Ärger über Plastik-Embryos im Briefkasten

Saarbrücken. Viele SZ-Leser haben sich über die Aktion des Vereins Durchblick geärgert, der seit Dienstag Plastikmodelle eines zehn Wochen alten Embryos an alle saarländischen Haushalte verschickt (wir berichteten). "Ich habe mich mit 15 Frauen über die Aktion unterhalten, keine findet sie gut", sagt Brunhilde Becker aus Schmelz

Saarbrücken. Viele SZ-Leser haben sich über die Aktion des Vereins Durchblick geärgert, der seit Dienstag Plastikmodelle eines zehn Wochen alten Embryos an alle saarländischen Haushalte verschickt (wir berichteten). "Ich habe mich mit 15 Frauen über die Aktion unterhalten, keine findet sie gut", sagt Brunhilde Becker aus Schmelz. Sie habe überlegt, ob sie das Kuvert, in dem sich der Embryo befindet, ungeöffnet an den Verein aus Baden-Württemberg zurück schickt. "Aber auf dem Umschlag stand keine Absenderadresse drauf", erklärt Becker. Deshalb habe sie den Vorsitzenden des Vereins, Thomas Schührer, angerufen und ihm von ihrem Missfallen erzählt. "Mit der Aktion werden Frauen belästigt", findet Becker. Ähnlich sieht das SZ-Leserin Anne Ewen. "Schade, dass dieser Verein sein Geld nicht in wirklich nützliche Aufklärungsarbeit steckt. Lieber greift man Menschen an, die sicher nicht so einfach den Verlust ihres Kindes wegstecken", erklärt sie. Die Aktion kostet nach Angaben des Vereins Durchblick 63 000 Euro.Auch die Bundesvorsitzende von Donum Vitae, Rita Waschbüsch, kritisiert die Aktion. "Es tut mir vor allem Leid um das schöne Geld: Was könnten wir alles machen, wenn wir diese Mittel zur Verfügung hätten", sagt sie. Donum Vitae ist als eine der katholischen Kirche nahe stehenden Organisation in der Schwangerenkonfliktberatung tätig. "Viel wichtiger als eine solche Schockaktion ist es, Frauen, die in einer schwierigen Lage sind, Hilfe anzubieten", findet die ehemalige Saar-Sozialministerin. Auch auf der Internet-Seite der Saarbrücker Zeitung wird heiß über die Embryomodelle diskutiert. son

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