Kritik an Veranstaltung ADAC Rallye durch Saarbrücken umstritten

Saarbrücken · Während Kritiker Lärm und Staus beklagen, verteidigen Stadt, Land und Gewerbe die Veranstaltung.

 Die Wilhelm-Heinrich-Brücke in Saarbrücken war wegen der Wertungsprüfung zur ADAC Deutschland Rallye am Donnerstag gesperrt.

Die Wilhelm-Heinrich-Brücke in Saarbrücken war wegen der Wertungsprüfung zur ADAC Deutschland Rallye am Donnerstag gesperrt.

Foto: BeckerBredel

Feinstaubbelastungen, Fahrverbote für Dieselmotoren in Städten: Autos haben in Innenstädten mittlerweile einen schlechten Ruf. Und dennoch heulten am Donnerstag in der Saarbrücker Innenstadt laute Motoren: Die ADAC Rallye Deutschland führte in der Landeshauptstadt ihre Wertungsprüfung durch. Das rief Kritik hervor.

Der Saarbrücker Bundestagsabgeordneten Thomas Lutze (Linke) monierte, das von der Rallye verursachte Verkehrschaos sei unverantwortlich und nervig: „Veranstaltungen wie die ADAC-Deutschland-Rallye haben in Innenstädten nichts zu suchen!“ Auch der ehemalige Umweltminister Jo Leinen (SPD) fragte sich, warum eine Rallye unbedingt in der Saarbrücker Innenstadt stattfinden müsse: „Ich wüsste nicht, für wen das gut ist“, sagte er. Mehrere SZ-Leser beklagten Lärm und Stau.

Der jetzige Europa-Abgeordnete Leinen hatte 1985 die ADAC-Deutschland-Rallye durchs St. Wendeler Land verbieten wollen. „Dabei stellte sich heraus, dass ein Kabinettskollege bereits die Schirmherrschaft über diese Motorsportveranstaltung übernommen hatte“, schrieb er Jahre später. Der ADAC und Motorsport-Clubs im Land protestierten. Aus dem Verbot wurde schließlich nichts. Herausgekommen seien immerhin neue Regeln für Rallyes im Saarland, sagt Leinen heute.

Anders als damals steht die heutige Landesregierung voll hinter der Rallye: Innenminister Klaus Bouillon (CDU) habe sich „ausdrücklich dafür eingesetzt, dass so ein hochkarätiges Sportevent wie die ADAC Rallye Deutschland wieder ins Saarland kommt“, sagte seine Sprecherin. Von der Zuschauerresonanz und den vielen ausländischen Touristen profitierten auch die Saarbrücker Gaststätten und Hotels. Diese Ansicht vertritt auch die Stadt Saarbrücken, die ebenfalls die gute Auslastung der Hotels und Gastronomie-Betriebe betonte.

Für den ADAC Saarland, der dieses Jahr der federführende Ausrichter der Rallye ist, war die Veranstaltung in Saarbrücken ein Erfolg. „Bei unserer ersten Wertungsprüfung hatten wir 12 000 Zuschauer, was uns sehr freut. Eine Fahrt durch die Stadt trägt den Sport zu den Fans, die normalerweise nicht rausfahren. Das steigert die Begeisterung für den Motorsport“, sagte ein ADAC-Sprecher. Auch das Verkehrskonzept sei aufgegangen.

Polizeisprecher Stephan Laßotta bestätigte: „Es gab zu keinem Zeitpunkt auf der A 620 zähfließenden Verkehr wegen der Sperrung der Wilhelm-Heinrich-Brücke.“ Der Rückstau am Morgen sei auf einen Unfall im Bereich der Westspange zurückzuführen gewesen. „Das Stocken am Nachmittag ist ganz normal im Berufsverkehr und hatte nichts mit der Rallye zu tun.“ Auch bei der Polizei in Saarbrücken-St. Johann heißt es: „Erstaunlicherweise gab es keine Beschwerde wegen Lärmbelästigung oder sonstigem. Und nur bei einzelnen Gästen, die unerlaubt auf Absperrungen oder Geländer kletterten, mussten wir eingreifen“, sagte Dienststellenleiter Harald Groß.

Der Verkehr rollte zwar größtenteils, dem Handel aber blieben an diesem Tag aber viele Kunden fern. Doch das könnten die Saarbrücker Geschäfte verkraften, sagte Max Schönberg vom örtlichen Verein Handel und Gewerbe. „Wir waren von Anfang an in den Entscheidungsprozess miteingebunden und waren ganz klar dafür.“

Dass solche Veranstaltungen nicht nur Lärm mit sich bringen, sondern auch Müll und Umweltbelastungen, ist dem Naturschutzbund (Nabu) ein Dorn im Auge. Noch mehr als die Stadtstrecke kritisiert er die Rallye-Strecken im Nordsaarland, die teilweise durch Naturschutzgebiete verliefen. Für das nächste Jahr drohen der Nabu und andere Umweltverbände damit, die Veranstaltung juristisch zu stoppen.

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