Abschied von Real- und Gesamtschulen

Saarbrücken. Im Saarland endete gestern Morgen eine Ära. Mit dem letzten Schultag verabschiedeten sich nicht nur Schülerinnen und Schüler überall im Land in die langersehnten Ferien, auch das dreigliedrige Schulsystem wird es nach der Sommerpause nicht mehr geben

 Der Güdinger Realschüler Hamzu Yavuz (r.) zeigt sein Zeugnis. Im August kehrt er an eine Gemeinschaftsschule zurück. Foto: Becker&Bredel

Der Güdinger Realschüler Hamzu Yavuz (r.) zeigt sein Zeugnis. Im August kehrt er an eine Gemeinschaftsschule zurück. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Im Saarland endete gestern Morgen eine Ära. Mit dem letzten Schultag verabschiedeten sich nicht nur Schülerinnen und Schüler überall im Land in die langersehnten Ferien, auch das dreigliedrige Schulsystem wird es nach der Sommerpause nicht mehr geben. Während das Gymnasium weiterhin erhalten bleibt, werden Erweiterte Realschule (ERS) und Gesamtschule ab 2012/13 zur neuen Gemeinschaftsschule zusammengelegt (siehe Info-Kasten). In der Praxis bedeutet das, dass Schüler, die noch eine ERS oder Gesamtschule besuchen, ihren Schulabschluss in unveränderter Form machen können. Alle Grundschüler aber, die am 16. August auf eine weiterführende Schule wechseln, haben nur noch die Wahl zwischen Gymnasium und Gemeinschaftsschule. Ab 2017 soll es dann nur noch die Gemeinschaftsschulen geben, ERS und Gesamtschulen laufen in ihrer jetzigen Form ganz aus.Sehr positiv sieht man der neuen Schulordnung an der Erweiterten Realschule in Güdingen entgegen. Es habe von Seiten des Ministeriums für Bildung und Kultur im Vorfeld "viele Fortbildungsmaßnahmen und Treffen gegeben", erklärte gestern Alexander Paschke, der stellvertretende Schulleiter; man fühle sich gut informiert. "Voller Vorfreude" erwarte man daher die Änderungen, die an der Schule durch die Umstellung von Real- auf Gemeinschaftsschule anstehen. Während auf das Schulpersonal einige Neuerungen zukommen, verändere sich für die aktuellen Schüler der Schule nichts. Diesem Urteil schließt sich auch Stefan Dörr an, Rektor der Gesamtschule Saarbrücken-Ludwigspark. Natürlich sei auch seine Schule von der Reform betroffen, gerade an den Gesamtschulen blieben die Strukturen aber grundsätzlich erhalten, die jetzigen Schüler der Schule erwarte daher keine Umstellung.

"Wir haben nicht das Gefühl, dass sich für uns irgendetwas verändert", bestätigen Tatjana Schering, Sara Welsch und Lena Cadario von der Gesamtschule Bellevue, anderen Schülern dort ist die Umstellung "völlig egal", wieder andere haben gar keine Meinung dazu. Aber es gibt auch positive Stimmen: "Die Schule wird dann irgendwie cool", freut sich Kumaralingam Semthuzan darauf, nach den Ferien die 7. Klasse einer Schule zu besuchen, die dann offiziell "Gemeinschaftsschule Saarbrücken-Bellevue" heißen wird. "Die Schule ist dann anders", sagt er, "'in'". Auch an der Erweiterten Realschule Saarbrücken-Güdingen herrscht die Einstellung vor, dass "ja alles beim Alten" bleibe und sich nichts ändert, wie Haidar Kassem und Steffen Sievers erklären, die beide die 7. Klasse der ERS besuchen. Andere, wie Silvana Fiore, sehen aber durchaus auch die Vorteile für die Schüler, die nach den Sommerferien an der "Gemeinschaftsschule Saarbrücken-Güdingen" anfangen werden. Diese hätten "mehr Chancen und müssten sich nicht so früh für einen Abschluss entscheiden".

Stichwort

Die Gemeinschaftsschule, die ab dem Schuljahr 2012/13 die Erweiterte Realschule (ERS) und die Gesamtschule ersetzen wird, ermöglicht neben Haupt- und Realschulabschluss auch die Fachhoch- und die Hochschulreife. Im Gegensatz zu den Gymnasien kann das Abitur aber in neun statt acht Jahren erworben werden. Anders als bei der ERS müssen die Schüler nicht bereits in Klasse 7 die Entscheidung zwischen Haupt- und Realschulzweig treffen. Stattdessen werden sie ab dieser Klassenstufe gemäß ihrer "Fachleistungsdifferenzen" auf unterschiedlichen Anforderungsebenen von Lehrkräften aller Lehrämter unterrichtet. Die Gemeinschaftsschule soll eine flexiblere Kooperation der Schularten ermöglichen und mit einer längeren gemeinsamen Schulzeit (bis Klasse 7) verbinden. fkd

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