Abschied ohne Beerdigung: Hoffnung auf neues Leben

Saarbrücken. Jogging für Kopf und Augen, mit diesem Anspruch trat die Stadtgalerie 1985 an. 1994 wechselte sie zur Stiftung Saarländischer Kulturbesitz und ab dem kommenden Jahr wieder zurück zur Landeshauptstadt. Am Ende war die Luft raus. "Begräbnisparty", nein besser eine "Übergabeparty" wolle man, so Galerieleiter Ernest W. Uthemann feiern. Beides war es nicht

 Über 25 Jahre Stadtgalerie: Besucher schreiten sie an Plakaten ab.

Über 25 Jahre Stadtgalerie: Besucher schreiten sie an Plakaten ab.

Saarbrücken. Jogging für Kopf und Augen, mit diesem Anspruch trat die Stadtgalerie 1985 an. 1994 wechselte sie zur Stiftung Saarländischer Kulturbesitz und ab dem kommenden Jahr wieder zurück zur Landeshauptstadt. Am Ende war die Luft raus. "Begräbnisparty", nein besser eine "Übergabeparty" wolle man, so Galerieleiter Ernest W. Uthemann feiern.Beides war es nicht. Für die Übergabe fehlten die Empfänger, lediglich Kulturamtsleiter und ein Stadtratsmitglied ließen sich blicken. Zu Trauer fehlte der Anlass. Und es fehlte die Trauergemeinde jenseits des mit der Galerie älter gewordenen Stammpublikums. Die jüngere Generation, die Hochschule der Bildenden Künste und andere Teile der Szene, blieben großteils fern.

Statt einer Trauerrede zog daher Meinrad Maria Grewenig, geschäftsführender Vorstand der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, die Koordinaten für den künftigen Kurs der Stadtgalerie ein, indem er den Titel der Veranstaltung "Reset" (Zurück auf Anfang) aufgriff: Wie in ihren Anfängen solle die Stadtgalerie ein Laboratorium für künstlerische Basisarbeit und Experimente sein, während das Museum das bereits Abgesicherte zeige. Bei Ernest W. Uthemann geriet die Trauerrede zur Rechtfertigung seines Programms und der Besucherzahlen, garniert mit einem Verweis darauf, dass Unterhaltung und Kultur durchaus zusammen gehören.

 Abschieds-Plauderei: Ernest W. Uthemann (rechts) im Gespräch mit Freunden der Stadtgalerie. Fotos: Oliver Dietze

Abschieds-Plauderei: Ernest W. Uthemann (rechts) im Gespräch mit Freunden der Stadtgalerie. Fotos: Oliver Dietze

Aber nicht hier an diesem Abend, der noch einmal gnadenlos Furcht und Elend der letzten Stadtgaleriejahre vor Augen führte: Oft halbherzig, selten aufregend. Die in Saarbrücken lebende georgische Sopranistin Dali Zimmermann Antizide schenkte drei italienische Arien. Pia Müller brachte eine Performance als stöhnende Salonschlangen-Eva mit Apfel und Regenschirm. Konsequenterweise steckte man "Phase IV", eine Formation um Posaunist Christof Thewes, in eine Ecke. Dabei wäre sie auf der Bühne im Veranstaltungsraum viel besser aufgehoben gewesen. Auch das symptomatisch für diesen Abend, an dem nichts lebendig sein durfte. Als DJ Henk Nuwenhoud am Ende an den Plattentellern drehte, war man schon sehr unter sich. Gejoggt wird längst anderswo. Zumindest eines brachte der Abend: Die Hoffnung auf ein Leben danach. sg

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