Abschied in Würde

Homburg · Jedes Jahr wird im Rahmen einer Trauerfeier der Menschen gedacht, die ihren Körper zu Lehr- und Forschungszwecken der Medizin gewidmet haben. Jetzt nahmen Angehörige, Medizinstudenten und Institutsmitarbeiter Abschied von den 60 Spendern.

Die akademische und ökumenische Trauerfeier für Körperspender ist eine am Universitätsstandort Homburg seit Jahrzehnten gepflegte, würdige Tradition. Ausgerichtet vom Anatomischen Institut der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes nehmen Angehörige Abschied von denen, die sich schon zu Lebzeiten dazu entschlossen haben, nach ihrem Tod ihren Körper der Medizin zu widmen. So ist die jährliche Trauerfeier auch ein Ort des Dankes an Menschen, die es Medizinstudenten ermöglicht, an echten Körpern ihren Beruf als Berufung zu erlernen. Da verwundert es nicht, dass auch zahlreiche Studenten und Mitarbeiter des Instituts am Freitag in der Kirche St. Fronleichnam den insgesamt 60 Körperspendern des Jahres 2013 ihren Respekt zollten.

In seiner Begrüßung betonte Dr. Kurt W. Becker vom Anatomischen Institut die große Bedeutung, die Körperspenden für ein fundiertes Studium der Medizin bedeuten. "Diese Menschen haben ihren Körper gespendet, um einer guten Sache zu dienen." Häufig sei dies auch in der Absicht geschehen, so Becker, "sich für selber erfahrene medizinische Hilfe durch Ärzte und Pflegekräfte dankbar zu zeigen. Die Studenten ihrerseits erfüllen diese Vermächtnisse, in dem sie auf Basis ihrer Studien klare Bilder vom inneren Aufbau des Menschen gewinnen und so die Grundlage für ihr späteres, berufliches Handeln legen." Mit der Trauerfeier vom Freitag wolle man diesen Verdienst der Körperspender auch der Öffentlichkeit vor Augen führen.

Professor Michael D. Menger, Dekan der medizinischen Fakultät, nutzte die vom Studierenden-Chor unter der Leitung von Lukas Speer sowie von Pfarrerin Esther Massar und Pfarrer Raymond Rambaud gestaltete Feier dazu, die Körperspende in den Kontext einer sich verändernden Gesellschaft einzuordnen. "Wir leben in einer Zeit, die das Leben, und nur das Leben, und nicht der Tod berücksichtigt. Und hier gerade müssen wir die Toten bewundern, die sich schon zu Lebzeiten mit dem Tod auseinandergesetzt haben und die ungewöhnliche und mutige Entscheidung zur Körperspende getroffen haben. Diese Entscheidung der Toten fordert all meinen Respekt", so Menger.

"All meinen Respekt erweisen meine Kollegen und ich aber auch all den Angehörigen, die sich mit der Gesinnung ihrer Toten auseinander gesetzt haben." Und Menger dankte den zahlreichen Studenten, die der Trauerfeier am Freitag beiwohnten, "abseits des Zeitgeistes von Lady Gaga und Voice of Germany". Es gelte, so Menger in Richtung von Angehörigen, Studenten und Mitarbeitern des Anatomischen Instituts, die Endlichkeit des Lebens zu akzeptieren. "Die Toten, denen wir heute gedenken, haben sich mit dieser Endlichkeit schon zu Lebzeiten auseinandergesetzt. Und sie haben über ihren eigenen Tod hinaus gedacht." So sei es eine Verpflichtung, zu lernen und lehren, mit dem Tod umzugehen.

Zum Thema:

Auf einen BlickKörperspender vermachen zu Lebzeiten ihren Leichnam einem anatomischen Institut zu Lehr- und Forschungszwecken. Der Körper dient dann in Gänze für anatomische Studien und so als Grundlage für das Studium der Medizin. Am Universitätsstandort Homburg wird nach einer jahrzehntelangen Tradition am Ende des Jahres der Körperspender gedacht. Im Anschluss an die Trauerfeier werden die Urnen dann auf dem Hauptfriedhof in Homburg beigesetzt. In diesem Jahr gab es eine Trauerfeier in der Kirche St. Fronleichnam für insgesamt 60 Körperspender. thw

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort