Nur noch ein Geschäftsführer? Absage an Bouillon: „Saartoto ist nicht das Problem“

Saarbrücken · CDU und SPD verteidigen die Doppelspitze, die der Innenminister für überflüssig hält. Diskutiert werden soll aber darüber.

 Die SPD-Fraktion kritisierte Bouillon dafür, dass er die Debatte über strukturelle Veränderungen im Saar-Sport auf Saartoto verlagere (Symbolbild).

Die SPD-Fraktion kritisierte Bouillon dafür, dass er die Debatte über strukturelle Veränderungen im Saar-Sport auf Saartoto verlagere (Symbolbild).

Foto: BeckerBredel

Die Forderung von Innenminister Klaus Bouillon (CDU), bei Saartoto einen der beiden Geschäftsführer-Posten zu streichen, hat wahrscheinlich keine Aussicht auf Erfolg. Bouillons eigene Fraktion äußerte Vorbehalte. „Prinzipiell befürworten wir das Vier-Augen-Prinzip, weil es sich im Sinne der Kontrolle und der Transparenz aus unserer Sicht bewährt hat“, teilte die CDU-Fraktion auf Anfrage mit.

Die dringlichste Aufgabe sei es, die Liquidität des LSVS sicherzustellen und ein Konsolidierungskonzept zu verabschieden, das auf einer breiten Mehrheit fuße und mit dem sich der LSVS aus eigener Kraft sanieren könne. Im nächsten Schritt werde es darum gehen, die Strukturen auf den Prüfstand zu stellen. Dabei seien die Überlegungen des Innenministers für eine strikte Trennung von Politik und Sport/Saartoto „ein Beitrag zu einer Debatte, die am Ende zur Stärkung des Sports führen muss“. In dem Diskussionsprozess, wie der Saar-Sport auf zukunftsfeste Füße gestellt werden könne und transparentere Strukturen geschaffen werden könnten, dürfe es „weder Denkverbote noch Vorfestlegungen geben“.

Bouillon selbst hatte seinem Vorschlag kaum Chancen eingeräumt. Unterstützung kommt bislang von den Grünen, die einen nach fachlichen Kriterien ausgewählten Geschäftsführer für Saartoto als völlig ausreichend erachten.

Die SPD-Fraktion kritisierte Bouillon dafür, dass er die Debatte über strukturelle Veränderungen im Saar-Sport auf Saartoto verlagere. „Insbesondere Saartoto mit seinen zwei Geschäftsführern/Direktoren war und ist immer ein umsichtig handelnder Geldgeber und Förderer des Sports gewesen und eben nicht das Problem“, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin Petra Berg. Dieses Problem liege nicht in den Strukturen des Saar-Sports und in der Politik selbst, sondern im Fehlverhalten einzelner Akteure. „Gerade das Vier-Augen-Prinzip bei Saartoto hatte sich in der Vergangenheit bewährt. Genau dieses Vier-Augen-Prinzip wurde jetzt beim LSVS zur besseren Kontrolle eingeführt.“

Unabhängig davon werde man sich der Frage, ob es in Zukunft zwei Geschäftsführer bei Saartoto braucht, genauso wie allen anderen Fragen auch, stellen. Nun gelte es zunächst, die Doppelstrukturen „auch in Person von Klaus Bouillon“ aufzulösen. Bouillon selbst will den Vorsitz des Saartoto-Aufsichtsrats wegen einer Interessenkollision als Rechtsaufsicht aufgeben.

Unterdessen gerät der Streit über den Innenminister und die Verquickung von Sport und Politik zunehmend auf eine persönliche Ebene. Nachdem SPD-Generalsekretär Christian Petry Bouillon „Scheinheiligkeit“ vorgeworfen hatte, knöpft sich der Illinger Bürgermeister Armin König (CDU) nun Petry vor, der Beigeordneter der Gemeinde und damit Königs Stellvertreter ist. „Billig und oberscheinheilig“ sei Petrys Attacke auf Bouillon, sagte König. Bei der Generalsanierung von vier Kunstrasenplätzen in einem Jahr habe Petry bei der Sportplanungskommission „gebaggert wie wild, damit die Gelder fließen – wir auch, das sage ich ganz selbstkritisch“. Petry habe sich immer als Politiker und Fußballfunktionär gesehen und seine Kontakte spielen lassen. „Das haben alle getan, auch die Bürgermeister. Wir haben das alles mitverursacht.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort