80 Minuten teuflisches Programm

Gersheim. Während seines zweiten Auftritts bei der Gersheimer Theaterwoche nach 2010 traf Alfred Mittermeier den Nerv des Publikums. "Sündenbockerei" nannte er sein aktuelles Programm. "Es werde Licht", hieß der erste Satz. Am Ende des Abends ließ er Gottvater sagen: "O Gott, Alfred, ist das ein Bockmist", worauf das Licht erlischt

 Alfred Mittermeier gastierte mit seinem neuen Programm im Gersheimer Kulturhaus. Foto: Wolfgang Degott

Alfred Mittermeier gastierte mit seinem neuen Programm im Gersheimer Kulturhaus. Foto: Wolfgang Degott

Gersheim. Während seines zweiten Auftritts bei der Gersheimer Theaterwoche nach 2010 traf Alfred Mittermeier den Nerv des Publikums. "Sündenbockerei" nannte er sein aktuelles Programm. "Es werde Licht", hieß der erste Satz. Am Ende des Abends ließ er Gottvater sagen: "O Gott, Alfred, ist das ein Bockmist", worauf das Licht erlischt. Dazwischen lagen 80 Minuten teuflisches Programm gewitzt in göttlichen Rahmen, ein Feuerwerk vieler Pointen. Zynisch, bisweilen sarkastisch und vor allem eins: gesellschaftskritisch.Sündenböcke gebe es für alles und jeden. Auch für seine Bühnenrolle: "Ihr wolltet den Schmarrn ja hören." Angesichts dieser Dreistigkeit blieb den vielen Zuschauern nur das Lachen. Mittermeier: "Schließlich ist Gott selbst Verursacher der "Sündenbockerei". "Gott schuf den Teufel als seinen persönlichen Sündenbock." Seitdem berufe der Mensch sich im Dilemma zwischen Freiheit und Verbot stets auf ihn: Die treulose Ehefrau rechtfertige sich: "Ich wurde vom Teufel geritten", spät heimkehrende Männer murmeln: "Der Teufel war los" und wenn die Ehe zerbricht, sagt er: "Geh zum Teufel." Sie pariert: "Ich geh zu meiner Mutter". Er kontert: "Das mein ich doch".

Gelacht wurde im Gersheimer Kulturhaus viel, kaum Verschnaufpausen. Mittermeier war nichts heilig, kein Spaß zu derb. Bevor am Ende Migranten, Islamisten, Christen und die Bayern per Gondel zum Himmel fahren, wo Gott sie in Gestalt des Bergführers Luis Trenker erwartet, bekommen sie gehörig ihr Fett weg. Wo "Migrationshintergrund im Vordergrund" steht, riet der bayerische Kabarettist in seinem Exkurs "Präventionswatschen". Werden in "Mekka-Vorpommern" Minarette mit Windkraftflügeln aufgestellt, kreist der Muezzin gleich Don Quichotte durch die Lüfte.

Deutsche Ehemänner hingegen sollten sich ein Beispiel nehmen an den islamischen Brüdern, die ihre Frauen im Griff hätten. "Warum bloß hat Eva gesündigt?", fragte Mittermeier. Ganz einfach: Ihr war langweilig im Paradies, das Gott nach dem Baumarktprinzip "urbi et obi" geordnet hatte. Wenn aber Gott das Warten auf das jüngste Gerücht langweilig wurde, fuhr er nach Frankreich - nicht etwa nach Lourdes, sondern in den Sündenpfuhl Paris." Alfred Mittermeiers kredenzte hanebüchenen Blödsinn, portioniert in Kabinettstückchen, ohne jedoch zu vergessen, sie in freche wie auch durchaus frivole Attitüden zu verpacken.

alfred-mittermeier.de

"Bleibt die Frage: "Warum bloß

hat Eva gesündigt?"

Alfred Mittermeier

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