Landgericht Knappe Million an Börse verzockt

Saarbrücken · Ein Saarländer glaubte offenbar, dass er den geheimen Gewinn-Code der Börse kennt. Geldanleger gaben ihm in der Hoffnung auf hohe Zinsgewinne ihr Erspartes. Das Geld ist nun weg – und der Mann muss ins Gefängnis.

  Der Verurteilte glaubte, den Börsen-Code geknackt zu haben. Das erwies sich als verhängnisvoller Irrtum.

Der Verurteilte glaubte, den Börsen-Code geknackt zu haben. Das erwies sich als verhängnisvoller Irrtum.

Foto: Getty Images/ iStockphoto/adrian825

Wegen Anlagebetrugs in 26 Fällen hat das Landgericht Saarbrücken jetzt einen Diplom-Ingenieur zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Der 60 Jahre alte Familienvater aus dem Nordsaarland hatte via Internet im großen Stil mit Optionen an der Börse spekuliert und Geldanleger dazu gebracht, ihm insgesamt mehr als 1,16 Millionen Euro anzuvertrauen. Im Gegenzug hatte er ihnen eine 100-prozentige Kapitalsicherheit und zudem Zinsgewinne von bis zu 36 Prozent im Jahr versprochen.

Ein traumhafter Deal – mit einem entscheidenden Haken: Das Ganze klappte nicht. Am Ende war ein Großteil des Geldes weg. Die Ehefrau des Ingenieurs – sie hatte ihren Mann bei der faktischen Abwicklung der Geldflüsse unterstützt – wurde wegen Beihilfe zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Das Paar ist in Insolvenz. Es schuldet den früheren Geldanlegern mehr als 970 000 Euro. Viele der Betroffenen sind frühere Arbeitskollegen oder Bekannte des Mannes. Der Löwenanteil der verlorenen Investitionen stammt von einer Witwe aus dem Saarland und von einem Handwerker-Ehepaar im Ruhestand aus Rheinland-Pfalz. Sie hatten dem Ingenieur nahezu ihr komplettes Erspartes für den Lebensabend anvertraut.

Der Angeklagte und seine Frau waren vor Gericht voll geständig. Sie entschuldigten sich bei den Opfern für den Verlust des Geldes. Die beiden hatten zumindest zeitweise selbst an den Erfolg der Börsen-Spekulationen geglaubt. Der Angeklagte hatte nach dem Ergebnis der Ermittlungen vor etwa zehn Jahren mit den Geldgeschäften im großen Stil angefangen. Kurz zuvor war seine bis dahin mustergültige berufliche Karriere in einem Industriekonzern mit Sitz in Süddeutschland ins Stocken geraten. Über Jahre hatte sich der Ingenieur nach oben gearbeitet und war dafür auch aus dem Saarland weggezogen. Zuletzt machte er sich Hoffnungen auf eine leitende Position. Aber ein Konkurrent bekam die Stelle. Das zog dem Angeklagten nach eigener Aussage den Boden unter den Füßen weg. Er ging weg von der Firmenzentrale und zurück zu seiner Familie im Saarland.

Dort stürzte sich der gut situierte Mann in die Arbeit. Er schrieb ein noch nicht vollendetes Buch über sein Leben – und er wollte seine privaten Geldanlage-Modelle mit Wertpapieren und Optionen perfektionieren. Dazu sagte eine Ermittlerin als Zeugin vor Gericht: „Er hat viel gelesen. Er hat viel gerechnet.“ Und irgendwann habe er für sich geglaubt: „Ich habe es geschafft.“ Oder mit den Worten eines Zeugen aus dem Umfeld der Familie: Der Mann habe offenbar geglaubt, dass er den „Code der Börse“ zum Geld-Verdienen geknackt habe. Dieses Wissen nutzte der Mann anschließend zum Anlegen des eigenen Geldes. Außerdem bot er sein Modell ehemaligen Arbeitskollegen, Freunden und Bekannten an. Viele von ihnen und deren Bekannte machten mit. Insgesamt kamen so mehr als 40 Anleger zusammen, die ihr Geld dem Ingenieur anvertrauten.

Mit verschiedenen Kunden wurden verschiedene Anlage-Modelle verabredet. In der Regel wurde das eingesetzte Kapital zu 100 Prozent garantiert – konnte also angeblich nicht verloren gehen. Gleichzeitig wurden Zinseinnahmen von bis zu 36 Prozent im Jahr oder bis zu drei Prozent im Monat versprochen. Zuletzt waren es wohl 1,78 Prozent im Monat.

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