56 Jugendliche tanzen "Anderswo"

Saarbrücken. "Leute, wir sind hier in einem Theater, da müsst Ihr Euch benehmen", bremst Nadja Raszewski ihre Pappenheimer, die gerade mit Gebrüll auf die Bühne stürmen. Nach acht Workshoptagen können sie heute zum erstenmal in der Alten Feuerwache proben

Saarbrücken. "Leute, wir sind hier in einem Theater, da müsst Ihr Euch benehmen", bremst Nadja Raszewski ihre Pappenheimer, die gerade mit Gebrüll auf die Bühne stürmen. Nach acht Workshoptagen können sie heute zum erstenmal in der Alten Feuerwache proben. Da braucht es Regeln: "Kein Fangen spielen, nicht in die Seiten springen! Ist das klar?", mahnt die Choreografin energisch.

"Und jetzt hören wir mal alle auf zu reden!" Gar nicht so einfach, 56 aufgekratzte Jugendliche im Zaum zu halten. Doch die Berliner Choreografin Raszewski weiß, wie das geht. Zum zweiten Mal ist sie jetzt auf Initiative von Marguerite Donlon und der Staatskanzlei in Saarbrücken zu Gast, um mit Schülern ein Tanzstück zu erarbeiten.

Die Teilnehmer, zwischen 11 und 16 Jahre alt, kommen aus allen Schulformen, vom Gymnasium bis zur Förderschule. Vier Schulen aus Saarbrücken und jeweils eine aus Homburg, Neunkirchen, Völklingen und St. Ingbert sind vertreten.

Ging es bei "Zukunft n.o.w." im vorigen Herbst um die Zukunftsvorstellungen der jungen Teilnehmer, so dreht sich das neue Projekt "Anderswo" um Wunsch- und Fantasie-Räume.

Eine Geschichte des Australiers Shaun Tan hat Raszewski auf die Idee gebracht. "Stellt Euch vor, Ihr brecht durch die Zimmerdecke ein und landet in einem unbekannten Raum, der zu einer anderen Welt gehört - wie sähe der aus?", lautete die Frage, zu der die Schüler eigene Texte verfassen sollten.

"Mein Raum ist wie ein altes Arbeitszimmer, verglast, mit hohen Bücherregalen, aus denen Pflanzen ranken", erzählt Calvin Thiel, 16, von der Erweiterten Realschule (ERS) Herrmann Neuberger in Völklingen. Auch im Traumraum von Valentina Groß (Deutsch-Französisches Gymnasium) gibt es "viel Natur, mit schönen Blumen und Bäumen, alles sehr friedlich".

Warum kein Cyberspace? "Im Alltag haben wir genug mit Internet, Computer, I-phone und I-pad zu tun, da sollte es mal was anderes sein, wo man abschalten kann", die Zwölfjährige. "Mal weg vom Materialismus", will auch Calvin Thiel.

Ihre Vorstellungen sind charakteristisch für die Gruppe. Nadja Raszewski hat die vielen Einzelideen zu Oberbegriffen gebündelt und lässt die Schüler dazu nun improvisieren. Heute hat sie die Gruppe vorwärts und rückwärts laufen, hüpfen und schleichen lassen, jetzt kommt das "Spiegelbild-Tanzen" mit Partner an die Reihe.

Raszewski benutzt oft Bilder, um den Jugendlichen Bewegungsanweisungen zu geben. "Wenn ich frage, wie sich eine Krake unter Wasser bewegt, dann hat jedes Kinder gleich eine Vorstellung, wie das geht", weiß sie. Auf diese Weise könne sie Kinder mit zeitgenössischem Tanzstil vertraut machen, ohne sie mit Fachausdrücken quälen zu müssen.

Morgen hat "Anderswo" Premiere.

"Anderswo"-Termine: Samstag, 2. Oktober, Sonntag 3. Oktober, Dienstag, 5. Oktober, 19.30 Uhr, Alte Feuerwache, Karten: Tel. (06 81) 30 92 486.

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