Dauerproteste gehen weiter Demo gegen SVolt: „Die Landesregierung hat spätestens jetzt keine Ausreden mehr“

Saarlouis · Knapp 100 Menschen versammelten sich am Dienstag Abend zur 51. Demo gegen die Ansiedlung der chinesischen Batteriefabrik SVolt auf dem Linslerfeld. Die Stimmung vor dem Rathaus in Überherrn ist gereizt, die Demonstranten sind verärgert.

 Mit Plakaten und Demonstrationsschildern gehen die Dauerproteste in Überherrn in die 51. Runde.

Mit Plakaten und Demonstrationsschildern gehen die Dauerproteste in Überherrn in die 51. Runde.

Foto: Ruppenthal

Dienstagabend in Überherrn: Etwa 100 Erwachsene und Kinder versammeln sich vor dem Rathaus. Mit dem Fahrrad, zu Fuß und dem Auto kommen die Bürger aus allen Richtungen, manche mit Plakaten. Der Gegenwind der Bürgerinitiative „Freunde des Linslerfeldes“ ist bei der 51. Demo ungebrochen. „Die Angst um die eigene Gemeinde ist groß“, betont einer der Demonstranten. Aus diesem Grund bleiben die Menschen in Überherrn dabei. Nach einer dreiwöchigen Sommerpause gehen die Dauerproteste in eine neue Runde. Siegfried Theobald, Vorsitzender der Bürgerinitiative, moderierte die Versammlung. An den Demonstrationen nahmen in der Vergangenheit bereits mehr als 1000 Menschen teil.

Grund für die andauernden SVOLT-Proteste

Grund für die Demos: SVolt, ein chinesischer Hersteller von Batterien für Elektrofahrzeuge will sich auf dem Linslerfeld in Überherrn ansiedeln. Das Problem: Das Feld ist Teil eines großen Landschaftsschutzgebietes. Die Bürgerinitiative „Freunde des Linslerfeldes“ kritisiert daher die ökologischen Folgen, die der Fabrikbau an diesem Standort nach sich ziehen könnte.

Zweifel und Ängste unter den Teilnehmern

Ärger und Zweifel liegen in der Überherrner Luft. Mehr noch: Die Demonstranten sind sich einig: Die Ansiedlung der Batteriefabrik schade mehr, als sie nutze. Nicht nur der Standort steht unter heftiger Kritik der Demo, auch die Sorge um einen zu hohen Wasserverbrauch des Unternehmens steigt. „Wir machen uns Sorgen“, sagt ein weiterer Demonstrant. Seit Tesla, ein US-amerikanischer Hersteller von Elektrofahrzeugen, in Potsdam produziert, werde dort das Grundwasser in den Gemeinden rationiert, sagt der Demonstrant. „Das könnte mit dem Bau von SVolt auch uns bevorstehen“. Daher werde man die Proteste in Überherrn weiterführen. „Wir als Gemeinde haben die Planungshoheit und sind mit dem Linslerfeld als Bauort schlichtweg nicht einverstanden“, sagt der Demonstrant

Mittelpunkt der Dienstags-Demo

Auch die Hauptrednerin Manuela Ripa von der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) sprach sich in ihrer Rede erneut für die Suche nach einem neuen Standort der SVolt-Fabrik aus. Den nötigen Platz würde beispielsweise das Ford-Gelände Saarlouis mit etwa 110 Hektar Land und einer zusätzlichen Hallenfläche von über 380 000 Quadratmetern bieten. Das Problem: Das Gelände gehört Ford. Ripa sieht aber auch sonst genügend Möglichkeiten, das Unternehmen an einem umliegenden Standort zu platzieren. „Die Landesregierung hat spätestens jetzt keine Ausreden mehr, um auf dem Linslerfeld zu bauen“, erklärte die EU-Abgeordnete und erntet dabei einen großen Beifall vom Publikum. „Wir sagen ,Ja’ zu neuen Arbeitsplätzen, aber ,Nein’ zur Flächenneuversiegelung“, betont Ripa.

Ina Hess kritisiert als zweite Rednerin insbesondere die Gefährdung der Gemeinde durch starke Hitzeperioden, die mit der Ansiedlung von SVolt zunehmen würden. „In Überherrn haben wir aktuellen Meldungen zufolge eine moderate Dürre.“ Sie könne nicht nachvollziehen, warum diese Daten bei der Standortwahl ausgeblendet werden. „Mit der Bebauung des Linslerfeldes werden Kaltluftschneisen abgeschnitten, was bedeutet, dass sich Teile Überherrns weiter massiv aufheizen werden. Daraus folgern sich gesundheitliche Risiken für die Anwohner.“ Sowieso gehöre die Gemeinde zu den wärmsten Gebieten des Saarlandes. Mit dem Einzug von SVolt werde „mit der Gesundheit der Bürger gespielt“, sagte Hess.

So soll es mit SVolt in Überherrn weitergehen

In der Gemeinderatssitzung am kommenden Dienstag werde das Thema erneut diskutiert, erklärt ein Vorstandsmitglied der Bürgerinitiative. Auch von der Schließung des Ford-Werks erhoffe man sich neue Einsichten auf politischer Ebene. Klar sei in jedem Fall: die Proteste gehen weiter. Der Termin für die nächste Demonstration der Bürgerinitiative ist noch unklar. Am kommenden Dienstag, 12. Juli, um 19 Uhr, sei geplant, die Versammlung in die Gemeinderatssitzung im Ort zu verlegen. Dies sei jedoch noch unsicher. Informationen sollen folgen.

Weitere Informationen zu SVolt und der Bürgerinitiative unter Homepage der Bürgerinitiativeo

(bel)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort