Reizgas-Alarm an Schule 50 Schüler durch Reizgas verletzt

Eppelborn · 350 Menschen aus Eppelborner Gemeinschaftsschule evakuiert. Es besteht der Verdacht, dass Pfefferspray die Ursache war.

 Rettungskräfte dekontaminieren verletzte Schüler, die danach im Krankenhaus untersucht wurden.

Rettungskräfte dekontaminieren verletzte Schüler, die danach im Krankenhaus untersucht wurden.

Foto: BeckerBredel

Kurz vor Ende der zweiten Schulstunde, um genau 9.42 Uhr, hat gestern bei der Freiwilligen Feuerwehr Eppelborn die Alarmglocke geschrillt. Der Notruf kam von Martin König, Schulleiter der Gemeinschaftsschule Eppelborn. Wie Feuerwehr-Sprecher Frank Recktenwald sagte, hatten Schüler, die aus der Richtung des Chemiesaals gelaufen kamen, über starken Hustenreiz und Atemprobleme geklagt.

Der Schulleiter veranlasste daraufhin die Evakuierung der 350 Schüler und der Lehrer. Währenddessen rückten die ersten Hilfskräfte an. Rund 100 Helfer aus den Löschbezirken in Eppelborn sowie benachbarter Löschbezirke, der Gefahrstoffzug des Landkreises Neunkirchen sowie zahlreiche Rettungsdienste waren schnell zur Stelle. Kurz danach betraten die ersten Feuerwehrleute mit Atemschutzgeräten das Schulgebäude  und nahmen Messungen im Bereich des Chemiesaales vor, sagte Recktenwald. Diese ergaben, dass von dort keine Gefahr ausgeht, keine Chemikalien nachgewiesen werden konnten. Zudem habe die Schulleitung die Feuerwehr informiert, dass in der Schule keine giftigen Substanzen gelagert würden.

Der Verdacht, dass irgendjemand Reizgas im Flur versprüht haben könnte, verdichtete sich bereits am Vormittag. Am Mittag, erklärte Recktenwald, konnte eine Dose Pfefferspray im Gebüsch sichergestellt werden. Beamte der Polizei Illingen befragten Schüler. Schüler, die nicht über Beschwerden klagten, wurden zunächst auf dem Sportplatz hinter der Schule, später dann in einem abgetrennten Teil  der benachbarten Hellberghalle betreut. Für insgesamt 55 Schüler und drei Lehrer, die weiterhin als kontaminiert galten, ging es nach Angaben von Recktenwald in einen gesonderten Bereich. Zunächst wurden sie in der Not-Dekontamination durch Feuerwehrleute gleich neben der Schule abgeduscht, dann erst in die Halle und anschließend zur Untersuchung in umliegende Krankenhäuser gebracht. Es gab, betonte Recktenwald, ausschließlich Leichtverletzte, die über  Atemwegsreizungen klagten. „Es hat anfangs dramatischer ausgesehen als es war“, erklärte er. Während der Großteil der Schüler nach Hause entlassen wurde, wurden die verletzten Schüler in Listen aufgenommen, um den Eltern anschließend genaue Informationen über den Verbleib der Kinder geben zu können.

Gesperrt war die Hellbergstraße unterhalb der Schule, eine Gefahr für Anwohner bestand zu keiner Zeit. Die Sperrung, betonte Leo Peter von der Ortspolizei, sollte vor allem dem Chaos vorbeugen, falls sich viele Eltern auf den Weg zur Schule machen würden. „Der gesamte Busbahnhof und auch der Schulparkplatz war von den Einsatzfahrzeugen besetzt, da haben wir präventiv die Straße während des Einsatzes vorübergehend gesperrt“, sagte er. Das Chaos sei ausgeblieben. Der Einsatz habe gezeigt, wie ruhig und besonnen alle Einsatzkräfte Hand in Hand gearbeitet haben.

Vor Ort waren auch Bürgermeisterin Birgit Müller-Closset und Landrat Sören Meng (beide SPD). Der zeigte sich erschrocken von der Nachricht, war vor Ort dann aber beruhigt, nachdem er sich von der guten Versorgung aller Kinder überzeugt hatte. „Wir gehen davon aus, dass keine Gefahr mehr besteht, haben aber dennoch weitere Messungen vorgesehen, um ganz auf Nummer sicher zu gehen“, erklärte er. Am Donnerstag bleibt die Schule geschlossen, soll belüftet und gereinigt werden. Wenn sich keine weiteren Gefahren mehr zeigen, wovon Meng ausgeht, findet der Unterricht am Freitag wieder statt.

Die Polizei Illingen informierte am Nachmittag darüber, dass vermutlich durch Schüler ein bislang unbekannter Reizstoff innerhalb des Schulgebäudes versprüht, was bei vielen Schülern zu Reizungen der Atemwege und Augen geführt hatte. „Ein Strafverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung wurde eingeleitet. Weitere Ermittlungen sind im Gange“, hieß es.

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