Wahlsonntag im Saarland Sechs Kreuze brauchen Zeit: Wartezeiten in den Wahllokalen

Saarbrücken · Am späten Vormittag hat es Wartezeiten von mehr als einer halben Stunde in Saarbrücker Wahllokalen gegeben. Grund: Auf sechs verschiedenfarbigen Wahlzetteln waren Kreuze zu machen.

 Jede Menge Wahlzettel: Das haben heute Saarländer zu bewältigen.

Jede Menge Wahlzettel: Das haben heute Saarländer zu bewältigen.

Foto: BeckerBredel

Der Wahlsonntag hat im Saarbrücker Wahllokal Am Steinhübel mit Wartezeiten von mehr als 30 Minuten für viele Wähler begonnen. In den engen Fluren vor dem Wahlraum im Altenwohnheim stauten sich am späten Vormittag die Bürger. Denn in den Wahlkabinen brauchten manche der Wählerinnen und Wähler teilweise zehn Minuten und mehr, um auf den fünf verschiedenfarbigen Wahlzetteln die Kandidaten für die Kommunalwahlen anzukreuzen und auf dem ellenlangen Europa-Wahlzettel unter den 40 Parteilisten die Richtige zu erspähen.

„Sie sehen ja aus wie Adenauer“, sagte eine Wahlhelferin zu einem hoch aufgeschossenen älteren Herrn in der Warteschlange. „Der war aber viel älter als ich“, entgegnete der Senior sichtlich entrüstet über den Vergleich mit dem ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer (CDU), der von 1949 bis 1963 regierte. In einer der Wahlkabinen brauchte ein älterer Wähler, der seine Hose, die noch aus Zeiten zu stammen schien, als er noch mehr Pfunde auf die Waage brachte, mit „Galliern“, den saarländischen Hosenträgern, fixiert hatte, die Hilfe seiner Gattin beim Ausfüllen der vielen Zettel.

Die blaßbunten Kommunalwahlzettel mussten in eine blaue Sulo-Abfalltonne, in deren Deckel ein Schlitz geschnitten worden und die mit einem Zahlen-Vorhängeschloss gesichert war, gesteckt werden. „Das ist ja keine schöne Anmutung. Als kämen unsere Stimmen gleich zum Altpapier“, sagte ein Wähler ironisch. Die Damen vom Wahlpersonal schmunzelten.

Draußen vor dem Altenheim parkten manche die Feuerwehreinfahrt trotz entsprechender Warnschilder mit ihren Autos zu, wohl in der Erwartung, dass das Kreuzchenmachen eine Minutensache werde. Kleinkinder warfen Steine in das Wasserbecken am Altenheimeingang, ehe die Eltern dem Spaß ein Ende bereiteten. „Schön wäre es, wenn ich für meine beiden Kinder mitabstimmen könnte“, sagte ein Vater. Doch in Deutschland dürfen nicht mal 16-Jährige wählen, von Stimmen, die noch jüngere Bürger haben, ganz zu schweigen.

(dik)
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