38 900 Menschen leben von Hartz IV

Saarbrücken. Die Arge Saarbrücken hat im vergangenen Jahr deutlich weniger Hartz-IV-Empfänger wieder in Arbeit gebracht als 2008. 4600 Frauen und Männer waren wieder sozialversicherungspflichtig beschäftigt, im Vorjahr waren es noch 5500

Saarbrücken. Die Arge Saarbrücken hat im vergangenen Jahr deutlich weniger Hartz-IV-Empfänger wieder in Arbeit gebracht als 2008. 4600 Frauen und Männer waren wieder sozialversicherungspflichtig beschäftigt, im Vorjahr waren es noch 5500.Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (SPD) und Hans-Hartwig Felsch, Chef der Agentur für Arbeit Saarland, machten dafür gestern vor allem die Wirtschaftskrise verantwortlich. Felsch: "Die Firmen waren sehr zurückhaltend, neue Stellen zu schaffen." Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger stieg bis Ende 2009 um 1300 auf rund 38 900 Langzeitarbeitslose. Rund 38 300 waren es im Februar.

2009 hätten die Arge-Mitarbeiter nur 15 Prozent der Hartz-IV-Empfänger wieder in Arbeit gebracht, sagte Gillo: "Wir hätten uns mehr gewünscht." Auch der Ausblick für 2010 ist düster. So rechnet der Regionalverband nach einer Prognose der Agentur für Arbeit bei Miete und Nebenkosten mit Ausgaben von 82 Millionen Euro, ein Plus von zehn Millionen Euro. Peter Gillo: "Das ist eine gewaltige Steigerung, die uns große Sorgen macht." Die Zahl der Hilfeempfänger werde um 3000 steigen.

Entscheidend für die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sei, ob die Wirtschaftskrise langsam zu Ende geht, sagte Felsch. Ein Hoffnungsschimmer sei die Tatsache, dass sich die Zahl der Arbeitslosen bei der Agentur für Arbeit stabilisiere. Dagegen hätten viele Arbeitslose 2009 kein Geld mehr von der Agentur bekommen und seien bei der Arge gelandet, sagte Geschäftsführer Werner Jenal. Das habe die Arge 14 Millionen Euro gekostet.

Sein Kollege Wilfried Hose wies darauf hin, dass die Arge schon 2008 begonnen habe, wegen der Wirtschaftskrise Arbeitslose im Regionalverband verstärkt in Umschulungen zu schicken. Für Arbeitsagentur-Chef Felsch eine richtige Maßnahme: "Wir brauchen dringend gut qualifizierte Facharbeiter im Saarland."

In der Diskussion um die Zukunft der Arge waren sich Felsch und Gillo nicht einig. Der SPD-Politiker kann sich vorstellen, dass der Regionalverband auch allein die Arbeitsvermittlung übernimmt: "Wir wünschen uns mehr Einfluss." Dagegen sprach sich Felsch dafür aus, die Zusammenarbeit in der Arge fortzusetzen. Egal, wie die Bundesregierung entscheidet, sagte Felsch: "Wir würden auch nach der Trennung zusammenarbeiten."

Das Bundesverfassungsgericht hatte in einem Urteil die Mischverwaltung der Arge für verfassungswidrig erklärt. Der Arbeitsagenturchef mahnte, dass Berlin jetzt schnell entscheiden müsse. Die Menschen in der Region dürften nicht darunter leiden.

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