Rocco del Schlacko Mitternachtsspitzen beim Rocco del Schlacko

Püttlingen · Die Verkehrslage beim Rocco del Schlacko in Püttlingen war zum Auftakt am Donnerstagabend ebenso entspannt wie die Stimmung. Der Veranstalter spricht von 26 000 Besuchern. Scooters Techno sorgte bis nach Mitternacht für Tanzstimmung. Und die Fantas wurden um einen erhofften Kuchen gebracht.

 Ein später Höhepunkt: Scooter mit Frontmann H.P. Baxxter und uniformierten Tänzerinnen.

Ein später Höhepunkt: Scooter mit Frontmann H.P. Baxxter und uniformierten Tänzerinnen.

Foto: Eric Kolling

Auch wenn eine Rave- und Techno-Gruppe bei einem Rock-Festival wie dem Rocco del Schlacko für manchen unpassend scheint: Scooter war am Eröffnungstag ein später Höhepunkt. Minimalsinnige Lieder wie „Bora! Bora! Bora!“, „How Much Is the Fish“ oder „Hyper Hyper“ zielten dabei wie gewohnt nicht auf den Verstand, sondern auf das Tanzbein:  Das Hüpfen von Bandfrontmann, Blondschopf H.P. Baxxter,  überträgt sich sofort auf die Menge. Dazu lassen luftig bekleidete Tänzerinnen lasziv die Hüften kreisen, schießen Feuerwerkskörper über die Bühne, züngeln Flammen, explodieren Raketen, versprüht seine Gitarre Funken – eine stimmige Pyro-Show. Auch die wummernden Bässe schütteln die Fans mindestens in den ersten Reihen kräftig durch. Die sind teils schrill kostümiert, schleudern Stofftiere nach dem Sänger, lassen sich aus dem Graben ziehen – Höchstarbeit für die Sicherheitsleute.

Seit sieben Jahren plane er, Scooter zum Rocco zu bringen, erläutert Organisator Thilo Ziegler. „Das macht nur Sinn, wenn sie nach einem Headliner spielen, ich kann einem Headliner nicht zumuten, nach Scooter aufzutreten.“ Die Fantastischen Vier seien der Topact gewesen, die sich – auch hinsichtlich der Bühnentechnik – darauf eingelassen hätten. Dass Baxxters Dance-Formation so kurzfristig zum Rocco kam, war der Absage von Good Charlotte geschuldet.

Es war ein 75-minütiger Stimmungsschub, der mit 20 Minuten Verspätung um kurz nach 23 Uhr begann. Da hatte sich das Rocco-Gelände auf dem Sauwasen schon ein Stück weit geleert, die Fantastischen Vier  die Hauptbühne nach etwa anderthalb Stunden verlassen. Und zuvor einen Auftritt abgeliefert, den so mancher regelmäßige Fanta-Konzertgänger als eher durchwachsen einordnete – gerade mit dem bombastischen Vorjahresauftritt in St. Wendel im Gedächtnis. Was wohl auch daran lag, dass es eine ganze Weile dauerte, bis Allgemeinvertrautes wie „Sie ist weg“, „Die da“, oder „Tag am Meer“ zwischen mehreren unbekannteren Songs erklang. Dann aber setzten Michi Beck, Smudo, Thomas D und And. Ypsilon unter anderem mit „Einfach“, „Danke“, „MfG“, „25“, „Zusammen“ und „Troy“ zum stattlichen Finale an.  Und diskutierten in puncto Saarland über Dibbelabbes und Lyoner.

„Troy“ zeigten sich auch Anwohner der Straße zum Helfer- und Künstlerparkplatz des Rocco-Geländes: Sie hatten bereits am späten Nachmittag ein Schild aufgestellt, auf dem sie ihre 30-jährige „Troye“ zu den Fantas bekundeten und sie zu Kaffee und Kuchen bei sich einluden. Die Band löste im SR auf, dass sie der Einladung tatsächlich folgte – doch dann habe es leider keinen Kuchen mehr gegeben.

Das ausverkaufte Festival bedeutete dieses Jahr etwas mehr als 26 000 Zuschauer, wenn man Käufer von Ein-Tages-Tickets ebenso zähle wie Besucher, die einen Drei-Tages-Pass erworben haben, berichtete Festival-Chef Thilo Ziegler. Vergangenes Jahr sei mit 24 000 die Ausverkauft-Marke geknackt worden. Trotz der Vielzahl an Fans war die Verkehrslage am Donnerstag entspannt „wie noch nie“: „Es gab keine Wartezeiten, keine Rückstaus.“ Zur friedlichen, gesitteten Stimmung der überwiegend 15- bis 30-jährigen Besucher auf dem Sauwasen gesellte sich auch das sonnige, warme Wetter – im Trockenen feiert es sich besser als im Matsch, wie so oft in den Vorjahren.

Was das Line-Up angeht, hat das Rocco auch ein Jahr nach seinem 20. Geburtstag groß aufgefahren. Wobei Thilo Ziegler betont, Headliner wie die Toten Hosen seien eigentlich schon zu groß fürs Rocco. Erwartungen an eine Steigerung seien unrealistisch. Ohnehin freue er sich persönlich mehr über kleine Bands, die mutig ins Line-Up gesetzt wurden und dann gut funktionieren. „Dass die Hosen funktionieren, davon gehe ich mal aus. Da kann man nicht gewinnen.“ Auch „The Subways“ funktionierten am Eröffnungstag. Wie Scooter waren auch sie kurzfristig ins Programm gerutscht und bereiteten den Fantas das Feld. Den Tagesabschluss besorgten auf der durch ein kleines Waldstück schnell erreichten Nebenbühne Ponyhof Swiss & die Andern und Juju.

Während die Tagesbesucher des Nachts teils in Kolonne Richtung Heimat aufbrachen, hatten es die Tausende Campingbesucher leichter. Wobei Ziegler erklärte, dass man dieses Jahr doppelt so viele „Green Camper“ wie 2018 verbucht habe. Diese Camper sind in einem abgetrennten Bereich untergebracht und verpflichten sich zu mehr Ruhe und Müllvermeidung – und dazu, die Zelte wieder mitzunehmen. Dafür wirbt „Love your tent“(„Liebe Dein Zelt“) auch auf dem Festival. „Dort haben wir nochmal extrem aufgerüstet“, betonte Ziegler.

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