25 Stunden von Venedig nach Hause
Nohfelden. In 80 Minuten nach Venedig - 70 Minuten im Normalfall für die Rückreise per Flieger
Nohfelden. In 80 Minuten nach Venedig - 70 Minuten im Normalfall für die Rückreise per Flieger. Aber was ist zurzeit schon normal, was den Flugverkehr betrifft? Der isländische Gletscher-Vulkan mit dem für die meisten von uns kaum auszusprechenden Namen Eyjafjallajökull speit weiter fleißig Asche und Gesteinsbrocken kilometerweit in den Himmel und legt damit europaweit die Lufttransporte lahm.Das bekam auch Robert Herrler zu spüren. So wurde für ihn und seine Begleitung Karin Schäfer nach einer Spritztour in die italienische Lagunenstadt Venedig die Heimreise zur Odyssee. Der 58 Jahre alte Mitarbeiter der Nohfelder Gemeindeverwaltung brauchte geschlagene 25 Stunden, bis er fix und fertig endlich zu Hause angekommen war. "Ich habe mich geduscht, bin um 22 Uhr ins Bett und hab' bis elf Uhr am nächsten Morgen geschlafen." Aber der Reihe nach: Planmäßig waren Herrler und die 46-jährige Bekannte am Mittwoch vom Hunsrück-Flughafen mit Ryanair nach Venedig geflogen. Um 10.50 Uhr war die Maschine gestartet, bereits um 12.10 Uhr landete sie auf dem italienischen Airport. "Wir wollten einen Tag dort bleiben", berichtet der Nohfelder. Schon am Donnerstag sollte der Kurztrip enden. Rückflug regulär für 22.30 Uhr geplant, Ankunft in Deutschland um 23.40 Uhr. "Wir sind ganz normal mit einem Shuttlebus zum Flughafen Treviso gefahren. Um 19.30 Uhr sind wir aus der Stadt raus, um 20.30 Uhr kamen wir am Airport an." Dort habe zu jenem Zeitpunkt nichts auf irgendwelche Komplikationen hingedeutet. Er und die übrigen Passagiere seines Ryanair-Flugs hätten ganz normal eingecheckt. Dann warteten alle auf den Aufruf einzusteigen. "Dann auf einmal gingen die Monitore an: 'cancelled'." Alle Flüge waren annulliert worden. Herrler: "Kein Mensch wusste warum." Hektisch kramten Gestrandete Handys hervor, um über Familien und Freunde in Deutschland mehr herauszufinden. Denn auch die Polizei am Flughafen in Venedig habe keine Auskunft geben können. Dann sei den Reisenden rasch klar geworden: Hier startet zumindest in dieser Nacht keine einzige Maschine mehr gen Heimat. Mittlerweile seien auch die Abfertigungsschalter der Reiseunternehmen geschlossen gewesen. Kein Ansprechpartner weit und breit. "Wer italienisch sprechen konnte, war klar im Vorteil: In Windeseile waren alle Taxis weg." Die beiden saarländischen Urlauber versuchten es mit Englisch. Gegen 23.30 Uhr gelang es Herrler und seiner Begleitung, doch noch ein Taxi zu erwischen, dass sie zurück an den Bahnhof Mestro brachte. "Mein Chef (der Nohfelder Bürgermeister Andreas Veit, Anm. d. Red.) hatte früher bei der Bahn gearbeitet. Er hat uns eine Zugverbindung herausgesucht und telefonisch durchgegeben. Und die hatte es in sich: 1.30 Uhr von Venedig nach Loeben in Österreich. Von dort weiter nach München. Ankunft: 6.25 Uhr. Weiter ging's bis 15.40 Uhr nach Frankfurt/Main in einem völlig überfüllten Zug mit zahlreichen Sitzplatz-Wechseln und permanent besetzten Toiletten. Denn mittlerweile waren Flugreisende anderer geschlossener Airports zugestiegen. 16 Uhr Abfahrt des Busses zum Ausgangsort Hahn, wo Herrler sein Auto abgestellt hatte. "Dort kamen wir um 18.30 Uhr an. Wir wollten mit Ryanair-Mitarbeitern sprechen. Aber an deren Plätzen saßen Flughafen-Mitarbeiter. Die sagten uns, wir sollten unsere Forderungen am besten per Fax und auf Englisch weiterleiten."Nach den Strapazen erreichte er gegen 20.30 Uhr sein Zuhause. Und hatte statt 60 Euro Fahrtkosten für zwei Personen knapp 300 Euro berappen müssen. "Wer italienisch sprechen konnte, war klar im Vorteil: In Windeseile waren alle Taxis weg."Robert Herrler