Festakt zu „25 Jahre Weltkulturerbe Völklinger Hütte“ Als die Völklinger Hütte wieder einen Herzschlag hatte

Völklingen · Festakt zu 25 Jahre Weltkulturerbe Völklinger Hütte: Am 5. April 2020 beginnt eine Foto-Ausstellung, am 12. September „Mon trésor – Europas Schatz im Saarland“.

Feierstunde in der Gebläsehalle (v.l.): Michael Schley, Geschäftsführer  Weltkulturerbe Völklinger Hütte, Christine Streichert-Clivot (SPD), Ministerin für Bildung und Kultur, Tobias Hans (CDU), Ministerpräsident des Saarlandes, und Arno Harth, Kaufmännischer Geschäftsführer des Weltkulturerbes.

Feierstunde in der Gebläsehalle (v.l.): Michael Schley, Geschäftsführer  Weltkulturerbe Völklinger Hütte, Christine Streichert-Clivot (SPD), Ministerin für Bildung und Kultur, Tobias Hans (CDU), Ministerpräsident des Saarlandes, und Arno Harth, Kaufmännischer Geschäftsführer des Weltkulturerbes.

Foto: Oliver Dietze

Nein, zur Nachfolge in der Völklinger Hütte war nichts wirklich Neues zu hören – nur, dass es ein wenig länger dauert mit der Suche nach einer neuen Generaldirektorin oder einem neuen Generaldirektor. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) und Kulturministerin Christine Streichert-Clivot (SPD), zugleich Aufsichtsratsvorsitzende der Trägergesellschaft Weltkulturerbe Völklinger Hütte, warben in ihren Festreden um etwas Geduld: Auf einem „guten Weg“ (Streichert-Clivot) sei man und „guten Mutes“ (Hans), dass man in der ersten Jahreshälfte 2020 eine Nachfolge für Meinrad Maria Grewenig präsentieren könne. Dessen Vertrag als Generaldirektor war am 30. Juni dieses Jahres ausgelaufen; die Stellenausschreibung endete am 7. Oktober.

Die ersten 25 Jahre der Hütte als Unesco Weltkulturerbe wurden am Dienstagabend in der Gebläsehalle gefeiert, um die 300 Menschen waren geladen, darunter geballte Saar-Polit-Prominenz: Der moderierende Geschäftsführer Michael Schley brauchte ein paar Minuten, um alle zu nennen und zu begrüßen. Und wer nicht da war, der grüßte per Videobotschaft: etwa CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer und Oskar Lafontaine von den Linken. Ebenfalls nicht zugegen war Ulrich Commerçon (SPD), Streichert-Clivots Vorgänger im Kulturministerium, der Grewenigs Vertrag nicht verlängert hatte – auch er grüßte höflich per Video, ebenso wie Grewenig selbst, auch wenn der in der Halle war und mehrmals gelobt wurde: für seine 20 Jahre Arbeit in der Leitung der Hütte und seine Zielsetzung, „im Weltkulturerbe die Türen aufzumachen“, wie es Hütten-Urgestein Peter Backes formulierte, nicht zuletzt mit populären Ausstellungen.

Viele Einspieler gab es zu sehen (und sehr feinnervigen Jazz mit dem Duo „Le Bang Bang“ zu hören); oft waren das Imagefilme der Hütte, die mit Drohnenbildern und epischer Musik den Ort von seiner schönsten Seite zeigen; aber auch alte TV-Berichte, die die harte, mitunterbrutale Arbeit schilderten, als die Hütte noch eine Hütte war. Da verschwand schon mal die Sonne hinter dichten Rauchwolken, den Geruch und die Hitze konnte man sich gut vorstellen. Darauf nahm auch Streichert-Clivot in ihrer Rede Bezug, als sie die Entwicklung der  Hütte vom funktionierenden Industriebetrieb zum Exponat der Industriekultur nachzeichnete, als am 4. Juli 1986 mit der Hüttenschließung „das Herz Völklingens stehen blieb“ – um Jahre später wieder zu schlagen, wenn auch in musealem Takt. Die harte Arbeit einst in der Hütte „soll hier nicht romantisiert werde“, sagte sie, zudem müsse weiter ans Schicksal der hierher verschleppten Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs erinnert werden, was auch Hans in seiner Rede betonte. Eine gemeinsame Mahnung an die Nachfolge von Grewenig, bei dem das Thema lange nicht auf der Liste der Prioritäten gestanden hatte?

Nach viel Rückschau und vielen Grußeinspielern, die sehr gerne den Slogan von der Hütte als „einem der spannendsten Orte der Welt“ deklamierten, warf Projektleiter Frank Krämer einen Blick ins Jahr 2020: Die Trockengas-Reinigungsanlage wird für den Publikumsverkehr vorbereitet, ab März soll es einen weiteren Ort der Erinnerung an die Arbeit auf der Hütte geben, mit Schränken und  Spinden von einst. Am 5. April beginnt eine Ausstellung mit Arbeiten afrikanischer Fotografen, die „ein sehr selbstbewusstes Porträt ihrer Heimat“ zeichnen, das gut zur Hütte passt: Unter anderem sind Aufnahmen afrikanischer Bergarbeiter zu sehen. Am 12. September beginnt dann die Großausstellung „Mon trésor – Europas Schatz im Saarland“, laut Krämer eine Schau mit „herausragenden Objekten der Archäologie, Technik und Kunst von den Kelten bis heute“. Im Trailer dazu konnte man unter anderem den Radiosender „Europe 1“ in Berus sehen, eine 1400 Jahre alte goldene Scheibenfibel aus Wittersheim/Mandelbachtal und den Saarbrücker Pingussonbau. Es bleibt also, um den Hüttenslogan zu zitieren, spannend.

Zum Jubiläum der Trägergesellschaft Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist am Dienstag ein Bildband erschienen:
„1999-2019“, herausgegeben von Meinrad Maria Grewenig, Arno Hart und Michael Schley. 312 Seiten, 29,90 Euro.
Im Museumsshop und online erhältlich.

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