Spendenaktion 163 600 Euro von Saarländern gehen an Brot für die Welt

Saarbrücken · 800 Millionen Menschen hungern. Die Organisation Brot für die Welt hilft und eröffnet ihre nächste Spendenaktion in Saarbrücken.

 Brot für die Welt hilft auch im Dorf Samuti in Malawi. Bäuerin Ethel Mikayelo zeigt ihre Einnahmen aus dem Verkauf von Gemüse auf dem örtlichen Markt. Mit Hilfe von Brot für die Welt haben die Kleinbauern ein Bewässerungssystem errichtet.

Brot für die Welt hilft auch im Dorf Samuti in Malawi. Bäuerin Ethel Mikayelo zeigt ihre Einnahmen aus dem Verkauf von Gemüse auf dem örtlichen Markt. Mit Hilfe von Brot für die Welt haben die Kleinbauern ein Bewässerungssystem errichtet.

Foto: Jörg Böthling/Brot für die We

Für den Eröffnungsgottesdienst ihrer Spendenaktion hat sich die Hilfsorganisation Brot für die Welt (BfdW) in diesem Jahr für das Saarland entschieden – erstmals in 58 Jahren Organisationsgeschichte. Am ersten Advent wird Manfred Rekowski, Präses der rheinischen Landeskirche, im Fokus der ARD-Kameras das neue Spendenjahr in der frisch renovierten Saarbrücker Ludwigskirche einläuten. „Details stehen noch nicht fest, die Arbeitsgruppen feilen auf Hochtouren an der Planung. Sicher ist, dass es um 10 Uhr los geht und man um 9.30 Uhr da sein sollte“, sagt Ulrike Klös vom Landeskirchenamt Evangelische Kirche im Rheinland. „Wasser für alle“ lautet in diesem Jahr das Motto der bundesweiten Aktion. Denn: Fast 700 Millionen Menschen, vor allem in den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas, haben nach Angaben der Organisation keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 3,5 Millionen Menschen sterben dadurch jährlich.

Im vergangenen Jahr hat Brot für die Welt mehr als 61,7 Millionen Euro Spenden erhalten. Mit über 163 600 Euro haben saarländische Spender die Organisation unterstützt. Hinzu kommen rund 69 600 Euro aus Kollekten. Diese Zahlen gab die Diakonie Saar jetzt bekannt. „Normalerweise belaufen sich die Spenden und Kollekten jährlich im Bereich zwischen 55 und 60 Millionen“, weiß Renate Vacker, Pressesprecherin von Brot für die Welt in Berlin. 2016 konnte die Organisation also trotz Flüchtlingskrise einen Zuwachs verzeichnen. Die Spenden machen ungefähr ein Viertel des Gesamtumsatzes aus. Hinzu kommt ein ebenso hoher Anteil an Mitteln des kirchlichen Entwicklungsdienstes. Der größte Teil, etwa 50 Prozent, wird über einen Zuschuss des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) finanziert.

Wofür setzt die Hilfsorganisation die insgesamt rund 250 Millionen Euro ein? Neben der Achtung der Menschenrechte und dem Zugang zu Bildung und Wasser liegt der Organisation vor allem die Ernährungssicherung am Herzen, wie ein in Brasilien laufendes Projekt zeigt. Dort hat sich Brot für die Welt zusammen mit der Partnerorganisation Capa dafür stark gemacht, Bauern bei der Bewirtschaftung von Mischfeldern zu unterstützen. Gegenüber von Monokulturen erbringen Mischfelder zwar weniger Ertrag, erläutert Danuta Sacher, seit 1990 in der nicht-staatlichen Entwicklungsarbeit tätig. Sie hätten allerdings den Vorteil, dass beim Befall von Krankheiten oder klimatischen Veränderungen nicht gleich alle Pflanzen kaputt gingen. Zunächst hätten die Bauern keinen Absatzmarkt gehabt und hauptsächlich den Eigenbedarf gedeckt. Mittlerweile werden sie allerdings von der brasilianischen Regierung gefördert, führt Sacher aus. So müssen 30 Prozent der Lebensmittel für die örtlichen Schulen seit 2009 aus der regionalen kleinbäuerlichen Landwirtschaft stammen. Dabei haben es die Bauern nicht belassen. Sie haben ihr Angebot ausgebaut und stellen Saft her. „Sie haben selbst eigene Vermarktungswege entdeckt und ihre Lebensqualität gesteigert“, sagt Sacher und sieht die gute Arbeit von Brot für die Welt durch diesen Erfolg bestätigt.

 Renate Vacker, Sprecherin von Brot für die Welt

Renate Vacker, Sprecherin von Brot für die Welt

Foto: Nina Drokur
 Danuta Sacher, Abteilunsgleiterin Lateinamerika und Karibik

Danuta Sacher, Abteilunsgleiterin Lateinamerika und Karibik

Foto: Nina Drokur

Eine Kooperation mit lokalen Hilfsorganisation vor Ort, wie die genannte mit Capa, gehören zum Grundkonzept der 1959 gegründeten Hilfsorganisation. „Wir wollen, dass die Hilfe und das Wissen bei den Menschen ankommen und auch vor Ort bleiben“, sagt Sacher. Hinfahren, missionieren und wieder heimfahren sei kein erstrebenswertes Ziel. Im Fokus stehe dabei die Hilfe zur Selbsthilfe. Arme und ausgegrenzte Menschen sollen aus eigener Kraft ihre Lebenssituation verbessern können, lautet eine Devise der Organisation. Bevor eine Kooperation mit den heimischen Partnern eingegangen wird, werden diese mit einer Trägerprüfung „auf Herz und Nieren geprüft“, wie Sacher es formuliert. Das soll sicherstellen, dass Gelder dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Ihre Arbeit brauche einen langen Atem, sagt die Entwicklungshelferin. Nach wie vor gebe es auf der Welt „skandalöse 800 Millionen Hungernde. Es bewegt sich was, aber viel zu wenig“, sagt sie.

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