1. Mai: Ausnahmezustand am Bostalsee

Nohfelden · Schlägereien, Alkoholexzesse, die in Klinik und Ausnüchterungszelle münden, Diebstähle, Sachbeschädigungen: Die Liste der Zwischenfälle am Feiertag rund um den See ist ellenlang.

 Papier, Flaschen, Tüten: Abfall, so weit das Auge reicht, auf dem Gelände vor dem Bosaarium. Fotos: Erwin Naumann

Papier, Flaschen, Tüten: Abfall, so weit das Auge reicht, auf dem Gelände vor dem Bosaarium. Fotos: Erwin Naumann

 Noch nicht gegrillte Steaks landen auf dem Gehweg.

Noch nicht gegrillte Steaks landen auf dem Gehweg.

 Säckeweise Müll sammelt sich rund um den See.

Säckeweise Müll sammelt sich rund um den See.

Während die Hexennacht für die Polizei einem Kinderspiel geglichen hat, waren die Einsätze am Maifeiertag Schwerstarbeit. Im Minutentakt gingen Notrufe ein. Die meisten hatten mit dem Bostalsee zu tun. Mit Tausenden Menschen, die hinpilgerten. In den meisten Fällen waren nach Ermittlerangaben sturzbetrunkene Jugendliche und Kinder beteiligt. Hier eine Auswahl: {rahkv} Fünf Jugendliche liefen bei Türkismühle auf der A 62 herum und filmten sich. Als die Polizei eintraf, verdufteten die letzten beiden - unerkannt. {rahkv} Einen 17-Jährigen mussten Sanitäter auf dem Weg zwischen Bosen und Schwarzenbach auflesen. Er war voll. {rahkv} Eine Gruppe zog in Gonnesweiler an einem Haus vorbei und riss Blumen im Vorgarten aus. Polizisten ergriffen einen 18-Jährigen aus Achtelsbach. Er musste die Pflanzen wieder einsetzen. {rahkv} Beamte eilten zu einer Schlägerei in Bosen. Als sie ankamen, waren die Kontrahenten weg. {rahkv} In der Bosener Bostalstraße beschädigte ein 17-Jähriger ein Haus und ein Auto. Zeugen hielten den Nohfelder fest, bis die Polizei kam. Der mutmaßliche Täter wehrte sich schlagkräftig, so dass die Beamten Nachschub anfordern mussten. Er verletzte eine Bosenerin (45). Der Angreifer war dermaßen blau, so dass er in die St. Wendeler Klinik kam. {rahkv} Ein Hoftor und ein Verkehrsschild hatte es einer Gruppe in der Birkenfelder Straße, Neunkirchen, angetan. Die Polizei stellte einen Lebacher (18), der das Schild geklaut hatte. Wer das Tor demolierte? Unklar. {rahkv} Jugendlichen wurde am Strandbad des Bostalsees der Bollerwagen samt Proviant geklaut: zwei Kästen Bier ein Grill sind weg. {rahkv} Wegen eines Sitzplatzstreits am Bostalsee schlugen ein Marpinger (17) und eine Gusenburgerin (16) aufeinander ein und überschütteten sich mit Bier. {rahkv} Auf der Bostalsee-Festwiese musste eine 15-Jährige gerettet werden, die so betrunken war, dass sie nichts mehr mitbekam. Sie wachte im Birkenfelder Krankenhaus auf. {rahkv} Ein 16-Jähriger lag s nach einer Zechtour komatös am Strandbad. Ziel: Krankenhaus in Birkenfeld. {rahkv} Ein unbekannter junger Mann zog einem Eppelborner (19) eine Bierflasche über den Kopf. Das Opfer kam mit einer Platzwunde ins Birkenfelder Krankenhaus. {rahkv} Ein Nohfelder (24) war so besoffen, dass er Platzverweise der Polizei am Strandbad nicht ernst nahm. Er musste in die Ausnüchterungszelle nach Türkismühle. {rahkv} Strandbad: Ein Oberhambacher (20) und ein Illinger (18) prügelten sich. Die Polizei schritt ein. {rahkv} Im Biergarten wollte ein 19-Jähriger einen Streit schlichten. Darauf versetzte ihm ein Marpinger (25) einen Faustschlag aufs Auge.

Trotz der vom Freizeitzentrum eingesetzten fünf Sicherheitskräfte waren die Zwischenfälle nicht zu vermeiden, teilt Lukas Kowoll von der St. Wendeler Kreisverwaltung mit. "Dem Sicherheitspersonal ist es aber gelungen, dass keine Jugendlichen mit Bierkästen ins Strandbad kamen oder über die Zäune kletterten." Die Reinigung der Plätze und Wege am See bedürfe indes drei Tage.

Ausschreitungen gänzlich zu unterbinden, dafür sieht Andreas Riemenschneider keine Chance. Der Türkismühler Vize-Polizeichef habe Beamte der Saarbrücker Polizeibereitschaft geordert. Doch bei bis zu 15 000 Besuchern, die im Sternmarsch zum See pilgerten, sei es unmöglich, alles in den Griff zu bekommen. "Wir haben im Vorfeld mit der Gemeinde Nohfelden und mit dem Biergartenbetreiber über das Sicherheitskonzept gesprochen." Dabei lobte Riemenschneider die Vorkehrungen der Biergartenverantwortlichen. Der Betriebsleiter Ralf Eickhoff: "Bei uns kam keiner rein, der betrunken war." Darauf hätten eigens vier Sicherheitsbedienstete geachtet.

Größtes Problem laut Riemenschneider: "Viele Jugendliche kommen betrunken am Ziel an." Sie versorgten sich unterwegs mit Hochprozentigem. Viele seien noch keine 16. Hier kritisiert Eickhoff: "Eltern müssen sich fragen lassen, warum ihre Kinder mit Alkohol unterwegs sind."

Vom "Ausnahmezustand" am Bostalsee spricht Hubertus Kuhn im Nohfelder Rathaus. Und Bürgermeister Andreas Veit: "2013 ist ein besonders schlimmes Jahr." Mit dem Blick auf den 9. Mai (Vatertag) gehen alle Beteiligten von einer entspannten Situation aus: Riemenschneider: "Das Klientel an diesem Tag ist älter." Nach dem 1. Mai machen sich SZ-Leser wegen des Drecks am Bostalsee und Alkoholexessen Luft. So schreibt Laura Knight: "Dass der Mensch fast nix mehr kann außer saufen und eskalieren, ist derart schade." Nicole Bauer ergänzt: "Schade, dass das immer alles so ausufern muss." Kai Latz analysiert: "Es werden aber auch von Jahr zu Jahr immer mehr Jüngere, die gnadenlos übers Ziel hinausschießen." Seiner Ansicht seien Eltern in der Pflicht.

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