Saarland, nach 55 Jahren neu entdeckt

Land an der Saar, Du hast es gut, möchte man rufen: Denn das vorerst letzte Saarland-Heft der renommierten Merian-Reihe aus dem Hamburger Jahreszeiten Verlag erschien vor 55 Jahren exakt unter dem schönen Titel "Land an der Saar", mit Blick in eine stählerne Röhre auf dem Cover

Land an der Saar, Du hast es gut, möchte man rufen: Denn das vorerst letzte Saarland-Heft der renommierten Merian-Reihe aus dem Hamburger Jahreszeiten Verlag erschien vor 55 Jahren exakt unter dem schönen Titel "Land an der Saar", mit Blick in eine stählerne Röhre auf dem Cover. Offenbar hat sich in diesen mehr als fünf Jahrzehnten so wenig verändert im Saarland, dass die Merian-Macher keinen Anlass sahen, ihre Erkenntnisse zu erneuern. Die 1957er Ausgabe ist noch für 4,90 Euro im Internet zu haben. Die sich dehnende Zeit strapazierte dennoch die Nerven der hiesigen Politiker, weshalb das FDP-geführte Wirtschaftsministerium den Hamburgern einen Zuschuss für ein neues Saarland-Heft zukommen ließ. Wie hoch der Betrag ist, will das Ministerium nicht sagen, zumal es die Früchte seines Tuns ohnehin nicht mehr selbst ernten kann, da bei der Präsentation des Saarland-Heftes am 25. Januar FDP-Wirtschaftsminister Christoph G. Hartmann und seine beiden Staatssekretäre bereits außer Dienst sind.So werden wir wohl auch nicht mehr erfahren, ob sie sich bei der Mischfinanzierung des für den Saar-Tourismus gewiss förderlichen Schmökers ein Beispiel an der Annoncen-Mischfinanzierung für das Interview-Buch "Besser die Wahrheit" von 2007 des jetzigen Bundespräsidenten Christian Wulff genommen haben. Die Anzeigenwerbung des Hamburger Verlages Hoffmann und Campe, der ebenso wie Merian zur Ganske Verlagsgruppe gehört, unterstützte der Unternehmer Carsten Maschmeyer mit mehr als 40 000 Euro.

Womit wir von hehren Zielen schnell beim Verfall der politischen Sitten wären. Was wird nach dem Ende der Jamaika-Koalition auf die Kultur im Saarland zukommen? In deren zweijähriger Ägide stellte der Skandal um den 4. Pavillon des Saarlandmuseums und seinen ehemaligen Leiter Ralph Melcher, der Ende des Monats das Landgericht beschäftigen wird, alles in den Schatten. Der Untersuchungsausschuss des Landtags nahm gestern seine Arbeit dazu auf. Ob die SPD den Mut hat, noch kritische Fragen an die Ex-CDU-Kulturministerin Annegret Kramp-Karrenbauer zu stellen, mit der sie über eine Koalition verhandelt? Eins ist sicher: Durch Jamaika-Crash und FDP-Chaos sind die Blicke aus der Republik wieder intensiv aufs Land an der Saar gerichtet, so dass Merian auf einen Verkaufs-Hit hoffen kann. Günstiger war die Zeit für eine Neuauflage nie.

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