Saarland-Marketing startet in nächste Phase

Saarbrücken · Nach der Premiere des Saarland-Marketings vor 15 Monaten hat unter der Leitung von Land und IHK Saarland heute die zweite Phase mit der bundesweiten Werbung um Fachkräfte begonnen.

 Dieser „Meinungs-Bildungsbus“ geht heute für das Saarland auf Werbetour durch die Republik. Foto: Oliver Dietze

Dieser „Meinungs-Bildungsbus“ geht heute für das Saarland auf Werbetour durch die Republik. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Die Verantwortlichen für das Saarland-Marketing haben ihre Strategie geändert. Nicht mehr großflächige Plakate und Auftritte in deutschen Metropolen sollen im Vordergrund stehen, sondern eine gezielte Ansprache von Studenten und Fachkräften in insgesamt 22 Städten.

Christoph Lang, der das Standort-Marketing als Geschäftsführer bei der landeseigenen Gesellschaft Saaris betreut, betonte gestern auf einer Pressekonferenz, man wolle bewusst an Universitäten, Hochschulen und in Regionen gehen, "wo der Strukturwandel noch nicht so erfolgreich war wie bei uns im Saarland". Hierzu startet heute von Saarbrücken aus für acht Wochen eine "Road-Show" mit einem Info-Bus. Dieser "Meinungs-Bildungsbus" wird sieben Bundesländer durchqueren und in 22 Städten Station machen. Darunter sind viele Orte in Ostdeutschland, wie etwa Magdeburg und Jena, aber auch Städte im Ruhrgebiet, wie zum Beispiel Bochum. Der "Meinungs-Bildungsbus" soll Interessenten ein umfangreiches Bild von Arbeits- und Lebensmöglichkeiten im Saarland vermitteln. Neben Gesprächen mit Experten können Interessierte im Bus per Online-Verbindung direkt Kontakt zu Vertretern von Personalabteilungen verschiedener Saar-Unternehmen aufnehmen.

Zeitgleich zum Start der Road-Show wird auch ein "Willkommensportal" für das Saarland im Internet freigeschaltet unter willkommen.saarland. In ihm kann man nicht nur einen Überblick über freie Stellen in verschiedenen Branchen bekommen, sondern auch über Kita-Einrichtungen, kulturelle Angebote und zahlreiche weitere Themen.

Im Verzicht auf eine Kampagne in Großstädten wie Berlin und Hamburg sieht Saaris-Geschäftsführer Lang "weder einen Konzeptbruch noch eine Konzept-Nachjustierung. Die Marke und das Saarland-Marketing funktionieren. Das Land ist dabei, sich hinter der Marke zu versammeln." Mittlerweile wirken Lang zufolge mehr als 200 Unternehmen mit. In den nächsten Wochen präsentieren saarländische Betriebe weitere Aktionen mit eigenen Plakaten im Gesamtwert von 105 000 Euro. Neu hinzugekommen ist der Verband der Metall- und Elektroindustrie (ME) Saar. Dieser unterstützt das Marketing mit 77 000 Euro, die Industrie-und Handelskamer (IHK) steuert in diesem Jahr rund 630 000 Euro bei.

IHK: Berlin-Plakate zu teuer



IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch hält den jetzt eingeschlagenen Kurs für richtig. Alleine ein Großplakat für 28 Tage am Potsdamer Platz in Berlin hätte 300 000 Euro gekostet. Solche Auftritte passten nicht zu einem Bundesland, das im Rahmen des Bund-Länder-Finanzausgleichs Hilfen beansprucht. Mit dem Standort-Marketing leiste das Saarland einen wirkungsvollen Beitrag, Zuwanderungsland zu werden.

Meinung:

Mehr Ehrlichkeit wäre wichtig

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia

Beim Start des Saarland-Standort-Marketings vor 15 Monaten haben alle Beteiligten den Mund sehr voll genommen. Der Aufschlag konnte nicht groß genug sein. Von bundesweiten Paukenschlägen war die Rede, großen Plakaten in Berlin und Hamburg mit Botschaften wie "Andere besetzen Häuser. Bei uns besitzt man eins". Zudem ließ die Beteiligung der renommierten Werbeagentur Jung von Matt aufhorchen. Die ist inzwischen nicht mehr an Bord. Auch die Großplakate wird es so nicht geben. Man muss kleinere Brötchen backen, weil einfach das Geld nicht reicht. Das konnte man von Anfang an wissen. Auch die jetzige Argumentation der Saar-IHK, teure Großplakate passten nicht zu einem Bundesland in Zeiten, in denen der Länder-Finanzausgleich neu verhandelt wird, ist nicht ehrlich, sondern ärmlich. Sie lässt genau das Selbstbewusstsein vermissen, das man ja gerade mit dem Standort-Marketing erzeugen will. Trotz allem: Die Wirtschaft steht wohl grundsätzlich hinter der Marken-Kampagne. Zunehmend beteiligen sich Betriebe mit Plakaten und Ideen. Jetzt soll eine Road-Show mit Info-Bus durch die Republik Fachkräfte locken. Das könnte funktionieren. Auch das Standort-Marketing selbst hat mit mehr Bereitschaft zur Selbstkritik eine Chance. In ein, zwei Jahren weiß man mehr.

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