Saarland auf dem Abstellgleis

Meinung · Es ist mal wieder soweit. Ein Bahnchef besucht den saarländischen Ministerpräsidenten zum "Bahngipfel". Das klingt spektakulär. Als werde sich danach für die Bahnkunden an der Saar vieles zum Besseren wenden. In den vergangenen 20 Jahren gab es schon manche dieser Gipfel an der Saar, mit anderen Bahnchefs und Ministerpräsidenten

Es ist mal wieder soweit. Ein Bahnchef besucht den saarländischen Ministerpräsidenten zum "Bahngipfel". Das klingt spektakulär. Als werde sich danach für die Bahnkunden an der Saar vieles zum Besseren wenden. In den vergangenen 20 Jahren gab es schon manche dieser Gipfel an der Saar, mit anderen Bahnchefs und Ministerpräsidenten. Der Ablauf war jeweils ähnlich: Händeschütteln, Absichtserklärungen, am Ende wenig Greifbares mit Chancen auf Bestand. Nüchtern betrachtet, wurden in all den Jahren nur in einem Punkt wirklich Fortschritte erzielt: Der ICE verbindet heute die Metropolen Saarbrücken, Frankfurt und Paris. Die Züge sind auch meist gut gefüllt. Und die Bahn plant schon seit längerem sieben statt fünf ICE täglich durchgehend - wenn endlich die neuen Hochgeschwindigkeitszüge von der Industrie geliefert werden, was allerdings auch noch einige Jahre dauern kann. Vom Prestige-Projekt ICE inklusive Eurobahnhof abgesehen bietet die Bahn mit ihrer Präsenz an der Saar seit vielen Jahren ein trauriges Bild. Ernst genommen wird die Region nicht. Angefangen bei der Personalpolitik. Seit der Bahnreform 1994 wurden über 3000 Arbeitsplätze an der Saar abgebaut. Mehrere Bahn-Vorstände sagten immer wieder Ersatzjobs und entsprechende Projekte für abgebaute Leistungen zu. Am Ende mussten die meisten Bahn-Mitarbeiter die Region verlassen, weil die Zusagen nicht gehalten oder Projekte halbherzig begonnen und nach kurzer Zeit wieder beendet wurden. An diesem Verfahren hat sich bis heute nichts Wesentliches geändert. Auch beim Service stellt die Bahn die Region aufs Abstellgleis. Auf vielen Zügen in Richtung Mannheim, vom ICE mal abgesehen, fehlt inzwischen Zugbegleitpersonal. Keine Ansagen bei Verspätungen, keine Hilfen, um Anschlüsse an Fernzüge in Mannheim zu bekommen. In Mannheim selbst gibt es seit vielen Jahren zu kurze Umsteigezeiten, insbesondere für Familien mit Kindern und Gepäck sowie für ältere Menschen. Geändert wird daran nichts. In Regionalexpress und Regionalbahn gibt es nichts zu essen, nichts zu trinken, keine Zeitungen. Einmal ganz abgesehen davon, dass man in den meisten Zügen nicht einmal einen Laptop anschließen kann. An der Saar wird immer so gerne von der Region als einem modernen Wirtschafts-Standort gesprochen. Wer das Pech hat, sich von Mannheim aus mit Regionalzügen oder gar der S-Bahn dem Saarland nähern zu müssen, den packt in Sachen Komfort und Service das Grausen. Mal sehen, was Bahnchef Rüdiger Grube heute zu verkünden hat. Allzu hohe Erwartungen sollte man nicht hegen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort