Saarländischer Bauernverband beklagt weiter sinkende Preise für Milch und Getreide

Saarbrücken · Durch die niedrigen Preise für Milch und Getreide geraten viele saarländische Landwirte in existenzielle Not. Davon ist der Bauernverband überzeugt. Ein Ende der Spirale nach unten sei noch nicht abzusehen.

Die saarländischen Milch- und Getreidebauern geraten immer stärker in eine Existenzkrise. Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr (1. Juli 2014 bis 30. Juni 2015) "sind die Gewinne der Betriebe im Durchschnitt um 45 Prozent gesunken", sagt Hans Lauer, Hauptgeschäftsführer des Bauernverbands Saar anlässlich der weltgrößten Agrarmesse, der Grünen Woche, die derzeit in Berlin stattfindet.

Besonders gebeutelt seien die Milch erzeugenden Betriebe. Der Milchpreis sei im vergangenen Wirtschaftsjahr um acht Cent pro Kilogramm gefallen. Im Durchschnitt zahle die Molkerei Hochwald Foods (Thalfang), zu der die Saar-Bauern ihre Milch liefern, noch 27,5 Cent je Kilo Milch . Zu Spitzenzeiten seien dies zwischen 41 und 42 Cent gewesen. In den Geschäften koste ein Liter Milch , was ungefähr einem Kilogramm entspricht, zwischen 55 Cent und 1,19 Euro. Ein saarländischer Bauer liefere bei 60 bis 70 Kühen im Stall pro Jahr rund 500 000 Kilo Milch . Der um acht Cent gesunkene Preis habe Umsatz-Einbußen von 40 000 Euro zur Folge. Diese Lücke bei den Erlösen "schlägt voll auf den Gewinn durch", sagt Lauer. "Dadurch haben die Landwirte erhebliche Liquiditätsprobleme. Es geht ans Eingemachte."

Ohne die von der EU gewährten Flächenprämien von 250 Euro pro Hektar, "würden viele Höfe tief in den roten Zahlen stecken", ist der Verbands-Hauptgeschäftsführer überzeugt. Dieser Zuschuss wird unter anderem wegen der höheren Umweltauflagen gewährt, die europäische Landwirte zu tragen haben. "In vielen Betrieben ist diese Prämie mittlerweile höher als der Gewinn." Eine Besserung sei nicht absehbar, meint Lauer. Denn die deutsche und damit auch die saarländische Landwirtschaft müsse sich bei den Preisen am Weltmarkt und dessen Rahmenbedingungen orientieren. Dies habe zur Folge, dass alle Verwerfungen auf den Märkten direkte Auswirkungen haben. Beispielsweise schlage die russische Einfuhrsperre für Lebensmittel aufgrund der Sanktionen wegen der Ukraine-Krise "voll auf die Milchpreise durch - und zwar mit etwa drei Cent pro Kilogramm". Auch die wirtschaftliche Flaute in China mache sich bemerkbar, weil weniger Trockenmilch ins Reich der Mitte exportiert werden könnte. Die Lieferung von Milch-Veredelungsprodukten - wie beispielsweise Käse - sei ebenfalls rückläufig, weil China in großem Stil eigene Käsereien aufbaue.

Die schlechte wirtschaftliche Lage der Höfe "hat außerdem zur Folge, dass die Bauern von den Banken trotz niedriger Zinsen keine Kredite mehr bekommen, um ihre Betriebe zu modernisieren", sagt der Verbands-Hauptgeschäftsführer. Die Banken würden selbst Darlehen, bei denen die EU einen Liquiditätszuschuss beisteuert, nicht mehr gewähren. Bei einer Kreditsumme von 100 000 Euro kann dieser Zuschuss bis zu 10 000 Euro betragen.

Doch nicht nur die Milchbauern stöhnen unter den niedrigen Preisen. Auch die Landwirte, die sich auf den Getreide-Anbau spezialisiert haben, müssen mit spürbar gesunkenen Erlösen leben. Bei Weizen sei der Preis pro Doppelzentner von 25 auf 15 Euro gesunken. Die Future-Kontrakte für die nächste Weizenernte in diesem Jahr lassen Lauer zufolge keine Besserung erwarten. Diese lägen für August 2016 bei 14 Euro pro Doppelzentner.

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HintergrundIm Saarland gibt es noch etwa 1200 landwirtschaftliche Betriebe. Davon werden nach Angaben von Bauernverbands-Hauptgeschäftsführer Hans Lauer rund 400 im Haupterwerb geführt und 800 im Nebenerwerb. Etwa 180 Landwirte leben hauptsächlich von der Milcherzeugung. Die zweite große Gruppe sind die Getreidebauern, gefolgt von denen, die Rindfleischmast betreiben. Die Schweinemast spielt im Saarland kaum noch eine Rolle. Rund 100 der 1200 Betriebe haben sich der Öko-Landwirtschaft verschrieben. Deren Zahl steigt. Zuletzt haben 30 Bauern die Umstellung auf Öko-Landwirtschaft beantragt. Sie erhalten von der EU 200 Euro Umstellungsprämie pro Hektar. low

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