Saarländische Technik gegen Herzfehler

Nonnweiler · Die Medizintechnik boomt. Ein Beispiel dafür ist PFM Medical Mepro aus Otzenhausen. Das Unternehmen gehört zu den 14 saarländischen Ausstellern, die sich ab heute auf der Medizinmesse Medica präsentieren.

 Eine Mitarbeiterin von PFM Medical Mepro prüft ein Herzimplantat. Foto: Rolf Ruppenthal

Eine Mitarbeiterin von PFM Medical Mepro prüft ein Herzimplantat. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Wenn ein Kind mit einem Herzfehler auf die Welt kommt, haben Eltern schlaflose Nächte. Die Ängste und Sorgen sind groß. Noch größer aber ist die Freude, wenn es gelingt, den Fehler zu korrigieren - dank des Einsatzes von Ärzten und Pflege-Teams und auch dank der Medizintechnik , wie sie zum Beispiel in Nonnweiler-Otzenhausen gefertigt wird. Dort stellt das Unternehmen PFM Medical Mepro Herzimplantate für Kinder wie für Erwachsene her. Mit einem schirmchenförmigen Implantat kann zum Beispiel eine offene Verbindung zwischen den Herzvorhöfen verschlossen werden. "Wie ein Knopf in ein Knopfloch" wird das Schirmchen, bestehend aus einem Nickel-Titan-Geflecht, eingesetzt, erläutert Entwickler Christian Baumeister. Eine große Operation mit Öffnung des Brustkorbs ist dafür normalerweise nicht nötig. Ein Schnitt in der Leiste genügt. Der hochelastische "Knopf" wird in die Länge gezogen und mit Hilfe eines Schlauchsystems ins Herz gebracht, wo er sich in dem Loch entfaltet.

Auf diesem speziellen Feld der Herzimplantate zählt PFM Medical Mepro nach Einschätzung von Geschäftsführer Sascha Röper "zu den Top 3 in der Welt". Mittlerweile produziere das Unternehmen drei Typen solcher Verschließ-Implantate - und davon insgesamt mehrere tausend im Jahr. Die Nachfrage steige. Das sei auch ein Grund dafür gewesen, 2,5 Millionen Euro in den Bau zweier neuer Hallen in Otzenhausen zu investieren, die im September offiziell eingeweiht wurden .

Das Unternehmen ist allerdings noch auf ganz anderen und sehr verschiedenen Feldern tätig. Die Ursprünge liegen in der Herstellung von Vakuumflaschen aus Kunststoff zur Ableitung von Wundsekret oder Urin. Auf dem Feld "sind wir einer der Pioniere", sagt der 42-jährige Röper. 1978 wurde die Firma als Medizinische Produktionsgesellschaft Brachmann, kurz Mepro, gegründet. Die Idee: Plastik sollte Glas ersetzen. Heute stelle das Unternehmen pro Jahr 1,7 Millionen Vakuumflaschen her.

Ein drittes Standbein ist die Herstellung von Infusionssystemen. Knapp eine Million dieser Schlauchsysteme liefere PFM pro Jahr, so der Geschäftsführer. Bei all den so verschiedenen Produkten "ist für uns die große Fertigungstiefe wichtig", sagt Röper. So werden auch Kunststoffvorprodukte und Kleinteile etwa für das Einsetz-System der Implantate gefertigt.

Hinzu kommt darüber hinaus die Tochterfirma PFM Medical MSG, die sich mit der Sterilisation von Medizinprodukten befasst. Die Produktionskapazitäten wurden nun mit der Erweiterung am Standort Otzenhausen verdoppelt.

Überhaupt ist PFM in Otzenhausen stark gewachsen. "Seit 2010 haben wir die Zahl der Festangestellten um 50 Prozent aufgestockt", sagt Röper. "Wir haben jetzt knapp 150." Hinzu kommen je nach Auftragslage 20 bis 30 Leihkräfte. Seit dem Jahr 2000 gehört die Firma vollständig zur Kölner PFM Medical AG, die zuvor eine Mehrheitsbeteiligung hatte. Der Umsatz der AG legte seit 2010 um knapp 20 Prozent auf 88,5 Millionen Euro im vergangenen Jahr zu. Und Röper geht davon aus, dass in diesem Jahr die 90-Millionen-Marke geknackt wird.

Zum Thema:

Auf einen BlickDas Saarland ist in Düsseldorf auf der weltgrößten Medizinmesse, der Medica, mit 13 Unternehmen und einer Forschungseinrichtung vertreten. Elf saarländische Aussteller präsentieren sich von heute bis zum 15. November am Gemeinschaftsstand Saarland/ Rheinland-Pfalz, wie die Wirtschaftsfördergesellschaft Saaris mitteilte. Neben PFM Medical und Herstellern von Produkten wie Katheder, Sonden und Verpackungsfolien sind auch Dienstleister vertreten, die sich zum Beispiel mit Zertifizierungen oder Gerätemanagement befassen. mzt

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