Saarländische Milchbauern hoffen auf schnelle Einigung mit Molkereien

Saarbrücken. Die saarländischen Milchbauern sind skeptisch, dass die gestern Abend begonnenen Gespräche mit dem Milchindustrie-Verband selbst in einem Erfolgsfall zu einer schnellen positiven Änderung ihrer Situation führen

Saarbrücken. Die saarländischen Milchbauern sind skeptisch, dass die gestern Abend begonnenen Gespräche mit dem Milchindustrie-Verband selbst in einem Erfolgsfall zu einer schnellen positiven Änderung ihrer Situation führen. Denn es gehe nicht nur um die Höhe des Milchpreises, sondern auch um die Art des Systems, wie diese Preise verhandelt werden, betonte gestern Abend der St. Wendeler Landwirt Klaus Laub gegenüber unserer Zeitung. Laub ist Mitglied im Beirat des Bundesverbandes der Deutschen Milchviehhalter (BDM).Seit Jahren verhandelten die Molkereien mit den wenigen marktbeherrschenden Discountern die Preise und gäben diese dann den Landwirten als Milchlieferanten vor. Künftig müssten erst Landwirte und Molkereien im Dialog den Preis vorgeben, bevor der Einzelhandel Milchlieferungen bekommt. Nur dieses System ermögliche gerechte Preise und das Überleben der Bauernhöfe auch in der nächsten Generation, so Laub.Schon seit zwei Jahren verhandele der BDM vergeblich mit dem Milchindustrie-Verband und dem Einzelhandel. Letzterer stehe jetzt auch verstärkt unter Druck, weil inzwischen immer mehr Verbraucher Verständnis für die Lage der Landwirte äußerten und dies auch selbst gegenüber Einzelhändlern sagten, unterstrich Laub. In Gesprächen mit ihm hätten viele Konsumenten eingeräumt, sie seien bereit, etwas mehr Geld für Milchprodukte auszugeben, wenn dieses Geld bei den Bauern ankommt.Derzeit werde 70 Prozent der im Saarland produzierten Milch nicht mehr ausgeliefert. Nachbarregionen und auch das benachbarte Ausland zeigten sich solidarisch. Sie stünden nicht als Ersatzlieferanten bereit. Alleine 140 im BDM Saar organisierte Betriebe beteiligten sich am Lieferboykott der Molkereien, rund 40 Landwirte hätten sich mit ihren Traktoren am Samstag auch an der Blockade der Hochwald Molkerei in Saarbrücken beteiligt. Von der Molkerei war am Sonntag keine Stellungnahme zu bekommen.Auch Hans Lauer, Geschäftsführer des Bauernverbandes Saar betonte, es gehe im Streit um die Milchpreise für zahlreiche Landwirte jetzt ums Überleben. Das sich fortsetzende Sterben saarländischer Höfe sei von den Verbrauchern nicht sofort zu bemerken. Es zeige sich dadurch, dass die nächste Generation nicht mehr weitermacht. Für einen Hof fielen je nach Zahl der Kühe und zu erbringenden Leistungen des Betriebs Investitionen zwischen 500000 und einer Million Euro an. Darin seien keine Lohnkosten erhalten, da in Familienbetrieben jeder mit anpacke. Die Verbraucher könnten an den Einzelhandel appellieren, regionale Produkte anzubieten. Ihr Einfluss sei nicht gering, so Lauer.

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