Lebensmittelretter aus Saarbrücken Die Tafel macht zum ersten Mal Sommerpause

Ein Banner transportiert die Botschaft Weiß auf Orange über die Startseite im Internet: „SOMMERPAUSE+++Die Tafel Saarbrücken ist vom 1. Juli bis einschließtlich 21. Juli 2019 geschlossen.“ Zum ersten Mal in den 20 Jahren, seit es die Lebensmittelretter in Saarbrücken gibt.

Uwe Bußmann, dem Chef der Tafel, ist bewusst, dass diese Neuheit eine doppelte Herausforderung ist.

Zum einen für die 4500 Frauen, Männer und Kinder in Saarbrücken, die zu arm sind, um ohne die günstigen Lebensmittel über die Runden zu kommen. Dennoch müsse niemand verhungern, wenn die Tafel geschlossen bleibt. „Wir haben hier niemanden, der nichts hat“, sagt der Tafel-Vorsitzende.

Zum anderen seien in der für Juli angesetzten Pause die Lieferanten der Lebensmittel gefordert. Die Geschäfte müssen drei Wochen lang einen anderen Weg finden, die überschüssigen Waren abzugeben. „Dann zeigt sich auch, wie sehr die Tafel die Firmen entlastet“, sagt Bußmann.,

Gute Gründe für die erste Auszeit i der Vereinsgeschichte sieht der Tafel-Chef dennoch. „Unsere 120 Ehrenamtlichen brauchen einfach mal drei Wochen Ruhe. Es gibt Mitarbeiter, die dann zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder einen freien Samstag haben.“ Die Tafel Saarbrücken ist eine der wenigen in Deutschland, die an sechs Tagen in der Woche Lebensmittel verteilen. Selbst in der nun anberaumten Sommerpause werden nicht alle aus der Tafel-Mannschaft Ferien machen können.

Im roten Haus in der Straße Im Etzel ist unter anderem eine Umstellung der Computerprogramme zu bewerkstelligen. Die neuen Datenschutzvorschriften der EU gelten nicht nur für Firmen, sondern auch für Vereine wie die Tafel.

Außerdem sind die drei Pausen-Wochen eine gute Zeit, um die vier Tafel-Kühlwagen zu warten. Die müssen schließlich an jedem Werktag der Woche zuverlässig 60 Abgabestellen ansteuern, wo die Lebensmittel bereitstehen. 12 bis 15 Tonnen Lebensmittel pro Woche kommen dank der Tafel noch auf die Teller von armen Menschen und nicht in den Müll.

Umso ärgerlicher ist für die Tafelleute, dass der neuste Lieferwagen nach einer Vandalismusattacke mehrere Tage ausfällt. Klar sei der versichert. Aber die Selbstbeteiligung tue einem an so vielen Stellen geforderten Verein wie der Tafel noch weh genug.

Spuren von Zerstörungswut und krimineller Energie finden sich auch am Haus selbst. Das Gekrakel aus der Spraydose an der Fassade ist für Bußmann ebenso ärgerlich wie die wiederholten Versuche, die einbruchssichere Seitentür zu knacken. Die gab denn auch nie nach.

In Sicherheit sollte sich keiner wähnen, der sich am Haus und auf dem Parkplatz zu schaffen macht. Denn beide sind kameraüberwacht – und die Bilder brauchbar.

Ärgerlich sind die Angriffsspuren der gescheiterten Einbrecher für Uwe Bußmann und seine Leute wie alle Straftaten am Tafel-Eigentum. „Wen wollen denn die Täter damit treffen? Sie schaden doch nur den armen Menschen, die zu uns kommen. Und den Ehrenamtlichen, die für uns arbeiten.“

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